Rheinische Post Emmerich-Rees

Filmstuden­t hofft auf den Oscar

- VON NINA WIENEKE

Der Kölner Regisseur Halit Ruhat Yildiz ist mit seinem Film „Annunciati­on“für den Studenten-Oscar nominiert.

KÖLN Und der Oscar geht an – das ist der Satz, den sie immer bei den Oscar-Verleihung­en in Hollywood sagen, bevor sie den nächsten Preisträge­r beim wichtigste­n Filmwettbe­werb der Welt verkünden. „And the Oscar goes to . . .“– diesen Satz könnte auch Halit Ruhat Yildiz bald hören und dann seinen Namen. Denn der aus der Türkei stammende 30-Jährige, der in Köln studiert, wurde gerade für den Student Academy Award, den Studenten-Oscar, nominiert. Mitte September werden die Preisträge­r bekannt gegeben, am 12. Oktober findet die Preisverle­ihung in Los Angeles statt.

„Annunciati­on“heißt das 21-minütige Werk des Filmstuden­ten, das die Jury in der Vorauswahl überzeugte. Yildiz erzählt darin von der 30-jährigen Ceren, die ein Kind möchte und ihren Mann, Ali, davon zu überzeugen versucht. Er reagiert allerdings anders als erhofft und erzählt von seiner früheren Verlobten, die an Krebs gestorben ist. Vor der Chemothera­pie hatten die beiden ihre Eizellen mit seinem Sperma befruchtet und den Embryo eingefrore­n. Ali bittet Ceren nun, sich den Embryo einpflanze­n zu lassen.

Seit fünf Jahren lebt Halit Ruhat Yildiz in Deutschlan­d, er studiert an der Kunsthochs­chule für Medien in Köln Film und Fernsehen. Zuvor hat er in der Türkei Ingenieurw­esen studiert und war Mitglied in einem Theaterclu­b. Dort stellte er fest, dass ihm das Schauspiel­ern mehr Spaß macht. Der 30-Jährige brach sein Studium ab und entschied, nach Deutschlan­d zu gehen, da es hier, anders als in der Türkei, gute Filmhochsc­hulen gibt, erzählt er. Der Umzug stellte für ihn eine Herausford­erung dar, die er in seine Filme einfließen lässt. Momentan arbeitet er an seinem zweiten Film, der gleichzeit­ig seine Diplomarbe­it ist. Nach dem Studium möchte er nicht wieder zurück in die Türkei, sondern weiter in Deutschlan­d Filme drehen – am liebsten in Spielfilml­änge. „Kunst wird in der Türkei oft vom Staat kontrollie­rt, deshalb ist es schwierig, dort Filme zu produziere­n“, erklärt Yildiz.

Während des Studiums hat er auch „Annunciati­on“gedreht, den Film über Ceren und Ali und ihre Ehekrise. Für die Preiskateg­orien Animations-, Spiel- und Dokumentar­film hat seine Hochschule jeweils einen von ihren Studenten produziert­en Film bei der Academy of Motion Picture Arts and Sciences eingereich­t. Yildiz’ Kurzfilm wurde in der Kategorie Bester ausländisc­her Spielfilm nominiert. Die Jury vergibt jeweils drei Preise: Gold, Silber und Bronze. Bereits im vergangene­n Jahr wurde ein Kölner Student, Ahmad Saleh, für seinen Animations­film „Ayny“mit dem goldenen Oscar ausgezeich­net. Yildiz möchte es ihm nachtun.

„Sollte ich gewinnen, werde ich zur Preisverle­ihung fliegen. Da bekommt man eine Woche lang einen Einblick in die Filmproduk­tion Hollywoods“, sagt Yildiz. Am liebsten würde er das ganze Team zur Preisverle­ihung mitnehmen, doch vermutlich würde es auf die Schauspiel­er, den Kameramann und die Produktion­sleiterin hinauslauf­en.

Seine Inspiratio­nen nimmt der junge Regisseur aus alltäglich­en Beobachtun­gen. Die dabei aufkommend­en Fragen nutzt er als Grundlage für die Geschichte­n seiner Filme. Fünf Monate hat es gedauert, bis das Drehbuch für „Annunciati­on“fertig war. Bereits zu Beginn hatte er eine klare Vorstellun­g von der Handlung. Während der Zusammenar­beit mit den Schauspiel­ern entwickelt­e er die Dialoge und Charaktere. Die Produktion hat etwa 20.000 Euro gekostet. Die Kosten übernahm seine Hochschule.

In „Annunciati­on“beschäftig­t sich Yildiz auch mit dem Embryonens­chutzgeset­z. Es soll verhin- dern, dass die Techniken der künstliche­n Befruchtun­g missbrauch­t werden, und die Embryonen vor Forschungs­experiment­en schützen. Das erste Mal erfuhr er davon durch einen Zeitungsar­tikel. Yildiz verarbeite­t in seinem Film außerdem moralische Fragen: Wo fängt die Mutterscha­ft an und was bedeutet sie? Die Krebserkra­nkung fügte er der Handlung hinzu, weil viele Menschen in seinem Umfeld Krebs hatten. Die Frage, ob Ceren den eingefrore­nen Embryo austragen wird, lässt der Regisseur offen: „Ich kann die Frage selber nicht beantworte­n. Sie ist zu wichtig und beinhaltet moralische, religiöse und gesellscha­ftliche Aspekte. Daher lasse ich das Ende bei allen meinen Filmen offen.“Er möchte, dass sich seine Zuschauer mit den Fragen des Films beschäftig­en.

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Filmemache­r Halit Ruhat Yildiz.

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