Rheinische Post Emmerich-Rees

Rheinische Wiesn

- VON JULIA LÖRCKS UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Bier, Weißwurst und Gaudikapel­len: Oktoberfes­te sind auch im Rheinland sehr beliebt. Allein 60.000 Besucher kommen zum Feiern nach Xanten.

DÜSSELDORF/XANTEN Das größte Oktoberfes­t am Niederrhei­n steigt in Xanten. Macher der mittlerwei­le 19. Wiesn in Wardt ist Wilfried Meyer (63). Der Leiter des örtlichen Freizeitze­ntrums hatte 1998, nach einem Besuch mit Freunden auf dem Münchener Oktoberfes­t, die Idee dazu. Ein Jahr später ging im Xantener Ortsteil Wardt das erste Oktoberfes­t über die Bühne. Damals feierten knapp 500 Gäste im Festzelt, heute werden an der Xantener Südsee mehr als 60.000 Besucher vom 5. bis zum 29. Oktober erwartet. „Das Xantener Oktoberfes­t ist ganz nah am Original“, sagt Meyer.

In Nordrhein-Westfalen hält der Hype um den alljährlic­hen bayerische­n Exportschl­ager ungebroche­n an. Neben den „Xantener Wiesn“haben sich landesweit längst eine Vielzahl ähnlicher Veranstalt­ungen etabliert. Viele Oktoberfes­te sind bereits seit Wochen und Monaten, einige sogar schon seit einem Jahr ausverkauf­t. Was auch daran liegt, dass die „Wiesn“in NRW in deutlich kleinerem Rahmen stattfinde­n als das berühmte Vorbild, in der Regel auch ohne Kirmes. Und auch nicht drei Wochen am Stück, sondern meist nur an Wochenende­n in einem einzigen Festzelt.

Der Stimmung tut das aber keinen Abbruch. Denn gefeiert wird wie bei den „großen Bayern“: Mit Bier und Gaudikapel­len. Serviert werden Leberkas-Semmel, Backhendl mit Kartoffel-Gurkensala­t und Weißwürste. Beim Rheinische­n Oktoberfes­t Neuss-Düsseldorf (Rennbahn Park Neuss, 29. September bis 7. Oktober) gibt es zudem Prosecco auf Eis und Champagner; die Halbliterf­lasche für 69 Euro. In Duisburg verzichtet man darauf. Dort stößt man vor allem mit Oktoberfes­tbier an. Die Gaudi in der Villa Rheinperle am Duisburger LogPort, für die es nur noch wenige Restkarten für den 7. Oktober gibt, bewirbt man als „die Kulturvera­nstaltung am Niederrhei­n“, wo rheinische­r Frohsinn auf bayerische Gemütlichk­eit trifft.

Wenn man Meyer danach fragt, wieso sein Oktoberfes­t in Xanten so beliebt sei, dann antwortet er, dass es eben sehr authentisc­h sei, sehr nah am Original. Unverfälsc­ht. Das Festzelt bei ihm sei mit 534 Bierzeltga­rnituren bunt geschmückt. Im Ausschank befinde sich das Oktoberfes­t-Bier Löwenbräu, das – wie auch in München – ausschließ­lich von Kellnern am Tisch serviert werde. Neben den typischen Speisen spiele auch die Musik eine zentrale Rolle wie die Oberbayern-Band. Jene Kultband, die seit 18 Jahren auf dem Oktoberfes­t in Xanten aufspielt und dort mittlerwei­le viele Fans hat.

Gefeiert wird in diesem Jahr unter anderem auch wieder an der Rheinprome­nade in Wesel am 22. und 23. September. Zum elften Mal heißt es „O‘zapft is“in Düsseldorf auf den Niederkass­eler Rheinwiese­n. Veranstalt­er ist der St. Sebastianu­s Schützenve­rein Düsseldorf­Niederkass­el. Die Große Hildener Karnevalsg­esellschaf­t lädt vom 14. bis 17. September zum Maßtrinken ein. Dort kann man bei der „BayernOlym­piade“seine Kräfte im Fingerhake­ln und Baumsägen unter Beweis stellen.

Festverans­talter Meyer schaut sich heute in München um. Die Eröffnung des Oktoberfes­tes, zu der er stets von seinen bayerische­n WiesnWirt-Kollegen eingeladen wird, nutzt er, um sich Anregungen für Xanten zu holen. „Sehr zum Leidwesen meiner Mitarbeite­r, denn meistens bringe ich viele neue Ideen mit.“

Neuerungen gibt es aber schon jetzt. So wird in diesem Jahr in einem neuen Zelt gefeiert. Viel größer ist es nicht, dafür aber komfortabl­er. In den Genuss davon kommen die Besucher des VIP-Bereichs. Den gibt es in Xanten selbstvers­tändlich auch, selbst wenn die Promidicht­e mit der in München nicht konkurrier­en kann. Und Meyer hat eine alte Löwenbräu-Hausbox erworben. „Damit kommen wir dem Original wieder ein Stück näher“, sagt er. Auf Münchner Wiesn-Niveau liegen die Bierpreise: 10,80 Euro kostet die Maß in Xanten – genauso viel wie im Löwenbräu-Zelt in Bayern.

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FOTO: ARMIN FISCHER Zum Xantener Oktoberfes­t, wie hier 2016, werden 60.000 Besucher erwartet.

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