Rheinische Post Emmerich-Rees

Zweimal ausverkauf­t: Metallica-Festspiele in Köln

- VON PHILIPP HOLSTEIN

KÖLN Rührende Szene am Rande: Ein Mann hält sein Smartphone Richtung Bühne, weil er filmen will, wie die Band den Song „One“spielt. Das Problem ist aber, dass er während des Filmens kein Bier trinken kann, was in einem Metallica-Konzert natürlich doof ist. Also ernährt ein Freund den Hobby-Filmer mit Bier aus dem Plastikbec­her. Nach dem Lied boxt der Versorgte dem Besorgten aus Dankbarkei­t gegen den Oberarm. Kumpelroma­ntik.

In Köln sind gerade MetallicaF­estspiele. Die kalifornis­che MetalBand hat ein Ladenlokal in der Innenstadt gemietet und verkauft dort T-Shirts und Poster. Und in der Lanxess-Arena tritt sie zweimal vor ausverkauf­tem Haus aus – jeweils 18.500 Fans. Das erste Konzert (das zweite findet heute statt) war okay, aber nicht großartig. Metallica kamen selten in Fahrt, sie traten hochtourig auf der Stelle. Sie stellten tiefergele­gte Wucht-Ungetüme in die Halle, sorgten aber nicht dafür, das Ventil zu öffnen. Es gab keine Triebabfuh­r. Das lag vor allem daran, dass Leadgitarr­ist Kirk Hammett nicht so recht zum Zuge kam.

Bemerkensw­erte Momente während des rund zweieinhal­bstündigen Auftritts lieferten lediglich die Klassiker. „Seek & Destroy“etwa und „Master Of Puppets“. Einige Ansagen von Sänger und Rhythmus-Gitarrist James Hetfield waren ebenfalls köstlich. „Wer ewig leben will, muss zuerst sterben“, sagte er. Weiser Satz. Und als er einen zwölfjähri­gen Fan entdeckte, rief er: „„Ich wünschte, ich hätte mit zwölf auch schon zu Metallica gehen können.“

Die Bühne lag mitten in der Halle, Allerdings nahmen Metallica immer wieder das Tempo raus und agierten allzu statisch, als dass sie in dieser 360-Grad-Szenerie über längere Distanz Energie hätten entfesseln können. Einmal stießen Quader mit Trommeln aus dem Boden. Die Bandmitgli­eder stellten sich davor und schlugen zu, die Quader verfärbten sich. Die Musiker wirkten wie diese japanische­n Trommler, die so gerne für innerstädt­ische Kulturfest­ivals gebucht werden.

Kenner freuten sich noch über das grandiose „Blackened“als Zugabe. Und zum Abschluss spielten Metallica „Nothing Else Matters“und „Enter Sandman“.

Exit Light. Enter Night.

Newspapers in German

Newspapers from Germany