Rheinische Post Emmerich-Rees

Im Gefolge der Kanzlerin

- VON FLORIAN RINKE

73 Mal begleitete­n Wirtschaft­svertreter Angela Merkel oder einen ihrer Minister in dieser Legislatur­periode auf Reisen. Mit an Bord war dabei alles, was Rang und Namen hat – von BASF bis VW. Ein Konzern war besonders häufig dabei.

DÜSSELDORF Das Treffen war mit Spannung erwartet worden: Angela Merkel trifft Donald Trump. Im Frühjahr reiste die Bundeskanz­lerin zu dem Mann, der angekündig­t hatte, als US-Präsident vor allem ein Motto zu verfolgen: America first. In der deutschen Wirtschaft hatte dies für mulmige Gefühle gesorgt, immerhin sind die USA einer der wichtigste­n Handelspar­tner. Also flogen gleich drei Manager mit, um Merkel

Egal ob Merkel nach China, Saudi-Arabien oder in die USA fliegt –

Joe Kaeser ist dabei

zu unterstütz­en: Der Chef des Industriek­onzerns Siemens, Joe Kaeser, der Chef des Automobilz­ulieferers Schaeffler, Klaus Rosenfeld, und der Chef des Autoherste­llers BMW, Harald Krüger.

Außenpolit­ik, das machte diese Reise mal wieder klar, ist beim Exportwelt­meister Deutschlan­d auch immer Wirtschaft­spolitik. Wie eng die Bundesregi­erung und die Wirtschaft dabei zusammenar­beiten, zeigt eine Aufstellun­g als Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken, über die die „Wirtschaft­swoche“nun berichtet: 73-mal reisten die Kanzlerin oder Bundesmini­ster demnach in dieser Legislatur­periode mit Vertretern der Wirtschaft um die Welt, um für „Made in Germany“zu werben.

Kein Unternehme­n war dabei so häufig vertreten wie Siemens: 32mal schickte der Industriek­onzern mindestens einen Manager mit. Dabei reisen die Siemens-Manager vorzugswei­se mit der Kanzlerin, dem Außen- oder Wirtschaft­sministeri­um.

Beispiel China: Bei ihrer Reise im Sommer 2016 wurde Merkel von insgesamt 20 Wirtschaft­svertreter­n begleitet. Mit an Bord waren unter anderem Thyssenkru­pp-Chef Heinrich Hiesinger, Airbus-Chef Tom Enders sowie der Geschäftsf­ührer der Deutschen Fußball-Liga, Christian Seifert – und Siemens-Chef Joe Kaeser.

Im Frühjahr 2017 reiste Merkel dann nach Saudi-Arabien. Hier begleitete­n sie unter anderem der Geschäftsf­ührer der Düsseldorf­er SMS-Gruppe, Burkhard Dahmen, Lufthansa-Chef Carsten Spohr – und natürlich war auch Kaeser wieder mit der Kanzlerin unterwegs.

Neben Siemens nutzen vor allem sehr große Familienun­ternehmen die prestigetr­ächtigen Delegation­sreisen. 16-mal saßen Manager des Maschinen- und Anlagenbau­ers Voith in einem Regierungs­flieger. Der Entsorgung­skonzern Alba war 15-mal vertreten. An der Spitze des Berliner Recyclingu­nternehmen­s stehen die Brüder Axel und Eric Schweitzer, die sich die Reisen aufteilen. Eric ist Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags (DIHK). Auch der Landmaschi­nenbauer Claas (zwölfmal) aus dem ostwestfäl­ischen Harsewinke­l , Gipsproduz­ent Knauf (elfmal) und Tunnelbohr­er Herrenknec­ht (elf- mal) begleitete­n die Regierung gerne ins Ausland.

Bei der Häufigkeit der Reisen mit der Bundesregi­erung seit 2013 folgen hinter Siemens (32 Reisen), Voith (16) und Alba/DIHK (15) auf den weiteren Plätzen der Essener Stahlkonze­rn Thyssenkru­pp (15), Claas und die Lufthansa (je 12), Volkswagen, BASF, Knauf, Herrenknec­ht und die staatliche Förderbank KfW (11) sowie die Deutsche Bahn mit zehn Reisebegle­itungen.

 ?? FOTO: DPA ?? Unterwegs mit der Wirtschaft: Als Bundeskanz­lerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump sich im März trafen, saßen deutsche Wirtschaft­svertreter mit am Tisch: Siemens-Chef Joe Kaeser (l.) reiste ebenso mit wie Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld...
FOTO: DPA Unterwegs mit der Wirtschaft: Als Bundeskanz­lerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump sich im März trafen, saßen deutsche Wirtschaft­svertreter mit am Tisch: Siemens-Chef Joe Kaeser (l.) reiste ebenso mit wie Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld...

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