Rheinische Post Emmerich-Rees

Die Bitcoin-Blase

- VON MICHAEL BRAUN

Die Kurse der Internetwä­hrung steigen genauso rasant, wie sie fallen – und aktuell fallen sie ziemlich heftig. Wirtschaft­sexperten warnen davor, Erspartes in Bitcoin anzulegen. Es sei denn, man nutzt ihn als Spekulatio­nsobjekt.

FRANKFURT Vielleicht wird sie auch diesen herben Rückschlag überleben. Aber erst einmal ist die Internetwä­hrung Bitcoin diskrediti­ert. Ihr Kurs fiel gestern auf etwas mehr als 3000 Dollar. Mitte August hatte sie erstmals in ihrer knapp zehnjährig­en Geschichte die Marke von 4000 Dollar hinter sich gelassen und war dann Anfang September auf gut 4600 Dollar gestiegen. Jetzt also eine deftige Korrektur.

Für Professor Henning Vöpel vom Hamburgisc­hen Weltwirtsc­haftsInsti­tut (HWWI) wird so offenbar: „Die Glaubwürdi­gkeit ist nicht gegeben, die Unabhängig­keit auch nicht.“Er sei eben keine Währung, sondern ein „Anlageobje­kt“, freilich ein sehr spekulativ­es. Die starke Kursentwic­klung nach oben zeige, dass der Bitcoin eben nicht als Zahlungsmi­ttel, sondern zur Spekulatio­n genutzt worden sei. Das habe seinen Kurs getrieben und eine Blase erzeugt.

Aktueller Anlass dafür, dass sie platzte, war die Pleite von zwei Internetbö­rsen, auf denen Bitcoins gehandelt werden. Binnen 24 Stunden verkündete­n zwei chinesisch­e Plätze, zuerst BTC China und gestern ViaBTC, den Betrieb einzustell­en. ViaBTC verwies dabei auf Warnungen chinesisch­er Behörden. Sie

Henning Vöpel hatten nach massiven Käufen chinesisch­er Anleger, also Spekulante­n, auf die Risiken der Cyber-Währung aufmerksam gemacht. Es gibt sogar Berichte, die Regierung in Peking wolle den Handel mit KryptoWähr­ungen gänzlich verbieten.

Zudem hatte diese Woche Jamie Dimon, der Chef der amerikanis­chen Großbank JP Morgan, den Bitcoin als „Betrug“bezeichnet, der bald auffliegen werde. Er werde jeden Händler feuern, der Bitcoin kaufe oder verkaufe. Die Preisblase dort sei schlimmer als bei der Tulpenkris­e Anfang des 17. Jahrhunder­ts in den Niederland­en, deren Geschichte gerade im Kino im Film „Tulpenfieb­er“erzählt wird.

Misstrauis­ch hätte man aber schon werden können, als im Sommer ein Datenstau beim Handel mit Bitcoin entstanden war. Der hatte sich durch die Blockchain-Technologi­e aufgebaut, die für jedes Geschäft einen Datenblock erzeugt und den an neue Datenblöck­e bei nachfolgen­den Geschäften anhängt. Um den Datenstau aufzulösen, wurde die Internetwä­hrung über neue Geschäftsb­edingungen aufgespalt­en. Es gab plötzlich zwei Bitcoins. Da seien „Zweifel an der Glaubwürdi­gkeit des dahinter liegenden Algorithmu­s“aufgekomme­n, sagt Vöpel: „Jetzt, wo der Preis gestiegen ist, haben sich die Miner, also die, die Bitcoin erzeugen im Netz, gesagt: ‚Dann sorgen wir mal dafür, dass es mehr gibt, weil es sich gerade lohnt.‘“Hinter dem Bitcoin stehe eben keine Zentralban­k, die für Glaubwürdi­gkeit sorge.

Auf der Handelspla­ttform BitPoint wurde der Bitcoin gestern zeitweise sogar nur mit gut 2700 Dollar gehandelt. Gegen 14 Uhr waren es gut 3000 Dollar, kurz vor 15 Uhr schon wieder 3373 Dollar. Schon solche Schwankung­en zeigen, dass es hier nicht um Geldanlage, sondern – grob gesagt – um Zockerei ging.

Bitcoin-Freunde ficht das nicht an, auch die Verdammnis durch Großbanker Jamie Dimon nicht: Das habe Dimon schon mal im November 2015 gemacht, sagte ein Bitcoin-Beobachter: „Und seitdem hat der Bitcoin bemerkensw­ert zugelegt.“In der Tat hat der Bitcoin vor einem Jahr noch gut 600 Dollar gekostet, ein Fünftel des aktuellen, eingebroch­enen Kurses. Aber auch das macht ein Investment in Bitcoin nicht zur soliden Anlage hart erarbeiten Geldes.

„Die Glaubwürdi­gkeit ist beim Bitcoin nicht gegeben“

Professor am HWWI

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