Rheinische Post Emmerich-Rees

Ex-Bauer will auf Ticket der Kommuniste­n nach Berlin

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Wilhelm Bovenkerk arbeitet in Isselburg und kandidiert mit Unterstütz­ung von Linksextre­misten.

HAMMINKELN (sep) Ein Ex-Landwirt, heute in einem Isselburge­r Bierverlag tätig, tritt mit Unterstütz­ung der Marxistisc­h-Leninistis­chen Partei (MLPD)/Internatio­nalistisch­e Liste für den Wahlkreis Kleve an: Der Loikumer Wilhelm Bovenkerk (48), offiziell parteilose­r Kandidat, ist ganz sicher einer der ungewöhnli­chsten Politiker, die am Sonntag am Niederrhei­n zur Wahl stehen. Aus Frust über die Landwirtsc­haftspolit­ik der Bundesregi­erung sei er angetreten, erklärt Bovenkerk. „Man hat mich kaputtgema­cht“, sagt der 48-jährige verheirate­te Vater von zwei Kindern.

Und dann erzählt er von seinem Leben: 170 Kühe habe er einmal gehabt, dann aber wegen der Milchpreis­e aufgeben müssen. Seine Flächen habe er verkaufen müssen. Dass er nun ausgerechn­et für die Ideen der linksradik­alen Splitterpa­rtei Internatio­nalistisch­e Liste/ MLPD eintritt, die bisher nicht sonderlich als Interessen­svertreter der Landwirte wahrgenomm­en wurde, ficht Bovenkerk nicht an. „Wir sind keine Kommuniste­n“, sagt er sogar im Brustton der Überzeugun­g. „Wir sind Marx und Engels.“Über das Wirken von Marx habe er mal einen Kinofilm gesehen, das habe ihn überzeugt. Bovenkerk sagt aber auch, Kommunismu­s sei „nicht gerade die Super-Aktion“gewesen.

Im Wahlkreis Kleve ist der Hamminkeln­er als Person kaum aufge- treten, aber seine Plakate waren von Rees bis Kleve zu sehen. In die Politik will er nun, um „die Leute zur Rechenscha­ft ziehen“, wie er sagt. Er sei der einzige Bewerber für den Bundestag im Wahlkreis, der mit den Händen arbeite. Wer genau sein Arbeitgebe­r ist, das will er nicht sagen. Für einen Bierverlag in Isselburg sei er heute tätig, sagt der Loikumer. Es gebe einige Landwirte, die ihn bei seiner Kandidatur unterstütz­en, doch auch deren Namen wolle er nicht nennen. Von der Internatio­nalistisch­en Liste/MLPD werde er unterstütz­t. Die Partei sei auf ihn zugegangen, weil er sich vor einigen Jahren mal bei einer Kundgebung geäußert habe. Ziel der MLPD: eine Revolution, danach eine Diktatur des Proletaria­ts, sogar auf die Politik des Massenmörd­ers Josef Stalin beruft man sich. Bovenkerk denkt erst einmal nur an seinen eigenen Wahlerfolg. Er werde sich für Arbeiter und Bauern einsetzen. 250 Stimmen habe er mit Hilfe von Internatio­nalistisch­e Liste /MLPD in seinem Wahlkreis im Vorfeld gesammelt, sagt Bovenkerk. Nötig wären nur 200 Stimmen gewesen.

Jetzt hofft Wilhelm Bovenkerk auf seinen Wahlerfolg – ausgerechn­et im Nachbarkre­is. In Wesel gab es bereits einen Kandidaten für die MLPD, deshalb habe er nach Kleve ausweichen müssen. Dort will er jetzt gewinnen – für einen Arbeiterun­d Bauernstaa­t.

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FOTO: ELISABETH HANF Wilhelm Bovenkerk (48) ist ganz sicher einer der ungewöhnli­chsten Politiker, die am Sonntag am Niederrhei­n zur Wahl stehen.

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