Rheinische Post Emmerich-Rees

Petry will nicht in die AfD-Fraktion

- VON JULIA RATHCKE

Nach dem Wahlerfolg gibt es schon Streit. Die Partei steht vor einer Spaltung.

BERLIN AfD-Chefin Frauke Petry will der AfD-Fraktion im Bundestag nicht angehören, sondern als Einzelabge­ordnete ins Parlament einziehen. Nach langem Überlegen habe sie sich dazu entschiede­n, erklärte Petry gestern bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit ihrem Co-Parteichef Jörg Meuthen sowie den Spitzenkan­didaten Alexander Gauland und Alice Weidel – und verließ den Saal.

Die anderen AfD-Politiker wurden von Petrys Ankündigun­g offensicht­lich überrascht: „Wir wissen alle drei die Gründe für Petrys Verhalten nicht“, sagte Gauland. Aber schon im Wahlkampf hatten sich Differenze­n abgezeichn­et. „Wir haben als Team gearbeitet, und Frau Petry ist da leider ausgescher­t“, sagte Meuthen nach ihrem Abgang.

Petry erklärte später, sie wolle weiterhin „Realpoliti­k im guten Sinne einer konservati­ven Politik machen“, deshalb werde sie „vorerst als fraktionsl­ose Abgeordnet­e im Bundestag“arbeiten. Ob sie eine eigene Fraktion oder Parlamenta­riergruppe anstrebt, ließ sie offen. Um eine eigene Fraktion zu bilden, müsste sie mindestens 35 Abgeordnet­e dazu bringen, sich ihr anzuschlie­ßen.

In einem langen schriftlic­hen Statement warb Petry für ihre Pläne, um bis 2021 regierungs­fähig zu werden. „Dafür müssen gute programmat­ische Lösungen von glaubwürdi­gen politische­n Köpfen vertreten werden“, schreibt Petry, „ohne dass schrille und abseitige Äußerungen einzelner Vertreter das Ansehen in der Öffentlich­keit dominieren“. Wähler und Parteikoll­egen bat sie um Verständni­s. Weidel und ihr Bundesvors­tandskolle­ge André Poggenburg forderten Petry indes bereits auf, aus der Partei auszutrete­n, „um einem Ausschluss­verfahren zuvorzukom­men“.

Eine Spaltung der Partei könnte auch die NRW-AfD unter Petrys Ehemann Marcus Pretzell betreffen. Schon länger kursieren Gerüchte über entspreche­nde Pläne der beiden. Aus Parteikrei­sen heißt es aber, dass sie kaum noch Mitglieder mobilisier­en könnten. Unterdesse­n spaltete sich gestern die AfD-Landtagsfr­aktion in Mecklenbur­g-Vorpommern auf: Vier der 17 Abgeordnet­en gründeten eine neue Fraktion.

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