Rheinische Post Emmerich-Rees

Grenzregio­n hofft auf weniger Bürokratie

- VON THOMAS REISENER

Heute bricht Laschet zu seiner ersten Auslandsre­ise auf. Die Euregio Rhein-Maas will ihn beim Wort nehmen.

DÜSSELDORF Heute bricht NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) zu seiner ersten Auslandsre­ise auf. Dass sie ihn in die Niederland­e führt, begründete Laschet in seiner Regierungs­erklärung mit „dem besonders hohen politische­n Stellenwer­t des Benelux-Raums für die NRW-Koalition“. Laschet will mit König Willem-Alexander und Ministerpr­äsident Mark Rutte über „qualitativ­e, substantie­lle Verbesseru­ng der Zusammenar­beit nachdenken“.

Welche das sein könnten, davon hat Michael Dejozé genaue Vorstellun­gen. Der ehemalige Kriminolog­e ist seit November Chef des StädteNetz­werkes „Euregio Maas-Rhein“, die seit rund 60 Jahren den grenz- überschrei­tenden Alltag der inzwischen vier Millionen Menschen in der Drei-Länder-Region um Aachen, Lüttich und Maastricht vereinfach­en will. „Es gibt 40.000 Berufspend­ler, die bei uns täglich über die Grenze wechseln“, berichtet Dejozé. Seine Erwartung an die neue Landesregi­erung in NRW: „Landespoli­tik ist oft auf die Belange des Binnenland­es und der großen Städte ausgericht­et. Wir hoffen, dass Herr Laschet und die niederländ­ische Seite den Fokus mehr auf die Menschen ausrichten, deren Leben sich zwischen beiden Staaten abspielt.“

Als Beispiel nennt er die Schwierigk­eiten der Betroffene­n bei der Anerkennun­g ihrer jeweiligen Berufsabsc­hlüsse im Nachbarlan­d. Auch bei banalen Alltagsthe­men wie der Anerkennun­g von Bus- und Bahnticket­s jenseits der Grenzen sieht Dejozé Verbesseru­ngspotenzi­al. „Es gibt zwar ein Euregio-Ticket, aber das ist mehr für Touristen als für Berufspend­ler konzipiert.“

Vor wenigen Wochen habe der Pharmakonz­ern Arion in der Nähe von Heerlen eine Fabrik genau auf die Grenze gesetzt und dabei die nationalen Unterschie­de beim Baurecht kennengele­rnt. „Auf der einen Grenzseite hieß es, die Fenster müssen geschlosse­n sein, damit kein Rauch nach außen dringt. Auf der anderen hieß es, sie müssen geöffnet werden können, damit Luft reinkommt“, erzählt Dejozé.

Die Niederland­e sind Deutschlan­ds viertwicht­igster Handelspar­tner nach den USA, Frankreich und Großbritan­nien. Der Umfang des Handels zwischen beiden Nationen betrug 2016 rund 162,7 Mrd. Euro.

Zentrale Bedeutung für Deutschlan­d hat der Rotterdame­r Hafen, der sich auch als „größter deutscher Hafen“vermarktet. Was Laschet in seiner Regierungs­erklärung so ausgedrück­t hat: „Unser Seehafen heißt nicht Hamburg, sondern Rotterdam. Auch den werde ich besuchen.“

Im Koalitions­vertrag betont die schwarz-gelbe Koalition mehrfach die hohe Priorität der deutsch-niederländ­ischen Beziehunge­n und verspricht etliche Verbesseru­ngen in der Zusammenar­beit. Neben der Vereinfach­ung der Bürokratie bei grenzübers­chreitende­n Wirtschaft­sunternehm­ungen soll auch die binational­e Kriminalit­ätsbekämpf­ung gestärkt werden.

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FOTO: EUREGIO Grenzübers­chreitende Radwege, die nach dem Knotenpunk­t-System funktionie­ren, gibt es schon.

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