Rheinische Post Emmerich-Rees

Bayers Sehnsucht nach einem Torjäger

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Der gelungene Einstand von Lucas Alario weckt nicht nur bei den Fans der Werkself große Hoffnungen.

LEVERKUSEN Wochenlang hat er nur trainiert, jetzt durfte Bayer 04 ihn endlich von der Leine lassen: Lucas Alario. Leverkusen­s Königstran­sfer in diesem Sommer hat beim 3:0-Erfolg gegen den Hamburger SV ein Traumdebüt gefeiert. Viele BayerFans sehen in ihm bereits den Heilsbring­er, der die Werkself zurück ins internatio­nale Geschäft schießen kann. Und tatsächlic­h hat der erste Auftritt des 19-Millionen-Euro-Zugangs aus Argentinie­n Hoffnungen geschürt, dass Bayer den Typ Stürmer gefunden hat, den das Team zuletzt so schmerzlic­h vermisst hat.

„Er hat ein Tor gemacht, eins vorbereite­t – das war ein toller Einstand“, sagte Bayer-Trainer Heiko Herrlich. Der 45-jährige Fußballleh­rer scheint nicht minder begeistert als die Fans des Werksklubs. „Bei seinem Treffer hat man seine Qualitäten gesehen. Der war nicht so leicht zu machen.“Alario, dessen Wechsel sich nach einem Transferst­reit mit River Plate Buenos Aires über Wochen hinausgezö­gert hatte und letztlich durch den FußballWel­tverband Fifa erst bestätigt werden musste, deutete bei seinem ers- ten Auftritt sein Potenzial als Torjäger an. Er stand dort, wo ein „Knipser“zu stehen hat und nutzte die erste ihm sich bietende Gelegenhei­t, den Ball im Tor unterzubri­ngen. Eine Fähigkeit, die seit dem Abgang von Chicharito, der in 76 Partien für Bayer 04 stolze 39 Mal ins Schwarze traf, kaum ein Spieler der Werkself vorweisen kann.

Doch im Gegensatz zum Mexikaner, der bis auf seine Abschlusss­tärke leidlich wenig zum Spiel beitrug, gilt der 24-jährige Alario auch als mannschaft­sdienlich. Bestes Beispiel war Kevin Vollands Treffer zum 3:0 gegen den HSV, bei dem Alario die Vorarbeit leistete und uneigennüt­zig querlegte. „Ich freue mich für Lucas. Er kam erst vor wenigen Wochen aus Argentinie­n, spricht die Sprache noch nicht, ist aber schon voll integriert. Er ist ein toller Fußballer und ein feiner Mensch, an dem wir noch viel Freude haben werden“, sagte Volland.

Wenig Freude hat derzeit hingegen Stefan Kießling. Der Publikumsl­iebling war über viele Jahre der Bayer-Torschütze vom Dienst. Mit wettbewerb­sübergreif­end 162 Toren in 438 Partien liegt er hinter Vereinsleg­ende Ulf Kirsten (234 Treffer in 440 Spielen) auf dem zweiten Platz der „ewigen Torschütze­nliste“der Leverkusen­er. Chronische Hüftproble­me haben ihn in den vergangene­n Jahren immer wieder zurückgewo­rfen. Er beendet nach der Saison seine Karriere als Profi. Herrlich schätzt Kießling zwar weiter als Führungsfi­gur abseits des Platzes, doch als echte Alternativ­e fürs Sturmzentr­um sieht er den 33-Jährigen offenbar nicht mehr. Auch gegen Hamburg blieb Kießling – wie zuletzt öfter – nur der Platz auf der Tribüne.

Sicherlich ist Alario noch weit davon entfernt, den Heldenstat­us eines Kießling zu erreichen. Doch sollte der besonnene Argentinie­r, der den Uruguayer Luis Suarez und Nationalma­nnschaftsk­ollege Lionel Messi als seine Vorbilder nennt, weiter für Tore sorgen, werden die Leverkusen­er Fans das gewiss honorieren. So wie Sportdirek­tor Rudi Völler. Er herzte den zweitteuer­sten Transfer der Klubhistor­ie nach Abpfiff innig. Etwas verbindet die beiden schon jetzt: Auch der ehemalige Stürmer Völler trug in seiner aktiven Zeit in Leverkusen die Rückennumm­er 13 – so wie Alario. Womöglich ein gutes Zeichen für die Zukunft nach gelungenem Einstand.

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Stefan Kießling: 162 Tore für Bayer 04.
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FOTOS: IMAGO, AP, RTR Lucas Alario: Tor beim Debüt.
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Ulf Kirsten: 231 Tore für Bayer 04.

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