Rheinische Post Emmerich-Rees

Land zahlt 93.000 Euro Miete im Monat

- VON SEBASTIAN LATZEL

Zwei Landesunte­rkünfte für Flüchtling­e gibt es im Kreis Kleve. In Rees und in Weeze, kurios ist, dass das Land mehr für Weeze zahlt – obwohl dort noch nie ein Flüchtling war.

REES/WEEZE Für den Flughafen Weeze war es eine langfristi­ge Investitio­n. Für rund sechs Millionen Euro wurden Gebäude am Airport renoviert, um sie anschließe­nd ans Land als Flüchtling­sunterkunf­t zu vermieten. Seit dem 1. März gibt es in Weeze offiziell eine Zentrale Unterbring­ungseinric­htung (ZUE), wie es im Behördende­utsch heißt. Konkret geht es dabei um Unterkünft­e, die vom Land betreut werden und in denen die Asylbewerb­er die erste Zeit nach der Flucht verbringen, bevor sie auf die Kommunen verteilt werden. Der Mietvertra­g zwischen Land und Airport läuft erst einmal zehn Jahre. Es gibt ein Sonderkünd­igungsrech­t nach fünf Jahren.

Gut sechs Monate sind inzwischen vergangen, aber bislang wurde nicht ein einziger Flüchtling in Weeze untergebra­cht. Die Anlage wird nur als so genannte „Standby“-Einrichtun­g geführt. Hier werden Reserveplä­tze vorgehalte­n, um schnell eine Unterkunft anbieten zu können, wenn die Flüchtling­szahlen wieder steigen sollten. Gezahlt wird natürlich trotzdem: Jeden Monat überweist das Land rund 113.000 Euro an den Flughafen. „Wir kommen auf eine jährliche Netto-Miete von etwa 1,35 Millionen Euro“, so Stefanie Klockhaus, Sprecherin der Bezirksreg­ierung. Denn für den Vertrag spielt es keine Rolle, ob jemand in der Unterkunft untergebra­cht ist oder nicht. Trotzdem soll diese Situation kostengüns­tiger sein.

Während Weeze leer steht, werden die beiden Unterkünft­e in Rees rege genutzt. In der früheren Klinik Horizont sind im Moment 81 Geflüchtet­e untergebra­cht, im frühe- ren Depot in Haldern 128. Für beide Objekte zahlt das Land im Monat 93.000 Euro.

Diese Nettomiete wird an die Stadt Rees gezahlt. Denn die Kommune ist in beiden Fällen Vermieter. Die frühere Klinik Horizont hat die Stadt gekauft, das Depot in Haldern von der Unternehme­nsgruppe Fink gemietet. Wie hoch die Miete ist, die Rees an die Niederländ­er zahlt, dazu macht die Kommune keine Angaben. Klar ist aber, dass die Stadt sicher weniger an Fink zahlen wird, als sie vom Land als Miete bekommt. Denn immerhin hat die Kommune auch kräftig in den Umbau in Haldern investiert. Für rund 5,85 Millionen Euro ist die Anlage so umgebaut worden, dass sie als Flüchtling­sunterkunf­t genutzt werden kann. Platz wäre für etwa 400 Geflüchtet­e. Diese Investitio­nskosten werden vom Land NRW nicht direkt zurückgeza­hlt. Es hat die Einrichtun­g von der Stadt Rees gemietet.

Dass Weeze mehr bekommt obwohl dort gar keine Flüchtling­e untergebra­cht sind, liegt daran, dass es um reine Mietverträ­ge geht. Bei diesen spielt es keine Rolle, ob ein Objekt leer steht oder nicht.

Stefanie Klockhaus von der Bezirksreg­ierung erläutert, dass es zum Konzept gehöre, neben den belegten Landeseinr­ichtungen wie Rees und Haldern auch insgesamt 3000 so genannter „Stand-By“-Plätze im Regierungs­bezirk Düsseldorf

Stefanie Klockhaus vorzuhalte­n. Derzeit gibt es im Bezirk Düsseldorf neben Weeze noch zwei weitere dieser „Stand-By“-Einrichtun­gen: in Duisburg und Wuppertal-Ronsdorf. „Darüber hinaus wird auch an einigen anderen von uns aktiv betriebene­n Standorten eine gewisse Anzahl an Plätzen als Reserve vorgehalte­n, die im Regelfall nicht belegt sind, im Notfall aber sofort zur Verfügung stehen“, erläutert die Sprecherin.

Trotz momentan stabiler Flüchtling­szahlen wäre es fahrlässig, davon auszugehen, dass die Situation auf lange Sicht so bleibe. „Für den Fall, dass die Zahl der Flüchtling­e wieder deutlich ansteigt, ist es unabdingba­r, Reserven vorzuhalte­n, um einer Situation, wie sie Mitte/ Ende 2015 durch den großen Zustrom von Menschen ausgelöst wurde, so gut es geht vorzubeuge­n“, ergänzt Stefanie Klockhaus.

„Wir müssen eine gewisse Anzahl an Plätzen als Reserve vorhalten“

Bezirksrge­ierung

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RP-FOTO: LATZEL Das Depot in Haldern ist für 5,85 Millionen Euro zur Flüchtling­sunterkunf­t umgebaut worden.

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