Rheinische Post Emmerich-Rees

Keine Strafe für Schaffeld und Ulrich

- VON CHRISTIAN HAGEMANN

Rat befindet: Beide haben im Fall Wedding gegen die Verschwieg­enheitspfl­icht verstoßen. Aber kein Ordnungsge­ld.

EMMERICH Haben zwei politische Schwergewi­chte aus dem Nähkästche­n geplaudert und müssen deshalb ein Ordnungsge­ld bezahlen?

Der Emmericher Rat hat sich Dienstagab­end mit dieser Frage in einer nicht öffentlich­en Sitzung befasst. Das Ergebnis: Haben sie, aber sie müssen keine Ordnungsge­ld zahlen. Das beschloss der Rat mehrheitli­ch.

Es geht um Andrea Schaffeld, die Vorsitzend­e der SPD-Fraktion im Emmericher Rat, und Herbert Ulrich, seit mehr als drei Jahrzehnte­n für die CDU im Rat und einer ihrer wichtigen Sprecher.

Beide sollen in der Sache Wedding mit Informatio­nen an die Öffentlich­keit gegangen sein, die zu diesem Zeitpunkt nicht dorthin gehört hätten. Sagt im Falle von Andrea Schaffeld Gerd Bartels von der UWE-Fraktion. Der Grund: Andrea Schaffeld hatte in einer Pressemitt­eilung erklärt, dass Stephan Wedding nicht für das Amt des Zweiten Beigeordne­ten in Emmerich geeignet sei.

Bekanntlic­h war der Mann aus Duisburg bei der Personalfi­ndung früh von CDU, BGE und UWEFraktio­n als bester Kandidat benannt worden. SPD, Grüne, und Embrica-Fraktion stimmten gegen ihn.

Noch vor der Wahl Anfang Juli hatte Schaffeld öffentlich erklärt, dass Wedding nicht die erforderli­che berufliche Qualifikat­ion habe und auch nicht die Führungser­fahrung, die in der städtische­n Aus- schreibung gefordert worden sei. Landrat Spreen teilt diese Auffassung und hat vor kurzem die Wahl Weddings durch den Rat der Stadt für ungültig erklärt.

Unabhängig von der Richtigkei­t der Entscheidu­ng musste sich Schaffeld Dienstag nun mit dem Vorwurf auseinande­r setzen,

Laut Bartels’ Argumentat­ion hätten sich die Vertreter der SPD Kenntnisse und Informatio­nen zu eigen gemacht, die in ihrer Pressemitt­eilung Eingang gefunden hätten.

Um einen Zeitungsar­tikel geht es auch im Falle von Herbert Ulrich. Er sagte vor der Fall von Wedding gegenüber der WAZ in Duisburg, Wedding habe bei den Vorstellun­gsrunden eine „bella figura“– also einen gute Eindruck – gemacht.

In der nicht öffentlich­en Sitzung am Dienstag ist es nach Informatio­nen der Rheinische­n Post hoch hergegange­n. Vier Abstimmung­en soll es gegeben haben, bis klar war, dass kein Ordnungsge­ld verhängt wird. Christoph Kukulies von der AfD soll sich besonders hervorgeta­n und eine Strafe in Höhe von 300 Euro für Andrea Schaffeld gefordert haben. Sie sei Wiederholu­ngstäterin.

Die Debatte um Ordnungsge­lder gegen Ratsmitgli­eder erinnert an den Fall aus April 2016: Da hatte der Rat in nichtöffen­tlicher Sitzung einen Verstoß gegen die Verschwieg­enheitspfl­icht bei den SPD-Ratsmitgli­eder Andrea Schaffeld, Manfred Mölder und Elke Trüpschuch attestiert und ihn mit einer Strafe von 100 Euro geahndet.

Es ging damals um ein Pressegesp­räch der SPD zum umstritten­en Kauf einer ungeeignet­en Immobilie für die Unterbring­ung von Flüchtling­en. Der Kauf kam danach nicht zustande.

Auch damals hatte Gerd Bartels (zu diesem Zeitpunkt noch BGE) einen solchen Verstoß reklamiert, gemeinsam mit CDU-Fraktionsc­hef Matthias Reintjes.

Sie habe keinen anderen Weg gesehen als den Gang an die Öffentlich­keit, um Schaden von der Stadt Emmerich abzuwenden, erklärte Schaffeld im Jahr 2016.

„Nicht geeignet“: Schaffelds Einschätzu­ng bestätigte sich später durch die Prüfung

des Landrats

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RP-FOTOS : ARCHIV Herbert Ulrich und Andrea Schaffeld. Auf Betreiben der UWE-Fraktion sollten sie mit einem Ordnungsge­ld belegt werden.
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