Casa Rossa: Millionen-Vorwurf
Verfahren gegen Familie B. aus Emmerich wird neu aufgerollt.
KLEVE/ELTEN (dau) Lediglich das in die einleitenden Sätze des Vorsitzenden Richters Christian Henckel eingeschobene Wort „erneut“machte der Handvoll Zuschauer im Klever Landgericht deutlich, dass das zu verhandelnde Geschehen bereits einmal Gegenstand eines aufwendigen Prozesses war. Der erste Prozess gegen die dreiköpfige niederländische Familie, die das Bordell Casa Rossa in Elten betrieben haben soll, musste nach wenigen Wochen abgebrochen werden, weil eine Richterin erkrankt war. Das Verfahren fängt bei Null an.
So saßen Martin B. (72), seine Frau Marion B. (67) und Sohn Marvin B. (33) erneut auf der Anklagebank und mussten zuhören, wie Staatsanwalt Henrik Timmer in knapp 20 Minuten seine Anklage im Höchsttempo herunterrasselte.
Bekanntlich hat das Landgericht Kleve mittlerweile einiges an Expertise angehäuft, Bordellbetrieben aus ihrem Abgabeverhalten einen Strick zu drehen. Dem liegt die in Kleve entwickelte und höchstrichterlich bestätigte Auffassung zu Grunde, dass die Prostituierten, keine selbstständigen Unternehmerinnen sind, sondern Angestellte.
Da in den Anklagen gegen die Betreiber regelmäßig mehrere Jahre zusammengefasst werden, kommen hübsche Summen zusammen. Im Fall der Familie B. sieht die Staatsanwaltschaft zwei Millionen Euro, die dem Staat entgangen sein sollen – darunter 800.000 Euro Sozialversicherungsaufgaben, 370.000 Euro Lohnsteuer und 400.000 Euro Umsatzsteuer. Das Casa Rossa läuft inzwischen unter dem Namen Kim’s Place. Das Gewerbe: Zimmervermietung. Online wird im gebrochen Deutsch unterstrichen, dass die Damen unabhängig arbeiten.