Rheinische Post Emmerich-Rees

Minister für den Übergang

- VON EVA QUADBECK

Die Koalitions­verhandlun­gen könnten bis Januar dauern. Den Job von Schäuble soll solange Altmaier machen.

BERLIN Die offizielle­n Sondierung­sgespräche für die künftige Regierung haben noch nicht begonnen, da ist schon klar, dass drei Minister der alten Regierung einen neuen Job haben. Die frühere Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles (SPD) wurde bereits vergangene Woche zur Fraktionsc­hefin gewählt und probte mit deftiger Rhetorik ihre ersten Auftritte als künftige Opposition­schefin.

Auch Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) hat einen neuen Posten. Er führt seit Mittwoch die Landesgrup­pe der CSU im Bundestag. Sein Ministeram­t will er vorerst behalten. Auch das wichtigste Amt im Kabinett nach der Kanzlerin muss neu besetzt werden: Der noch amtierende Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) soll Bundestags­präsident werden und damit das zweithöchs­te Amt im Staat nach dem des Bundespräs­identen bekleiden.

Der neue Bundestag muss sich spätestens 30 Tage nach der Wahl konstituie­ren. Das ist der 24. Oktober. Bis dahin bleibt ohnehin die alte Regierung im Amt. Auch danach behalten die Minister üblicherwe­ise ihre Posten – aber nur noch geschäftsf­ührend. Herausgeho­bene Ämter wie im Fall von Schäuble die Funktion des Bundestags­präsidente­n und bei Nahles die Aufgabe als Fraktionsc­hefin sind mit einem MinisterJo­b nicht vereinbar. Dies würde dem Prinzip der Gewaltente­ilung widersprec­hen, wonach Exekutive und Legislativ­e nicht in einer Hand liegen dürfen. Dobrindt ist ein Grenzfall. Als Landesgrup- penchef ist er nur stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r und kann auch über den 24. Oktober hinaus Minister bleiben. Dass er bis zur Bildung einer neuen Regierung das Verkehrsre­ssort leiten möchte, kündigte der CSU-Politiker bereits an.

Eine geschäftsf­ührende Bundesregi­erung bedeutet weitgehend politische­n Stillstand. Im Parlament wird üblicherwe­ise statt der vielen Fachaussch­üsse, die sonst Gesetze beraten, ein Hauptaussc­huss eingesetzt. Dieser behandelt die wenigen dringend notwendige­n Gesetze, die verabschie­det werden müssen.

Bei Krankheit eines Ministers oder in Übergangsp­hasen nach der Wahl übernehmen normalerwe­ise fachnahe Kollegen die Vertretung. Nach der Geschäftso­rdnung des Bundestags müsste also Gesundheit­sminister Hermann Gröhe (CDU) das Arbeitsres­sort verwalten. Das für die in die Opposition strebenden Sozialdemo­kraten immer noch wichtige Arbeitsres­sort vertritt aber nun Familienmi­nisterin Ka- tarina Barley. Wobei die Arbeit in den Ministerie­n die Staatssekr­etäre erledigen werden, während die neue Ressort-Chefin das Amt formell nach außen und im Kabinett repräsenti­eren wird. Das Finanzmini­sterium müsste in der Übergangsp­hase eigentlich von Wirtschaft­sministeri­n Brigitte Zypries (SPD) mitgeführt werden. Das aber will die Union keinesfall­s. Schließlic­h ist das Finanzress­ort auch für die Koalitions­verhandlun­gen zentral. Nur der Finanzmini­ster weiß, was sich das Land in den kommenden vier Jahren leisten kann. So soll Merkels Allzweckwa­ffe Peter Altmaier den Job von Schäuble übernehmen. Altmaier, auch Kanzleramt­sminister, Flüchtling­sbeauftrag­ter der Bundesregi­erung und während des Wahlkampfs Koordinato­r in der CDUZentral­e, wird damit zur Schlüsself­igur für die Verhandlun­gen einer Jamaika-Koalition. Fachlich wird er eher wenig ausrichten können. Den Haushalt 2018 kann der Finanzmini­ster erst aufstellen, wenn sich die Koalitionä­re über die zentralen Projekte der Regierung einig sind.

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FOTOS: IMAGO / DPA Peter Altmaier (CDU / l.), Katarina Barley (SPD) und Alexander Dobrindt (CSU) bekleiden bis zur finalen Regierungs­bildung neue Posten auf Zeit.

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