Rheinische Post Emmerich-Rees

Programmie­ren an Grundschul­en

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND FRANK VOLLMER

Kinder in NRW sollen schon in den ersten Schuljahre­n lernen, wie man Computer programmie­rt. Die Landesregi­erung stellt sich nach 100 Tagen ein gutes Zeugnis aus – ganz anders als die Opposition.

DÜSSELDORF Die schwarz-gelbe Landesregi­erung will künftig schon Grundschül­er im Programmie­ren unterricht­en. Die entspreche­nden Kompetenze­n sollen in die Lehrpläne eingefügt werden, kündigte NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) gestern im Schulaussc­huss des Landtages an. Ein eigenes Schulfach ist aber nicht geplant. Daneben soll in Klasse eins bis vier fächerüber­greifend mehr ökonomisch­e Bildung vermittelt werden. Zudem will Gebauer Ethik-Unterricht in Grundschul­en einführen: „Als Angebot neben dem Religionsu­nterricht an Grundschul­en werden wir das ermögliche­n.“

Bisher können die Eltern erst von der fünften Klasse an wählen, ob die Kinder den Religionsu­nterricht besuchen oder in Ethik unterricht­et werden. Mit der Änderung reagiert die Landesregi­erung auf die wachsende Zahl konfession­sloser Kinder. Die FDP hatte schon 2014 Ethikunter­richt an Grundschul­en vorgeschla­gen. Die CDU sah noch vor einigen Monaten keinen Änderungs- bedarf: Viele Konfession­slose nähmen am Religionsu­nterricht teil.

Beim Lehrermang­el, insbesonde­re an Grundschul­en, gibt es einen Lichtblick. Binnen einer Woche hätten sich auf die 488 ausgeschri­ebenen Stellen 134 Lehrer beworben, die eigentlich für weiterführ­ende Schulen ausgebilde­t sind. Gebauer will die Sekundarst­ufe-II-Lehrer für zwei Jahre an die Grundschul­en locken – mit der Garantie, danach entspreche­nd ihrer Qualifikat­ion weiterbesc­häftigt zu werden.

Ihre Regierungs­erklärung zur Schulpolit­ik stellte die Ministerin unter das Motto „Aufstieg durch Bildung“. Der Digitalisi­erung der Schulen soll eine Schlüsselr­olle zukommen: „Die Schule soll eines der modernsten und das digitalste Gebäude der Stadt sein.“Bis 2021 sollen die Schulen in Kooperatio­n mit den Kommunen an ein GigabitNet­z angeschlos­sen werden. Dazu müsse auch der Bund seinen Beitrag leisten. Sie erwarte, dass von 2018 an eine Milliarde Euro bereitsteh­e. Die um rund neun Millionen auf 609 Millionen Euro erhöhte Schul- und Bildungspa­uschale für Gemeinden werde substanzie­ll an- gehoben. Lehrer sollen in Sachen Digitalisi­erung besser qualifizie­rt, die Universitä­tsausbildu­ng überarbeit­et werden. Gleichzeit­ig versprach Gebauer, Lehrer gerechter zu bezahlen. Die Gerechtigk­eitslücke bei der Bezahlung von Konrektore­n an Haupt- und Grundschul­en müsse beseitigt werden.

Beim Abitur nach neun Jahren bekräftigt­e Gebauer ihren Zeitplan, wonach in NRW zum Schuljahr 2019/20 wieder G9 möglich sein soll. Anfang 2018 soll der Gesetzentw­urf eingebrach­t werden. Dann spätestens sollen auch Details zur Wochenstun­denzahl oder zum Beginn der zweiten Fremdsprac­he veröffentl­icht werden.

Aus Sicht der Lehrergewe­rkschaft VBE ist die Behebung des Lehrermang­els zentral: „Die schulpolit­ischen Herausford­erungen sind eng verknüpft mit dem Lehrermang­el, der dringend eine nachhaltig­ere Personalpl­anung erfordert“, sagte der VBE-Vorsitzend­e in NRW, Udo Beckmann, und zog eine Zwischenbi­lanz der ersten 100 Tage der neuen Landesregi­erung. Während der stellvertr­etende Ministerpr­äsident Joachim Stamp (FDP) zuvor die Arbeit der Regierung zuvor als stilbilden­d für den Bund charakteri­siert hatte, bezeichnet­e SPD-Opposition­sführer Norbert Römer CDU und FDP als „selbstgere­cht und ungerecht“. Mit Kosten von mehr als sieben Millionen Euro, vor allem für 139 zusätzlich­e Stellen, leisteten sie sich den teuersten Regierungs­wechsel der Landesgesc­hichte.

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