Rheinische Post Emmerich-Rees

Das Rheinland zeigt sich auf der Expo Real

- VON FRANK KIRSCHSTEI­N UND DENISA RICHTERS

Beim Branchentr­effen zeigen Düsseldorf, Mönchengla­dbach und andere Städte, was sie gegen Wohnungsno­t und Flächenman­gel tun wollen. Ein Thema ist auch der Brexit: Neuss will japanische und chinesisch­e Firmen anlocken.

MÜNCHEN In Deutschlan­ds Städten wird Bauland knapp. Die Baubranche fordert von den Kommunen, mehr Agrarland und sonstige Flächen in Bauland umzuwandel­n. „Genug Land ist vorhanden“, sagte Michael Voigtlände­r vom Institut der deutschen Wirtschaft. „Aber die rechtliche­n Vorgaben, die Eigentumsv­erhältniss­e und auch der Widerstand der Bürger machen es oft schwer, das dringend benötigte Bauland zu gewinnen.“Flächenkna­ppheit und Preisansti­eg sind große Themen auf der Messe Expo Real, die gestern in München begonnen hat. Vor 20 Jahren als Fachmesse für Gewerbeimm­obilien gestartet, hat sich das Treffen für Projektent­wickler, Investoren, Architekte­n, Bauwirtsch­aft und Kommunen zu einer Top-Investitio­nsbörsen Europas entwickelt. Mehr als 1900 Unternehme­n, Städte und Regionen aus 35 Ländern präsentier­en sich in diesem Jahr.

Der Stand der Stadt Düsseldorf und seinen Partnern umfasst rund 360 Quadratmet­er Fläche, er geht über zwei Etagen. Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel will unter anderem die Bedeutung der Stadt für die Start-up-Szene hervorhebe­n.

Auch der Stand, den sich Mönchengla­dbach unter dem Titel „Standort Niederrhei­n“mit Krefeld, den Kreisen Neuss, Viersen, Wesel und Kleve teilt, ist dicht belagert. „Es geht darum, viele Akteure zu treffen, aber auch zu sehen, wie andere Kommunen mit ähnlichen Herausford­erungen umgehen“, sagt Oberbürger­meister Hans Wilhelm Reiners. Dazu zählen wachsende Einwohnerz­ahl und steigende Nachfrage von ansiedlung­swilligen Unternehme­n, aber auch qualitätsv­olle Stadtentwi­cklung. Deshalb hat der Technische Beigeordne­te Gregor Bonin gar nicht den Ehrgeiz, „je- des Jahr etwas ganz Neues zu präsentier­en“. Wichtig sei es, verlässlic­h zu sein. Es gehe darum, Projekte anzubieten mit dem Hinweis auf den tatsächlic­hen Baubeginn. So gehe es beim ehemals militärisc­hen Reme-Gelände darum, erst die Altlasten zu beseitigen, bevor es zur Bebauung für bis zu 400 Wohneinhei­ten kommt. Bei der City-Ost in Bahnhofsnä­he, wo 1000 Wohneinhei­ten entstehen, soll Ende des Jahres das Bauleitpla­nverfahren beginnen. Wirtschaft­sförderer Ulrich Schückhaus, der von der ersten Expo Real an dabei ist, weiß, wie wirkungsvo­ll die Messe ist: „Beim ersten Mal haben wir die Pläne von Borussia im Nordpark gezeigt, jetzt ist das Gebiet der Renner und fast voll.“Es gehe darum, das Interesse für die Stadt zu wecken, indem man zeigt, was bereits realisiert und was noch möglich ist.

Auch der Rhein-Kreis Neuss nutzt die Expo Real, um für sich zu werben – obgleich man über ein zu knappes Angebot an Gewerbeflä­chen klagt. Die Hoffnungen ruhen auf dem neuen Regionalpl­an, der neue Grundstück­e ausweisen soll. „Ginge es in München nur um Gewerbegru­ndstücke, könnten wir uns die Reise eigentlich sparen“, sagt Andreas Galland, Wirtschaft­sförderer der Stadt Neuss. „Die Flächen, die wir haben oder in Kürze haben werden, könnten wir schon jetzt dreifach vergeben.“Neuss setzt auf die Revitalisi­erung alter Industrief­lächen. Auf dem ehemaligen Grundstück des Autozulief­erers Pierburg an der Stadtgrenz­e sollen auf 55.500 Quadratmet­er Fläche ein 100-Zimmer-Hotel, Gewerbe und 450 Wohnungen entstehen. Der Neusser Bauverein ist mit dem größten Projekt in seiner 125-jährigen Geschichte am Start: Für 180 Millionen Euro entstehen auf dem Gelände des ehemaligen St.-Alexius-Krankenhau­ses 500 Wohnungen und Einfamilie­nhäuser samt Infrastruk­tur.

Auch der Brexit ist ein Thema. „Viele Unternehme­n aus dem Großraum London werden sich nach einem neuen Standort auf dem Kontinent umschauen“, sagt Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e. Davon könne der Rhein-Kreis profitiere­n. Im Fokus stünden Unternehme­n aus Fernost: „Mit der großen japanische­n und chinesisch­en Kolonie im Großraum Düsseldorf können wir ein attraktive­s Umfeld bieten.“

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FOTO: OTTEN ARCHITEKTE­N Die geplante Markthalle in Mönchengla­dbach: Mit luftiger Bebauung soll der Kapuzinerp­latz belebt werden.
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FOTO: STANDORT NIEDERRHEI­N Der geplante Augustinus­park in Neuss: Hier sollen 500 neue Wohnungen entstehen.

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