Rheinische Post Emmerich-Rees

Hosenherst­eller Gardeur ist insolvent

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

MEERBUSCH Über den Latumer See sollte eine aus Sicht des Steuerzahl­erbundes überflüssi­ge Brücke neu errichtet werden. Es gab Proteste. Nun soll sie „nur noch“saniert werden. Für rund 40.500 Euro. KÖLN Die Kosten für die Sanierung der Kölner Oper haben sich von 230 auf rund 570 Millionen Euro verdoppelt. Der Bund der Steuerzahl­er kritisiert, dass nicht ausreichen­d aufgeklärt werde, wer dafür verantwort­lich ist. METTMANN „Waschbrett“wird das Schutzdach am Jubiläumsp­latz aufgrund seiner Form genannt. Die Stadt wollte es für rund 500.000 Euro durch ein Glasdach ersetzen, doch der Stadtrat lehnte die Pläne ab. Allerdings: Das Waschbrett muss demnächst saniert werden. DÜSSELDORF Der Bund der Steuerzahl­er kritisiert, dass nur die 20.600 Euro teuren Radhäusche­n des Architektu­rbüros Fritschi von der Stadt gefördert werden, obwohl es gute Alternativ­en gebe.

Der Standort Mönchengla­dbach soll bei der Sanierung erhalten bleiben.

MÖNCHENGLA­DBACH Noch bis Anfang der 2000er Jahre galt Deutschlan­ds älteste Hosenmarke als unangefoch­tener Marktführe­r. Gestern hat der Mönchengla­dbacher Hersteller, die Gardeur GmbH, beim Amtsgerich­t Insolvenz angemeldet. Zuvor waren – wie das 1920 in Gladbach gegründete Unternehme­n – mitteilte, intensive Verhandlun­gen im Bankenkrei­s und mit potenziell­en Investoren gescheiter­t.

„Um Gardeur dauerhaft wieder wettbewerb­sfähig positionie­ren zu können, braucht es eine leistungsu­nd finanzwirt­schaftlich­e Sanierung durch ein gesteuerte­s Insolvenzp­lanverfahr­en“, sagte Gerhard Kränzle, Geschäftsf­ührer der Bekleidung­s-Gruppe. „Ziel des Sanierungs­verfahrens ist, unseren bereits begonnenen Restruktur­ierungspro­zess fortzuführ­en, um Gardeur weiter an die wandelnden Bedingunge­n des Bekleidung­smarktes anzupassen.“Der Geschäftsb­etrieb soll demnach während der Sanierungs­phase weitergefü­hrt werden. „Gar- deur hat eine Zukunft. Die Insolvenz wird helfen, das bestehende Cash-Problem zu überwinden und den Standort Mönchengla­dbach zu erhalten“, betonte der Unternehme­r. Ihm gehört die Firma zu 51 Prozent, der Rest liegt bei der landeseige­nen Förderbank, der NRW-Bank.

Auch wenn das Hosenateli­er mit eigener Musternähe­rei das einzige der Branche ist, das alle Schritte der Entwicklun­g – vom Design bis zur fertigen Hose – in einer Hand hält und in der Mönchengla­dbacher Fir- menzentral­e bündelt, leidet der Hosenschne­ider seit Langem unter Absatzprob­lemen. Daran konnten das Engagement von Thomas Rath (er designte eine eigene Damenhosen­Linie), Modenschau­en in Berlin und die Werbekampa­gnen mit dem Schauspiel-Paar Anna Loos und Jan-Josef Liefers ebenso wenig ändern wie die Einführung kurzer Lieferkett­en. 2014 waren am Stammsitz in Mönchengla­dbach und in den beiden eigenen Werken in Tunesien 2000 Mitarbeite­r beschäftig­t. Gefertigt wurden im Jahr drei Millionen Hosen mit Namen wie Anton und Anna, Karl und Konni.

Im Geschäftsj­ahr 2014/15 lag der Umsatz mit 83 Millionen Euro auf dem Niveau von 1999. Gardeur konnte damals nur deshalb einen minimalen Nettogewin­n verbuchen, weil Rückstellu­ngen aufgelöst wurden.

Für Kränzle ist es nicht die erste Rettungsmi­ssion. Schon einmal, als der gebürtige Allgäuer die Geschäftsf­ührung bei der Marke Ende 2010 übernahm, war sie ein Sanierungs­fall.

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QUELLE: BDS | FOTOS: ENDERMANN(2), ORTHEN, DIETRICH, DPA, STADT DÜSSELDORF | GRAFIK: FERL
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FOTO: GARDEUR Chef Gerhard Kränzle in einer GardeurFab­rik in Tunesien.

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