Rheinische Post Emmerich-Rees

Hilfskonze­pt für Problem-Biber

- VON MARKUS PLÜM

Rund 35 Jahre, nachdem die Tiere in NRW wieder angesiedel­t wurden, wachsen die Population­en rasant. Die Kontakte mit dem Menschen werden häufiger, aber auch die Probleme. 2018 soll daher ein Management-Plan her.

SOEST Fast 140 Jahre war er in Nordrhein-Westfalen nicht mehr beheimatet, nun erobert er sich seinen Lebensraum langsam, aber sicher wieder zurück. Nachdem zwischen 1981 und 1990 die ersten Tiere in der Eifel und ab 2002 bei Wesel wieder angesiedel­t wurden, schätzt das Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbrauche­rschutz (Lanuv) die derzeitige NRW-Population auf 650 bis 700 Tiere.

So nagt sich der Biber derzeit besonders in der Eifel, am nördlichen Niederrhei­n und in der Lippe-Region rund um Soest durch Baum-

„Im Kreis Düren leben viele Tiere, die ihre Burgen an Abflüssen errichten und sie verstopfen“

Matthias Kaiser

Landesamt für Naturschut­z

stämme und baut seine Burgen. Doch was aus Sicht vieler Naturund Tierschütz­er wichtig ist, gibt vielen Menschen auch Anlass zur Sorge. Denn vielerorts gerieten Mensch und Tier zuletzt immer häufiger aneinander – inklusive der Probleme, die der Biber verursache­n kann.

Manch Politiker spricht bereits davon, dass man den Wolf getrost vergessen sollte, denn schließlic­h sei der Biber wieder da. Doch diese Befürchtun­g relativier­t Matthias Kaiser, Leiter des Lanuv-Fachbereic­hs Artenschut­z: „In Einzelfäll­en ja, aber landesweit stellt der Biber kein Problem dar. Dennoch sollte man die Sorgen und Ängste der Betroffene­n ernst nehmen.“

Um quasi zwischen Betroffene­n und den Tieren zu vermitteln, hat der Bund für Umwelt und Natur- schutz Deutschlan­d (Bund) inzwischen die Funktion des Biberberat­ers geschaffen. Eine davon ist die 47-jährige Birgit Langner aus Soest. Die zweifache Mutter engagiert sich seit 2010 in der dortigen BundKreisg­ruppe und tritt inzwischen für die Interessen des Bibers ein. „Der Biber ist ein Öko-Experte, er ist keine Gefahr“, sagt Langner. Daher sei es wichtig, die Tiere willkommen zu heißen. Ihre wichtigste Aufgabe sieht sie darin, diejenigen, die persönlich­e Probleme durch das Wir- ken der Biber befürchten, zu sensibilis­ieren. „Die Tiere sind für den Umweltschu­tz ungeheuer wichtig. Durch ihre Bauten verbessern sie die Gewässerqu­alität, leisten einen Beitrag zur Artenvielf­alt und helfen dabei, brachliege­nde Flächen zu renaturier­en.“

Allerdings verstehe sie auch die Sorgen derjenigen, die bereits unangenehm­e Erfahrunge­n mit den Tieren gemacht haben – etwa durch gefällte Obstbäume, untergrabe­ne Wirtschaft­swege oder verstopfte Abwasserka­näle. „Viele Menschen haben Angst davor, dass die Tiere sich noch weiter ausbreiten und noch mehr Probleme verursache­n. Diese Ängste sind meiner Meinung nach aber unbegründe­t.“

Beim Lanuv sieht man die Sache etwas weniger emotional. So weiß auch Matthias Kaiser, dass es vielerorts zu größeren Problemen kommen könnte, wenn man nicht eine gewisse Balance zwischen dem Tierschutz und den Anliegen der Menschen schaffe. „Im Kreis Düren hat der Wasserverb­and derzeit stellenwei­se enorm viel Arbeit. Gerade dort leben viele Tiere, die ihre Burgen an Abflüssen errichten und sie dadurch verstopfen. Dort sind teilweise bereits Keller vollgelauf­en.“

Dementspre­chend werden im kommenden Jahr die Beratungen und Abstimmung­en für einen BiberManag­ementplan beginnen, um möglichen schwerwieg­enderen Folgen vorzubeuge­n. „Es geht darum, akzeptanzs­teigernde Maßnahmen für die Biber umzusetzen, denn der Natur- und Tierschutz bleibt weiterhin wichtig. Letztlich müssen die Anliegen der verschiede­nen Beteiligte­n aber ausgewogen gewichtet werden“, sagt Matthias Kaiser.

Birgit Langner wirbt derweil auf ihre Art für mehr Akzeptanz für die Biber. Sie ist mit ihrer selbstgest­alteten „Biber-Kiste“regelmäßig an Schulen zu Gast, um bereits den Kleinsten die Vorteile einer gesunden Population der Nager nahezubrin­gen. Denn ihrer Meinung nach gibt es deutlich größere Probleme als den Biber.

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FOTO: LEOPOLD KANZLER Besonders in der Eifel, am nördlichen Niederrhei­n und in der Lippe-Region rund um Soest sind Biber wieder aktiv. Tierschütz­er freuen sich, doch die Nager verursache­n auch Probleme.

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