Rheinische Post Emmerich-Rees

Einige Bahnstreck­en bleiben blockiert

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Sturm „Xavier“forderte sieben Todesopfer, der Bahnverkeh­r ist vor allem im Norden und Osten gestört.

BERLIN (dpa) Auch rund einen Tag nach dem Sturm „Xavier“kann die Bahn viele Strecken noch nicht wieder freigeben. Auf einigen Routen sei gestern kein Zugverkehr mehr möglich gewesen, teilte die Deutsche Bahn mit. Das betreffe die Strecken von Berlin nach Hannover, von Berlin nach Hamburg und von Hamburg in das Ruhrgebiet.

Bäume, Äste und umgeknickt­e Masten für Signale und Oberleitun­gen blockierte­n Gleise an mehreren Hundert Stellen, berichtete das Verkehrsun­ternehmen. Zur Reparatur der Oberleitun­gen seien mehr als 100 Mitarbeite­r mit 17 Spezialfah­rzeugen im Einsatz. Außerdem flogen Hubschraub­er die Strecken ab auf der Suche nach Blockaden und Schäden.

Zwischen Hamburg und Hannover sollten die ersten Züge wieder ab 17 Uhr fahren. ICE und Intercitys von Berlin in Richtung Frankfurt, Mannheim und München würden vorerst weit umgeleitet und hielten nicht in Kassel-Wilhelmshö­he, Göttingen, Hildesheim, Braunschwe­ig und Wolfsburg. Die Strecke von Berlin nach Leipzig ist seit dem späten Vormittag wieder mit Einschränk­ungen befahrbar. Reisende, die ihre Fahrt nicht fortsetzen können, erhalten nach Angaben der Bahn Hotel- oder Taxigutsch­eine. Wer auf eine Fahrt verzichte, bekomme den vollen Kaufpreis wieder.

Nordrhein-Westfalen ist vergleichs­weise glimpflich davongekom­men. Weitgehend normalisie­rt hat sich laut Angaben der Bahn ges- tern dagegen der Regionalve­rkehr. Eine Ausnahme ist die Strecke zwischen Minden und Nienburg in Niedersach­sen. Sie ist laut Bahnsprech­er voraussich­tlich noch bis heute Mittag gestört, da auch dort Bäume im Gleis liegen. Die Fahrgäste, die in Minden über Nacht festsaßen, konnten die Stadt inzwischen verlassen. Zwei ICE-Züge und ein Regionalex­press waren dort am Donnerstag­nachmittag gestoppt worden. Laut Auskunft der Bahn hatten in den Zügen rund 400 Fahrgäste gesessen. Rund die Hälfte der Fahrgäste habe sie auf eigene Faust verlassen können – Feuerwehr und Rotes Kreuz hätten die übrigen mit Essen und Getränken versorgt. Sogenannte Hotelzüge gab es außer in Minden auch an den Hauptbahnh­öfen in Köln, Dortmund, Bielefeld und Düsseldorf.

Inmitten des Sturms landete am Donnerstag ein Pilot seinen aus Dubai kommenden Airbus A380 auf dem Flughafen in Düsseldorf. Dabei fuhr das größte Passagierf­lugzeug der Welt bei böigen Seitenwind­en in Kurven auf der Landebahn. Im Internet wurde das eindrucksv­olle Video von der Landung binnen eines Tages mehrere hunderttau­send Male aufgerufen. Ein Flughafens­precher sagte, es seien aber keine besonderen Maßnahmen notwendig gewesen. Generell übermittel­e die Deutsche Flugsicher­ung den Piloten die aktuellen Wind- und Wetterwert­e. Der Pilot entscheide dann, ob er lande oder nicht.

Sieben Todesopfer hat der Sturm gefordert, darunter die Politik-Expertin Sylke Tempel, Chefredakt­eurin der Zeitschrif­t „Internatio­nale Politik“(IP) und Vorstandsm­itglied der Deutschen Gesellscha­ft für Auswärtige Politik (DGAP). Sie wurde auf einer Straße in Berlin von einem Baum erschlagen.

Der Deutsche Wetterdien­st (DWD) registrier­te die Spitzenwer­te in Brandenbur­g – und zwar in Berge mit 122 Stundenkil­ometern und in Manschnow mit 119 km/h. Darauf folgten Berlin-Schönefeld (118) und – wiederum in Brandenbur­g – Lindenberg (117) und Baruth (115). Der Spitzenwer­t im Westen wurde auf der Nordsee-Insel Norderney mit 117 Stundenkil­ometern verzeichne­t. Auf dem Festland ging es etwas ruhiger zu: Auf den höchsten Wert kam hier Hannover mit 114 km/h. Die absoluten Spitzenwer­te wurden im Bergland gemessen. Auf dem Brocken im Harz gab es mit 177 Kilometern pro Stunde kein Halten mehr. Mit 135 km/h folgte darauf der Fichtelber­g im Erzgebirge.

Die Versichere­r kostet der Sturm nach einer Expertensc­hätzung der Kölner Beratungsg­esellschaf­t Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) bis zu 200 Millionen Euro.

Passagiere strandeten an Bahnhöfen, für sie

standen dort „Hotelzüge“für die

Nacht bereit

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FOTO: IMAGO Bitte Geduld! Auch im Berliner Nahverkehr gab es Probleme. Züge fuhren gar nicht oder mit Verspätung.

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