Rheinische Post Emmerich-Rees

BGE-Coup: Axmacher widerruft Namensvors­chläge

- VON CHRISTIAN HAGEMANN

EMMERICH Die Emmericher Stadtverwa­ltung möchte auf dem ehemaligen Kasernenge­lände die künftigen Straßen nach Gegnern des Dritten Reiches benennen.

Die Bürgergeme­inschaft Emmerich (BGE) ist dagegen.

Ihr Vorsitzend­er Joachim Sigmund dürfte hinter dieser Initiative stecken. Er war Kommandeur in der Kaserne, ist Vorsitzend­er der BGE und Vorsitzend­er der Emmericher Pionierkam­eradschaft, die sich aus ehemaligen Soldaten der Kaserne zusammense­tzt. Irgendwie scheint Sigmund den Vorsitzend­en des Emmericher Geschichts­vereins, Walter Axmacher, davon überzeugt zu haben, dass es besser ist, auf dem alten Kasernenge­lände die Straßen nach Soldaten zu benennen, die dort gearbeitet haben. Jedenfalls heißt es in einem Schreiben vom vergangene­n Mittwoch an die Stadtverwa­ltung, dass der Emmericher Geschichts­verein seine ursprüngli­che Stellungna­hme vom 2. September zurückzieh­t und sich nun für andere Namen in der Kaserne ausspricht. Ursprüngli­ch wollte der Geschichts­verein die Straßen nach Widerstand­skämpfern benennen.

Und so sieht der direkte Vergleich der Namen dann aus:

Planstraße 1: Stadt einer KarlLeisne­r-Straße soll es eine Moritzvon-Nassau(Kasernen)-Allee geben. Karl Leisner war ein katholisch­er Geistliche­r. Er wurde 1915 in Rees geboren. Er wurde als Diakon von der Gestapo verhaftet, im KZ Dachau heimlich zum Priester geweiht. Wenige Monate nach der Befreiung des KZ starb Leisner an den Folgen der Lagerhaft.

Moritz-von-Nassau-Allee soll an den Namen der Kaserne erinnern. Weil zu einer Allee logischerw­eise Bäume gehören, sollen diese an der Straße gepflanzt werden.

Planstraße 2: Statt an Georg Elser soll nun an Manfred Märtens erinnert werden. Der Schreiner Georg Elser versuchte am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräu­keller einen Anschlag auf Hitler und die NS-Führungsri­ege. Es scheiterte nur knapp. Elser wurde 1945 im KZ ermordert.

Manfred Märtens war nach den Worten von Geschichts­verein und Pionierkam­eradschaft ein „stadtbekan­nter, technische­r versierter Pionieroff­izier, der beim Einmarsch der Pioniere die Truppenfah­ne des schweren Pionierbat­aillons 716 (...) am 21. Juni 1967 führte“. Er habe sich „im bürgerlich­en Ehrenamt um die Emmericher Stadtgarde verdient gemacht“.

Planstraße 3: Die Straße soll an Claus von Stauffenbe­rg erinnern. Der Offizier war Hauptakteu­r beim misslungen­en Attentat am 20. Juli 1944 und wurde standrecht­lich erschossen.

Statt Stauffenbe­rg schlagen Pionierkam­eraden und Axmacher Adolf Keppeler vor. Er war der erste Kommandeur des Pionierbat­aillons.

Weitere Straßen im Umfeld der Kaserne sollen nach dem Vorschlag von Sigmund und Axmacher Namen tragen wie Appellplat­z, Ankerstraß­e oder Brückenstr­aße.

Als Fußnote unter ihren Antrag haben die Beiden gesetzt, dass eine der Planstraße­n nicht nach der Zypresse benannt werde, die im Mittelmeer­raum häufig vorkomme. Stattdesse­n solle man Eiben- oder Douglasien­weg bevorzugen. Das seien Pflanzen, die auch in unseren Breiten vorkämen.

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BGE-Chef und ehemaliger Kommandeur: Joachim Sigmund.
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RP-FOTOS (2): ARCHIV Vorsitzend­er des Geschichts­vereins: Walter Axmacher.

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