Starke Kontraste im Zeichen des Brexit
nahm. Dort lebt der gebürtige Emmericher seit über zwei Jahrzehnten. Zunächst im Londoner Stadtteil Tottenham, jetzt in Southend-onSea an der Themsemündung. Auf die Insel hatte es ihn bereits in jungen Jahren gezogen. Mit der Band „Pink Turns Blue“war er dort als Gitarrist unterwegs, studierte danach Kunst und kam über das Video-Filmen zum Fotografieren.
Die Ausstellung, die jetzt in Emmerich präsentiert wird, wurde von seiner Partnerin Nadya Ostroff kuratiert. Die Fotoserien sind in zwei Bereiche unterteilt. Während im Obergeschoss der kleinen Galerie im Rheinpark Schnappschüsse aus dem Süd-Osten Englands – „Life by the Sea“– gezeigt werden, sind im Erdgeschoss spannende Porträtfotos zu sehen, die Remke in seinem Bekanntenkreis aufnahm. „Ausländer“heißt diese Reihe, in der der Fotograf der Frage nachging, was es bedeutet, in Zeiten des Brexit als Außenseiter in Großbritannien zu leben.
„Als Deutscher habe ich bislang ohne Probleme in England leben können. Aber nach der Brexit-Wahl kam ein Schock. Nicht nur ich habe mich gefragt, bin ich hier noch willkommen?“, erklärt Remke. Also machte er sich mit seiner Kamera auf den Weg. Fotografierte Freunde und Bekannte. Etwa ein Paar, das für den den Ausstieg aus der EU stimmte, weil ihm erzählt wurde, dass andernfalls England von Einwanderern überflutet werde. Jetzt bedauern die beiden ihr Votum. Denn die wirtschaftlichen Nachteile des Brexit zeichneten sich bereits langsam ab, weiß Remke.
Seine Fotos, allesamt in kontrastreichem Schwarz-Weiß gehalten, sind mehr als nur Momentaufnah- men. Sie erzählen kleine Geschichten, sind mit nur einem Bild eingefangene Reportagen. Etwa die über eine Frau, die in einer total chaotischen Wohnung zu leben scheint. Wie herzlich sie aber ist, lässt sich an der Art erkennen, wie sie ihren Hund hält, ihn geradezu umarmt. Und dass sie tatsächlich ein großes Herz hat, durfte Peter Remke selbst erfahren: „Als uns in Tottenham unsere Wohnung gekündigt wurde, hat sie uns sehr geholfen“, erzählt er.
Peter Remkes Porträtfotos sind authentisch. Nichts ist gestellt. Die Aufnahmen entstanden alle in den Wohnungen seiner Bekannten, die so belassen wurden, wie sie auch normalerweise aussehen. Auch technisch hat Remke kaum nachgeholfen, nur hier und da den Kontrast nachgebessert. So zeigt er London wie es ist. Ein Schmelztiegel mit jeder Menge skurriler Persönlichkeiten. Typisch britisch? Man könnte die Fragen stellen, was das heißen soll, angesichts so vieler verschiedner Biographien und Persönlichkeiten.
Auf der Insel hat Remke, der dort als freischaffender Künstler – als Filmemacher, Fotograf und beim Rundfunk – arbeitet, schon diverse Ausstellungen bestritten. Unter anderem im Trafalgar Hilton Hotel und im London Oxo Tower. Dass er jetzt seine Bilder auch in Emmerich zeigt, hat mit Werner Steinecke vom Kunstverein Emmerich zu tun. Er war früher Remkes Lehrer am Hansagymnasium und holte jetzt seinen alten Schüler zurück ins Haus im Park.