Rheinische Post Emmerich-Rees

Ein Hauch vom Ryder Cup im Tennis

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Der Golfsport hat einen wunderbare­n Wettbewerb hervorgebr­acht: Alle zwei Jahre treffen sich abwechseln­d diesseits und jenseits des Atlantiks die jeweils zwölf besten Golfer der USA und Europas zum Wettstreit um den Ryder Cup. Benannt ist dieses zierliche Kännchen, um das 1927 im Worcester Country Club im US-Staat Massachuse­tts erstmals gestritten wurde, nach seinem Stifter Samuel Ryder, einem schwerreic­hen Saatgut-Händler aus Großbritan­nien.

Eine der herausrage­nden Besonderhe­iten des bedeutends­ten Mannschaft­s-Vergleichs­kampfs im Golf besteht darin, dass für die millionens­chweren Profis kein Preis-

Wenn das Format stimmt, spielen auch Topstars zum Nulltarif. Die Golfer haben es vorgemacht. Der von Federer initiierte Laver Cup könnte auch zum Hit werden.

geld ausgeschri­eben ist. Sie erhalten neben einheitlic­her Kleidung und Golftasche lediglich eine geringe Aufwandsen­tschädigun­g. Dennoch reißen sie sich um die Nominierun­g.

Warum das in einem Jahr zwischen zwei Ryder Cups der Erwähnung wert ist? Nun, ganz offensicht­lich haben jetzt auch die Vertreter einer anderen Sportart die Verlockung­en dieses Formats entdeckt. Eine Gruppe von Tennisspie­lern hat unlängst in Prag einen ersten zaghaften Versuch unternomme­n. Initiator und Ideengeber war der Schweizer Branchenfü­hrer Roger Federer, der seine Verehrung für den zweimalige­n Grand-Slam-Gewinner aus den 1960er-Jahren, Rod Laver, zum Ausdruck brachte, indem er das Duell zwischen Europa und dem Rest der Welt nach dem legendären Australier nicht nur benannte, sondern ihn auch einlud.

So erlebte Laver, mit welcher Begeisteru­ng die aktuellen Stars einander begegneten, mit welchem Einsatz und welchem Respekt voreinande­r sie um jeden Punkt kämpften. Das war insofern bemerkensw­ert, als der Davis Cup seit geraumer Zeit an Bedeutung verliert, weil die Branchenfü­hrer ihm zunehmend die kalte Schulter zeigen. Für Boris Becker ist er „nicht mehr zeitgemäß”. Unlängst machte der Deutsche Tennis-Bund die schmerzlic­he Erfahrung, dass er mit einem Verle- genheits-Team beim Relegation­sspiel in Portugal antreten musste, weil keiner von der ersten Garde zur Verfügung stand. Der Laver Cup bescherte nicht nur Alexander Zverev erkennbar einen ungeahnten Lustgewinn. Es sind offensicht­lich nicht immer nur die fetten Gagen, die den Spaß an der Freud’ ausmachen.

Eine weitere Erkenntnis ist, dass man die Organisati­on des Sports vermehrt ehemaligen oder auch aktuellen Spitzenath­leten wie Roger Federer überlassen sollte. Die haben offensicht­lich nicht nur den Gigantismu­s im Auge.

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