Renault will ein Top-Team werden
Motorsport: Renault bestätigt die Verpflichtung von Formel-1-Technikchef Marcin Budkowski. Die Konkurrenten gehen auf die Barrikaden. Formel 1-Pilot Nico Hülkenberg wird beim Training zum Großen Preis von Japan Achter.
EMMERICH Cyril Abiteboul redet nicht lange um den heißen Brei herum. „Wir wollen bis 2020 ein TopTeam sein. Aber wir haben einen Rückstand von ungefähr 1,5 Sekunden. Darum müssen wir aggressiv sein. In diesem Sport bist du nicht, um dir Freunde zu machen“, wird der Teamchef von Renault von der
„In diesem Sport bist du nicht, um dir Freunde
zu machen“
Cyril Abiteboul
Teamchef Renault
Bild zitiert. Und Freunde im Fahrerlager hat sich das französische Werksteam seit gestern wahrlich nicht gemacht.
Am Rande des Großen Preises von Japan wurde offiziell bekannt gegeben, dass Marcin Budkowski zur kommenden Saison als Technikdirektor zum französischen Werksteam wechselt. Der 40-Jährige wird hauptverantwortlich für die Entwicklung und Produktion des Chassis tätig sein. Die Verpflichtung des Polen hat bei den anderen Teamchefs im Paddock zu einem Sturm der Entrüstung geführt. Denn Budkowski überblickte bis zum vergangenen Monat für den Weltverband FIA die Technikfragen in der Formel 1. Somit verfügt er über detailgenaues Wissen über bisherige und künftige Pläne der Renault-Konkurrenten.
Laut Reglement wird Budkowski nach dem Ausscheiden bei der FIA lediglich mit einer dreimonatigen Schutzsperre belegt. Für die anderen Teamchefs ist dieser Zeitraum allerdings nicht angemessen. „Ich will Marcins Karriere nicht im Wege stehen, er ist ein guter Kerl. Aber da- mit die FIA auch weiter das volle Vertrauen der Teams hat, muss klar sein, wie schnell jemand vom Verband zu einem Mitbewerber wechseln kann“, sagt Mercedes-Teamchef Torger „Toto“Wolff. Red-BullChef Christian Horner wird deutlicher und spricht gar von einem „echten Skandal“.
Die Verantwortlichen von Renault hingegen betonen, dass Budkowskis Verpflichtung ein weiterer Mosaik- stein auf dem Weg zum Generalangriff Richtung WM-Titel ist. „Marcins Verpflichtung ist eine hervorragende Nachricht und zeigt, mit welcher Entschlossenheit wir an unseren Zielen arbeiten“, erklärt Abiteboul.
Vom Hickhack hinter den Kulissen unberührt starteten gestern die ersten beiden Trainingseinheiten in Suzuka. Während der Nachmittag nach teils heftigen Regenfällen komplett ins Wasser fiel, konnte im ersten freien Training Nico Hülkenberg Position acht erreichen. „Das Vormittagstraining war gut“, bilanzierte der Emmericher Formel 1-Pilot. „Da wir den Regen am Nachmittag erwartet hatten, war das erste freie Training eine wichtige Einheit. Wir sind ziemlich viel gefahren und konnten unser Testprogramm durchlaufen.“Hülkenberg absolvierte 24 Runden, am Ende hatte er einen Rückstand von 1,8 Sekunden auf die Bestzeit von Sebastian Vettel (Ferrari).
„Im Grunde hat sich alles in Ordnung angefühlt“, stellte der Renault-Pilot nach dem Training fest. „Auch die Balance hat gestimmt, was mich sehr freut. Der Nachmittag war dann extrem nass und wir wollten Reifen sparen, weil es auch am Samstag beim Qualifying regnen könnte.“