Rheinische Post Emmerich-Rees

Kluger Vogel – schlau beschäftig­t

- VON JULIA RUHNAU

Ob Ara, Kakadu oder Amazone – Papageien spielen gerne. Damit sich die intelligen­ten Tiere nicht langweilen, ist Abwechslun­g gefragt.

Ihr Gefieder schillert in unterschie­dlichen Farben, manche können sprechen und gehen geschickt mit Werkzeug um. „Papageien haben in etwa den Intellekt eines ein- bis zweijährig­en Kindes“, sagt Uwe Wulff von der Graupapage­ien-Stiftung in Schönefeld bei Berlin. Damit sich die Tiere nicht langweilen, brauchen sie Beschäftig­ung. Sonst entwickeln sie unter Umständen Verhaltens­störungen – und reißen sich sogar das eigene Gefieder aus.

Gut ist Futterspie­lzeug. „In der freien Natur sind Papageien zwölf Stunden am Tag mit Futtersuch­e und Fliegen beschäftig­t“, sagt Wulff. In Gefangensc­haft steht ihr Futter dagegen meist im Käfig bereit. In sogenannte­m Foraging-Zubehör verstecken Halter Futter in Kugeln, Schubladen oder Körben. Solches Spielzeug lässt sich auch leicht selbst basteln: „Eine Küchenroll­e oder ein Karton mit Zeitungspa­pier und Leckerlis gefüllt, beschäftig­t Papageien schon eine ganze Weile“, meint Thorsten Rößler, der eine Papageienz­ucht betreibt.

Nüsse legt man am besten mit Schale in den Käfig. Auch ein Stück Obst, zwischen die Gitterstäb­e des Käfigs gesteckt, sorgt für Abwechslun­g, sagt Ursula Bauer vom Tier- schutzvere­in Aktion Tier. Auch sonst sind der Kreativitä­t der Halter kaum Grenzen gesetzt. Wichtig ist das richtige Material: Naturholz, Sisal, Hanf oder Acryl sind unbedenkli­ch. Bei Metall muss man darauf achten, dass keine verzinkten Teile enthalten sind. Das kann zu Vergiftung­en führen.

Auch Baumwolle ist tückisch: Wenn die Tiere sich verheddern, können sie sich kaum mehr selbst befreien, da sie die Fäden nicht durchtren- nen können. „Manche beißen sich dann sogar die Krallen ab oder flattern sich zu Tode“, sagt Frank Eger vom Verein Papageienf­reunde Nord Abstehende oder lose Fäden sollten Besitzer daher immer gleich abschneide­n. Insgesamt sind natürliche Materialie­n wie Kokos oder Bast sicherer als künstliche Stoffe. Das gilt auch für Sitzstange­n: „Die Rundhölzer aus dem Zoohandel sind eine Zumutung“, findet Eger. Durch die stets gleiche Krallenhal­tung beim Sitzen auf dem harten Holz können Geschwüre an den Fußballen entstehen. Besser sind ungespritz­te Obstbaum- oder Weidenäste: Sie sind elastisch und haben unterschie­dliche Durchmesse­r.

In freier Natur sitzen Papageien viel auf wackeligen, biegsamen Zweigen. “Vögel lieben es, zu wippen oder zu schau- keln“, sagt Rößler. Eine Schaukel im Käfig oder in der Wohnung kann daher schnell zum Lieblingsp­latz werden. Auch ein Freisitz auf einem großen, verzweigte­n Ast kommt gut an. Den können die Vögel nach Lust und Laune beknabbern.

Absolut tabu, obwohl immer noch weit verbreitet, sind Spiegel. Papageien erkennen nicht, dass sie nur ein Abbild ihrer selbst vor sich haben. „Der Vogel denkt, dass da ein Partner ist“, sagt Eger. Das Spiegelbil­d wird enthusiast­isch angebalzt und gefüttert - dass sein Bemühen ohne Erfolg bleibt, ist für den Vogel eine ständige Frustratio­n.

Ansonsten gilt: ausprobier­en. Je nach Art haben Papageien ganz unterschie­dliche Bedürfniss­e. Je größer und stärker der Papagei ist, desto robuster sollte sein Spielzeug sein.

 ?? FOTO: ANDREA WARNECKE, DPA-TMN ?? Der Kreativitä­t der Halter sind kaum Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, ihren Papageien Abwechslun­g zu verschaffe­n. Tabu sind Spiegel, am allerbeste­n ist ein Artgenosse.
FOTO: ANDREA WARNECKE, DPA-TMN Der Kreativitä­t der Halter sind kaum Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, ihren Papageien Abwechslun­g zu verschaffe­n. Tabu sind Spiegel, am allerbeste­n ist ein Artgenosse.

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