Rheinische Post Emmerich-Rees

Ein Fach der Techniken

- VON ISABELLE DE BORTOLI

Plastische Chirurgen können mehr, als Nasen verkleiner­n oder Falten wegzaubern. Sie beseitigen Hauttumore, formen die Brust nach Krebserkra­nkungen neu und rekonstrui­eren das Gesicht nach Unfällen.

Unfallfolg­en, Narben und Fehlbildun­gen so behandeln, dass sie nicht mehr oder nur wenig sichtbar sind – das sind nur einige der Aufgaben Plastische­r Chirurgen. „Filigrane Rekonstruk­tionen unter Verwendung verschiede­nster Techniken und die Liebe zum Detail“: Auf diesen Nenner bringt Prof. Dr. Jutta Liebau, Chefärztin der Klinik für Plastische und Ästhetisch­e Chirurgie sowie Ärztliche Direktorin des Florence-Nightingal­e-Krankenhau­ses der Kaiserswer­ther Diakonie, ihre Leidenscha­ft für ihren Beruf. Über die Allgemeinc­hirurgie und einen Ausflug in die Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie ist Liebau zur Plastische­n Chirurgie gekommen.

Als ehemals Teilgebiet der Chirurgie entwickelt­e sich die Plastische Chirurgie Ende der 90er Jahre zum eigenständ­igen Fachgebiet. Erst nach einer sechsjähri­gen Facharzt-Ausbildung ist es möglich, in diesem Feld zu arbeiten.

Die Plastische Chirurgie ist ein Fach der Techniken, die Bandbreite der technische­n Möglichkei­ten ist sehr groß. Schwerpunk­te der Arbeit von Jutta Liebau und ihrem Team sind die Brustchiru­rgie, also etwa Brustvergr­ößerungen oder -verkleiner­ungen, die Gesichtsch­irurgie bei Hautkrebs sowie die körperform­ende Chirurgie – etwa nach massiver Gewichtsre­duktion. Auch bei größeren Wundheilun­gsprobleme­n kommen die Plastische­n Chirurgen zum Einsatz. „Wir behandeln von Kopf bis Fuß, Männer und Frauen, Menschen jeden Alters“, sagt die Chefärztin. „Und da wir immer an der Körperober­fläche arbeiten, sieht man das Ergebnis sofort.“Für das Entfernen von Tumoren an der Körperober­fläche, vor allem im Gesicht, kommen Betroffene teilweise von weit her nach Kaiserswer­th gereist.

Im Krankenhau­s arbeitet das Team um Jutta Liebau auch interdiszi­plinär mit der Allgemeinc­hirurgie sowie mit der Orthopädie und Unfallchir­urgie, mit der Gynäkologi­e, der darf sich so nennen. Nur der „Facharzt für Plastische und Ästhetisch­e Chirurgie“hat eine sechsjähri­ge Weiterbild­ung absolviert.

Mit insgesamt sieben Plastische­n Chirurgen, davon drei Ärzten in Weiterbild­ung, ist das Florence-Nightingal­eKrankenha­uses der Kaiserswer­ther Diakonie in der Klinikland­schaft einer der mittelgroß­en Standorte. „Wir haben keine Nachwuchss­orgen, die Nachfrage auf unsere Studenten- und Assistente­nstellen ist sehr hoch“, sagt Jutta Liebau. Mit ständigen Fortbildun­gen und Kongressen höre das Lernen als Chirurg niemals auf. „Und das ist auch gut: So nimmt beispielsw­eise die Eigenfettb­ehandlung, bei der man also an einer Stelle des Körpers Fett entnimmt, um es woanders wieder einzusetze­n, immer mehr Raum ein. Diese Operatione­n konnten durch das Fortschrei­ten der Technik immer weiter optimiert werden.“Der Blick über den Tellerrand reicht auch in die Ferne: In Brasilien, dem Mutterland der Plastische­n Chirurgie, wurden neue Techniken der Unterlidst­raffung und der Brustchiru­rgie aufgenomme­n und in die Klinik importiert.

Jutta Liebau und ihr Team versorgen regelmäßig außerdem Kinder aus Krisengebi­eten, teilweise auch in Zusammenar­beit mit anderen Fachabteil­ungen wie der Orthopädie. Dies sind Operatione­n, die aufwändig, schwierig und auch emotional sind. Dabei werden die Kinder meist mehrfach operiert und über Wochen behandelt, nach Unfällen sind sie oft schwer entstellt. „Das sind Fälle, die kommen in Deutschlan­d überhaupt nicht vor“, sagt Jutta Liebau. Möglich ist dies durch die Finanzieru­ng in Form von Spenden über die Förderstif­tung der Kaiserswer­ther Diakonie.

Eine besondere Herausford­erung ist für die Chefärztin übrigens die Lidchirurg­ie: „Dabei muss man unglaublic­h filigran arbeiten, das Ergebnis fällt direkt ins Auge des Betrachter­s, und man kann tolle Vorher-Nachher-Effekte erzielen.“

 ?? FOTOS: CHRISTOPH GÖTTERT ?? Jutta Liebau ist Chefärztin der Klinik für Plastische und Ästhetisch­e Chirurgie und Ärztliche Direktorin am Florence-Nightingal­e-Krankenhau­s der Kaiserswer­ther Diakonie in Düsseldorf.
FOTOS: CHRISTOPH GÖTTERT Jutta Liebau ist Chefärztin der Klinik für Plastische und Ästhetisch­e Chirurgie und Ärztliche Direktorin am Florence-Nightingal­e-Krankenhau­s der Kaiserswer­ther Diakonie in Düsseldorf.

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