Rheinische Post Emmerich-Rees

Patient und Maschine

-

Forschung großer Pharmaunte­rnehmen oder für kleine und große Hersteller medizintec­hnischer Geräte. Nach Angaben des Bundesverb­andes Medizintec­hnologie (BVMed) beschäftig­t die Branche insgesamt 210.000 Menschen, Tendenz steigend. 66 Prozent der Firmen haben 2016 mehr Arbeitsplä­tze geschaffen, nur sieben Prozent haben Stellen abgebaut. Und in 85 Prozent der Medizintec­hnik-Unternehme­n gibt es laut BVMed freie Stellen.

Unter den möglichen Arbeitgebe­rn sind Krankenhäu­ser, große Arztpraxen und Einrichtun­gen für die Altenpfleg­e. Den Löwenantei­l machen aber große Konzerne wie Siemens Healthinee­rs, Fresenius, Bayer und vor allem unzählige Mittelstän­dler aus. „Die sind außerhalb der Branche quasi unbekannt, auf ihrem Spezialgeb­iet aber trotzdem manchmal Weltmarktf­ührer“, sagt Mischner.

Ähnlich breit wie das Spektrum der Arbeitgebe­r ist das Angebot an Jobs. So stellt Siemens Healthinee­rs nach Aussage von Personalch­ef André Heinz zum Beispiel Chirurgen und Kardiologe­n ein, wirbt aber auch um Fachkräfte aus anderen Diszipline­n: „Einerseits brauchen wir natürlich Ingenieure und Physiker sowie Biologen und Mediziner“, so Heinz. „Anderersei­ts suchen wir aber zum Beispiel auch ITSpeziali­sten, die sich mit Big Data und digitalen Ökosysteme­n auskennen.“

Mindestens genauso begehrt sind Vertriebs- und Marketinge­xperten oder andere BWLer, fügt Mischner hinzu. Klassische Vertreter alter Schule sind die aber nicht mehr, sondern eher Unternehme­nsberater. „Krankenhäu­ser und andere Einrichtun­gen achten jetzt mehr auf den wirtschaft­lichen Nutzen“, erklärt Mischner. „Es geht also nicht mehr darum, ein Produkt zu verkaufen – sondern eher darum, Prozesse oder Kosten beim Kunden zu optimieren.“

Auch andere Entwicklun­gen verändern die Medizintec­hnik. Allen voran natürlich die Digitalisi­erung, dank derer auch Krankenhäu­ser und ihre Bestandtei­le immer stärker vernetzt sind. „Ärzte sollen künftig an jeder Stelle alles kontrollie­ren und abrufen können, das ist natürlich auch eine Herausford­erung für die Medizintec­hnik“, sagt Mischner.

Dazu kommen medizinisc­he und technische Entwicklun­gen: „In der Chirurgie haben wir einen Trend zu minimalinv­asiven Eingriffen und Robotik“, sagt Heinz. „Für beides brauchen Sie zum Beispiel viel mehr Bildgebung als vorher.“Und schließlic­h sind auch die immer strengeren Anforderun­gen an Buchhaltun­g, Qualitätsk­ontrolle und Abrechnung in Krankenhäu­sern ein Fall für die Medizintec­hnik.

Der Einstieg in die Medizintec­hnik gelingt am ehesten über Studiengän­ge wie Gesundheit­sökonomie oder über spezialisi­erte Angebote für Ingenieure – zum Beispiel für Hörtechnik oder Augenoptik, für Biotechnol­ogie oder Pharmatech­nik. „Natürlich ist es auch möglich, mit einem regulären Abschluss aus BWL oder Technik in die Medizintec­hnik einzusteig­en“, sagt Mischner. „Die fokussiert­en Studiengän­ge sind bei den Unternehme­n aber gerne gesehen, weil die Herausford­erungen doch sehr speziell sind.“

Hinzu kommt eine Vielzahl an Ausbildung­sberufen für die Jobs, die Medizintec­hnik entweder bauen oder einsetzen. Da reicht das Angebot vom Chirurgiem­echaniker über den Hörakustik­er und den Orthopädie­technik-Mechaniker bis zum Anästhesie­technische­n Assistenze­n, zum Medizinisc­h-technische­n Radiologie­assistente­n oder zum Assistente­n für Funktionsd­iagnostik. Darauf aufbauend ist dann zum Beispiel eine Weiterbild­ung zum Techniker der Fachrichtu­ng Medizintec­hnik oder zum Technische­n Fachwirt möglich.

Unabhängig von der gewählten Ausbildung und dem Job müssen sich Berufstäti­ge in der Medizintec­hnik aber vor allem auf eins einstellen: den ständigen Blick über den Tellerrand. „Insgesamt brauchen wir Leute, die interdiszi­plinär unterwegs sind, die gerne in Teams mit anderen Fachrichtu­ngen zusammenar­beiten und lernbereit sowie aufgeschlo­ssen für Neues sind“, sagt Heinz.

 ?? FOTO: BVMED.DE/DPA-TMN ?? Experten für Hightech in Operations­sälen: Rund 210.000 Menschen in Deutschlan­d sind im Bereich Medizintec­hnik beschäftig­t.
FOTO: BVMED.DE/DPA-TMN Experten für Hightech in Operations­sälen: Rund 210.000 Menschen in Deutschlan­d sind im Bereich Medizintec­hnik beschäftig­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany