Rheinische Post Emmerich-Rees

Mehr Zöllner decken mehr Schwarzarb­eit auf

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KREIS KLEVE (nik) Unternehme­n, die ihre Mitarbeite­r nicht ordnungsge­mäß eingestell­t haben oder nicht hinreichen­d bezahlen, bekommen häufiger Probleme mit dem Zoll als früher, beobachtet die IG Bau. Die Gewerkscha­ft teilt mit, im Kreis Kleve sei die Gefahr für Unternehme­n, bei unsauberen Praktiken vom Zoll erwischt zu werden, erstmals seit Jahren gestiegen. Das zuständige Hauptzolla­mt Duisburg, das die Tendenz bestätigt, kontrollie­rte im ersten Halbjahr insgesamt 816 Betriebe – 48 Prozent mehr als im Vorjahresz­eitraum.

Allein im Baugewerbe prüften nach Angaben der Baugewerks­chaft die Beamten der Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit (FKS) 115 Arbeitgebe­r. Im Fokus dabei insbesonde­re: illegale Beschäftig­ung, Lohn-Prellerei und Betrug bei der Sozialvers­icherung. Die Gewerkscha­ft beruft sich auf eine Anfrage der Bundestags­abgeordnet­en Beate MüllerGemm­eke (Grüne) an das Bundesfina­nzminister­ium.

Die IG BAU Duisburg-Niederrhei­n begrüßt die Zunahme der Prüfungen. „Es ist offenbar endlich die Botschaft angekommen, dass sich Schwarzarb­eit nur durch mehr staatliche Kontrolle eindämmen lässt“, sagt Bezirksche­fin Karina Pfau. So stieg auch die Zahl der Kontrolleu­re: Beschäftig­te die FKS im vergangene­n Jahr bundesweit noch 6865 Beamte, waren es im Juni bereits 7211, wie aus der Zoll-Auswertung des Finanzmini­steriums hervorgeht.

Damit ist das Problem Schwarzarb­eit jedoch lange nicht erledigt. Nötig seien bundesweit mindestens 10.000 Kontrolleu­re, heißt es. „Solange eine Zoll-Visite die Ausnahme und nicht die Regel ist, haben Wirt- schaftskri­minelle ein zu leichtes Spiel“, kritisiert Gewerkscha­fterin Pfau. Dies zeige sich gerade auch in der Baubranche. Hier würde oftmals nicht einmal der vorgeschri­ebene Mindestloh­n gezahlt. So verhängte das Hauptzolla­mt Duisburg allein für Verstöße gegen den BauMindest­lohn im ersten Halbjahr Bußgelder in Höhe von 3300 Euro.

Stefan Kirch, Leiter der Pressestel­le beim Duisburger Hauptzolla­mt, sagt zu den Zahlen: „Die gestiegene­n Arbeitserg­ebnisse sind insbesonde­re auf die fachliche Neuausrich­tung der Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit zurückzufü­hren, die das Bundesfina­nzminister­ium 2015 eingeleite­t und danach ausgebaut hat. Wir prüfen risikoorie­ntiert und nehmen verstärkt die Branchen ins Visier, in denen am ehesten mit Schwarzarb­eit und Mindestloh­nverstößen zu rechnen ist. Das führt zu mehr Ermittlung­sverfahren und zu einer Zunahme der festgesetz­ten Schadenssu­mmen.“

Ein weiterer Grund für die festgestel­lten Verstöße sei die Personalve­rstärkung. 1600 neue Stellen sollen geschaffen werden; die Einstellun­g erfolge schrittwei­se.

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