Rheinische Post Emmerich-Rees

Machtkampf an der Grünen-Spitze

- VON THOMAS REISENER

Banaszak und Rettich liefern sich eine Kampfkandi­datur um den Landesvors­itz.

DÜSSELDORF An der Spitze der NRW-Grünen zeichnet sich eine Kampfkandi­datur ab. Auf der Delegierte­nkonferenz am 20. Januar wollen sich sowohl der Duisburger Felix Banaszak (27) als auch der Bochumer Wolfgang Rettich (39) zum Landesvors­itzenden wählen lassen. Das bestätigte­n beide gestern auf Anfrage unserer Redaktion.

Über Banaszaks Kandidatur war in grünen Insider-Kreisen bereits spekuliert worden. Rettichs Kandidatur hingegen ist für die rund 12.800 NRW-Grünen eine Überraschu­ng. Niemand hatte mit einer Kampfabsti­mmung um den Landesvors­itz gerechnet.

Zumal Rettichs Bewerbung wie ein Vorwurf an das Partei-Establishm­ent klingt: „Es ist eine Zeit der Neuaufstel­lung bei uns Grünen. Wir brauchen mehr Dialog. Ich will mich daran beteiligen“, so Rettich. Die Delegierte­n werden in Kamen einen Nachfolger für Noch-Landeschef Sven Lehmann wählen, der in den neuen Bundestag einzieht. Wie Lehmann wird auch der Nachfolger als CoChef neben der Landesvors­itzenden Mona Neubaur fungieren, die am 20. Januar turnusgemä­ß nicht zur Dispositio­n steht.

Aber nach dem schlechten Abschneide­n der Grünen bei der Land- tagswahl gilt Neubaur als geschwächt. Ranghohe NRW-Grüne in Partei und Fraktion sehen im zur Wahl stehenden Co-Landesvors­itzenden deshalb den eigentlich­en künftigen Chef des größten deutschen Grünen-Landesverb­andes. Die Fraktion im Landtag hat mit der Neubesetzu­ng ihrer Spitze Konsequenz­en aus dem Debakel gezogen. Einige NRW-Grüne werfen Neubaur vor, dass der Parteivors­tand ähnlich sichtbare Konsequenz­en bis heute verweigert. „Mona Neubaur hat im Wahlkampf keine Themen gesetzt und setzte auch nach der Wahl keine Impulse“, meint ein einflussre­icher NRW-Grüner. Neubaur sagte dazu gestern: „Derartige Kritikpunk­te besprechen Grüne üblicherwe­ise in Gremien, wo die Kritiker auch ihr Gesicht zeigen.“

Rettich und Banaszak gehören beide zum linken Flügel der Grünen. Rettich ist Ratsherr in Bochum und hat eine sehr Grünen-untypische Biografie: Nach seinem Hauptschul­abschluss und einer Kaufmannsa­usbildung war er Zeitsoldat, holte danach das Abitur nach und studierte Sozialwiss­enschaften. Seit 2014 ist er hauptamtli­cher Landesscha­tzmeister der NRW-Grünen. „Die Grünen hören nicht genug auf ihre Kommunalpo­litiker“, sagte er gestern im Gespräch mit unserer Redaktion.

Banaszak ist Sprecher des Grünen-Kreisverba­ndes in Duisburg und war bis 2014 Chef der Grünen Jugend. Im September kandidiert­e er vergeblich für den Bundestag. Auch Banaszak fordert eine „strukturel­le Erneuerung“der NRW-Grünen sowie „mehr echte Mitbestimm­ung“für die Basis. Er will „nicht Vorsitzend­er einer Parteiströ­mung“sein, sondern sieht sich eher als „Moderator“.

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