Rheinische Post Emmerich-Rees

Missbrauch: Es herrschte ein Muster des Wegschauen­s

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HILDESHEIM (kna) Die Deutsche Bischofsko­nferenz und das Bistum Hildesheim haben mit Betroffenh­eit auf ein Gutachten zum Umgang mit Missbrauch­sfällen in der Diözese reagiert. Die gestern veröffentl­ichte Studie des Münchner Instituts für Praxisfors­chung und Projektber­atung (IPP) bescheinig­t dem Bistum Versäumnis­se. Die Verantwort­lichen seien teils überforder­t gewesen und hätten mangelnde Bereitscha­ft zur Zusammenar­beit mit externen Partnern gezeigt. Der Missbrauch­sbeauftrag­te der Bischofsko­nferenz, Bischof Ackermann, nannte das Gutachten „offen und schonungsl­os, beschämend und mahnend“.

Das Bistum Hildesheim hatte die Studie 2016 in Auftrag gegeben. Sie sollte Missbrauch­svorwürfe gegen den Hildesheim­er Bischof und früheren Kevelaerer Pfarrer Heinrich Maria Janssen (1907–1988) sowie den pensionier­ten Priester Peter R. prüfen. In diesem Fall sei „ein Muster des Wegschauen­s“erkennbar, so IPP-Forscher Peter Mosser. Der ehemalige Seelsorger R. soll in den 70erund 80er Jahren mindestens 100 Kinder am Berliner Canisius-Kolleg missbrauch­t haben. Von 1982 bis 2003 war er mit Unterbrech­ungen in Hildesheim tätig.

Die Gutachter des IPP wiesen aufgrund umfangreic­her Aktenstudi­en elf Fälle sexualisie­rter Gewalt nach, die sich Peter R. während seiner Zeit in Hildesheim zuschulden kommen ließ. Sowohl der Jesuitenor­den als auch das Bistum hätten lange wissentlic­h in Kauf genommen, dass Minderjähr­ige durch den Priester gefährdet worden seien.

Vorwürfe gegen den verstorben­en Bischof Janssen, zwischen 1958 und 1963 einen Jungen sexuell missbrauch­t zu haben, konnte das Gutachten weder beweisen noch entkräften. Dass in diesem Fall glaubwürdi­ge Indizien nicht unter den Teppich gekehrt worden seien, sei ein Fortschrit­t, so Mosser.

Diözesanad­ministrato­r Nikolaus Schwerdtfe­ger sagte vor Journalist­en: „Die eigene Schuld und das eigene Versagen lasten auf uns. Ich bitte die Opfer und ihre Angehörige­n im Namen unseres Bistums um Vergebung.“Der Geistliche ist seit dem altersbedi­ngten Rücktritt von Bischof Norbert Trelle Übergangsv­erwalter der Diözese.

Vorwürfe gegen Bischof

Janssen konnten weder bewiesen noch

entkräftet werden

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