Die 24-Flaschen-Champagner-Wette
Der Autobahnanschluss Netterdensche Straße war lange ungewiss – nun kommt er doch. Auch dank Franz Kulka.
EMMERICH (nk) Der Crémont ist schon ein edler Tropfen. 24 Flaschen wettete der damalige CDURatsherr Heinz Christ darauf, dass der dritte Autobahnanschluss niemals zustande kommt. Christ notierte die Wette auf einem kleinen gelben Zettel, den er dem damaligen Stadtdirektor Franz Kulka siegesgewiss überreichte. Christ schrieb: „Bei Einweihung des Autobahnanschlusses Netterdensche Straße 24 Fl. Crémont f.d. CDU F.-Vorstand u. Dezernate, 24.4.1989“.
Kulka entdeckte den Zettel jetzt wieder in einer alten Lederkladde, in der er Schriftstücke aus seiner Zeit als Verwaltungschef 1988 bis 1996 aufbewahrte. Nun, würde Heinz Christ noch leben – er ist 2006 gestorben – müsste er seine Wette einlösen, und im Rathaus würden Champagnerkorken knallen. Denn die Anschlussstelle Emmerich-Ost wird 2018 kommen.
Franz Kulka gehörte zu jenen, die den A3-Anschluss anpackten. Schon bevor er zum Stadtdirektor gewählt wurde, spukte das Thema zwischen Düsseldorf und Emmerich herum. Bei der Bezirksregierung war der Jurist in der Abteilung Landesplanung schon mit dem Autobahnanschluss befasst. Für Franz Kulka war klar, dass der wegen der Nähe zum Hafen und zu den Gewerbegebieten an der Netterdenschen Straße (L 90) am besten aufgehoben sei. Ein finanzieller Aspekt kam hin- zu: „Weil die L90 eine Landesstraße ist, kostet das die Stadt keinen Pfennig.“An der Budberger Straße dagegen wäre das anders gewesen: „Deshalb kam das für mich gar nicht in Frage.“
Und so kam es, dass im ersten Gebietsentwicklungsplan, der damals kurz vor der Genehmigung stand, der Standort Netterdensche Straße einen roten Punkt bekam: „Da steht er bis heute drin.“
Und noch eine Episode. Inzwischen Stadtdirektor reiste Kulka mit dem Landtagsabgeordneten Norbert Giltjes nach Düsseldorf. „Da gibt es ein Café, die Kaffeeklatsche, da wurden schon mal intimere Gespräche geführt. Da lief auch der damalige Minister für Stadtentwick- lung und Verkehr, Franz-Josef Kniola, herum. Er kam auf mich zu und fragte mich: ,Was wollen Sie denn?’ Ich sagte, die Brücke stehe schon, er müsse nur noch die Ohren dran machen. Kniola hatte das aber falsch verstanden. Er hatte die Ausbauspange zwischen der A3 und der A57 im Kopf, ist aufgestanden und sagte: ,Sind Sie des Wahnwitzes?’ Ich antwortete, ich hätte von einer Spange gar nichts gesagt, es koste weniger als fünf Millionen D-Mark. Da meinte er zu seinem Adlatus: Dann schreib mal, der Kulka kriegt die A3Abfahrt.“Als wir nach Emmerich zurück kamen, haben wir das dann verkündet.“
Kulka hält Emmerich-Ost nach wie vor für wichtig und blickt nach vorn: „Dadurch würde vor allem die Zukunftsperspektive einer Blauen Banane erheblich verbessert.“Als Blaue Banane wird der industrielle Gürtel von London bis Genua bezeichnet, der die Form einer Banane hat. Das hiesige Grenzgebiet gehört dazu. „Wenn man sich die Entwick- lung in ‘s-Heerenberg ansieht, wird dort schon jetzt eifrig an der Blauen Banane ,gewerkt’. Vielleicht schaffen wir eine vergleichbare Entwicklung, ausgehend von der Anbindung durch die Autobahnzufahrt. Die Schaffung von Arbeitsplätzen ist eines der wichtigsten Ziele.“