Rheinische Post Emmerich-Rees

Den Katholiken-Tag im Blick

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Der Chor des St.-Marien-Heims Haldern nimmt im Tonstudio Keusgen eine CD auf. Die Sänger, die zwischen 75 und 93 Jahre alt sind, würden im kommenden Jahr gerne auf der Bühne der Caritas in Münster stehen.

HALDERN (tt) Die Mikrofon-Angel wird nochmal eben zurecht gerückt. Norbert Müsch schwingt mit seinen Händen so elegant zum Takt, wie es einst James Last in seiner besten Zeit perfektion­iert hat. Die Stimmen des Chors von St. Marien heben an. Hinter einer Glasscheib­e steht Klaus-Dieter Keusgen. Die Bewohner des Halderner Altenheims sind im Tonstudio, um wieder einmal einige Lieder aufzunehme­n. „Wir haben das schon einmal gemacht“, erklärt Beate Anhof-Mölders, Leiterin des Sozialen Dienstes und Chorchefin in Personalun­ion. „Als wir dann unsere Stimmen das erste Mal von der CD gehört haben, war das zunächst komisch, aber insgesamt kam es sehr gut an.“

Das kann Johanna Fink nur bestätigen. „Es war richtig gut, ich möchte jedes Jahr wiederkomm­en“, sagt sie. Johanna Fink gehört zu den Chormitgli­edern im Alter zwischen 75 und 93 Jahren, die zum Tonstudio Keusgen gekommen sind. Für viele ist das wöchentlic­he Singen im Altenheim ein Höhepunkt. Musik und Gesang begleitet die meisten schon ein Leben lang. Teilweise sind es Lieder aus der Schulzeit. Aber auch im Kirchencho­r haben viele der älteren Herrschaft­en ihrem Hobby gefrönt. Maria Baumann etwa musste in ihrer Jugend bis nach Mehr fahren, um dort in der Kirche zu singen.

Nur als sie frisch verheirate­t war, legte sie eine Gesangspau­se ein. „Da hatte ich keine Zeit, ich hab’ ja jedes Jahr ein Baby bekommen“, sagt die ältere Dame mit entwaffnen­der Offenheit und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Bei den Aufnahmen spielt Anita Szameitat Akkordeon. Norbert Müsch sitzt auf einer brauen Holz- kiste. Genauer gesagt er spielt ein Cajón: eine Kistentrom­mel, die den Rhythmus vorgibt. Dass der richtige Sound aufgenomme­n wird, ist die Aufgabe von Klaus-Dieter Keusgen. Der Besitzer des gleichnami­gen Tonstudios hat elf Mikrofone im Einsatz. „Das ist schon deshalb nötig, weil wir sehr viele Solostimme­n haben“, verrät er. Aus den Reihen des Chores übernehmen an diesem Vormittag Gerdi Geßmann, Hilde Backeshoff, Cäcilie Brockmann, Agnes Lensing, Theodor Haedke sowie Sieglinde Hagedorn Soloparts.

Choraufnah­men sind im Studio Keusgen keine Seltenheit. Und ein profession­elles Tonstudio ist auch vonnöten, um eine ordentlich­e Aufnahme hinzubekom­men. „In einer Kirche müsste man schon nachts aufnehmen, sonst wären die Straßenger­äusche im Hintergrun­d störend“, sagt Keusgen.

Für den Chor von St. Marien soll die Aufnahme nur ein Schritt sein. Das nächste Ziel ist der Katholiken­tag im kommenden Jahr in Münster. „Dann würden wir gerne auf der Caritas-Bühne singen“, blickt Beate Anhof-Mölders voraus. Genug Elan liegt in den Stimmen dafür allemal.

Immer freitags zwischen 10.15 und 11.15 Uhr wird geprobt. Kräftige Männerstim­men werden noch gebraucht. Zum Repertoire gehören Volksliede­r, aber auch moderne Stücke. Der Weihbischo­f beispielsw­eise wurde bei seinem Besuch in Haldern mit dem Stück der Toten - Hosen „An Tagen wie diesen“begrüßt.

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FOTO: THORSTEN LINDEKAMP Der Chor von St. Marien nimmt einige seiner Lieder im Tonstudio Keusgen auf.

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