Rheinische Post Emmerich-Rees

In Moyland: „Mehr als Fett und Filz“

Nach zehn Jahren thematisie­rt das Museum noch einmal die Dinge, mit denen Joseph Beuys gearbeitet hat, und erklärt sie anhand von 122 Werken im Rahmen der „kunst.bewegt“-Reihe.

- VON MATTHIAS GRASS

BEDBURG-HAU-MOYLAND Fast plastisch steht die Tänzerin auf dem Blatt, dick liegt die Goldfarbe auf dem Untergrund, zeichnet die Figur der schwungvol­l ausschreit­enden Frau nach: 1958 zeichnete Joseph Beuys die junge Dame mit Bleistift auf ein Blatt Papier, füllte die Flächen mit Goldfarbe, die aus der kleinen Zeichnung fast ein Relief macht. Beuys, eigentlich der Mann der armen, gefundenen Materialen, brauchte in seiner Kunst von Beginn an auch das wertvolle, im Mittelal- ter für Gottheiten und Herrscher vorgesehen­e Material Gold. Die Tänzerin ist noch ein ganz frühes Blatt aus dem Schaffen des Düsseldorf­er AkademiePr­ofessors. Später, als er in der Galerie Schmela in der Landeshaup­t- stadt in der berühmten Aktion dem toten Hasen die Bilder erklärte, war sein Kopf mit Blattgold belegt. „Auf der documenta 7 in Kassel schmolz er 1982 eine Kopie der goldenen Zarenkrone Iwans des Schrecklic­hen in einen goldenen Friedensha­sen um und berief sich dabei auf bedeutende Alchemis

ten“, sagt Barbara Strieder. Die Moy- länder Kunsthisto­rikerin stellt in der nächsten „Folge“der „kunst.bewegt“-Reihe im Museum Schloss Moyland, die jetzt eröffnet wurde und bis zum 12. Februar läuft, nochmals die Materialie­n von Joseph Beuys vor. Und das ist eben „Mehr als Fett und Filz“, wie die Ausstellun­g titelt.

Da ist Gold zu sehen, gibt’s Papier als Grundlage für die Bilder, fehlen nicht Wachs und Honig und auch nicht die Schokolade, die Beuys immer wieder in seine Arbeiten einfügt. „Beuys sah die Materialie­n als Substanzen an, denen materielle und geistige Kräfte innewohnen: So gründet sich die Aussagekra­ft der Schokolade auf ihrer positiven Alltagsbed­eutung und liegt vor allem in ihrer verwöhnend­en und Energie spendenden Qualität“, erklärt Strieder.

Wie der Honig. Doch die Honigpumpe, eines der berühmten Werke des Schamanen aus Kleve, sei jetzt als Sammelsuri­um aus Pumpe und Schläuchen für viele Menschen nicht mehr zu verstehen, sagt Strieder. Da fehlt dann der Beuys, der alles erklärt, ununterbro­chen redet, während in seinem Rücken die Maschine zischt und rumpelt und den wertvollen Honig durch Schläuche pumpt. „Die Honigpumpe ist nur noch Relikt“, bestätigt Bettina Paust, stellvertr­etende Leiterin des Museums. Zur Honigpumpe zeigt Moyland deshalb einige dokumentar­ische Fotos und eine Zeichnung. Und wer Filz und Fett sucht, wird auch fündig: Zwar hat Moyland nicht die großen Energiespe­icher aus Filz, hat aber in einer Vitrine die Filzplatte­n und das in Filz gewickelte „Samuraisch­wert“, zeigt den Filzanzug.

Insgesamt werden in den sechs Räumen der Beuys-Etage 14 von Beuys eingesetzt­e Materialie­n mit 122 Werken vor allem des frühen Beuys erklärt.

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RP-FOTO: MGR Bildaussch­nitt aus „Goldene Tänzerin“von 1958: Ein Beispiel für Gold im Werk von Beuys.

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