„Frontal21“: Hinweis auf Anis Amri nicht beachtet
Das ZDF-Magazin berichtet von einem Zimmernachbarn des Terroristen, dessen Warnung nicht beachtet wurde.
EMMERICH (fmg) Die ZDF-Sendung „Frontal21“hat über Emmerich berichtet. Nämlich über den Fall Anis Amri. Es geht darum, dass ein syrischer Asylbewerber die Behörden vor Anis Amri und dessen Hass auf den Westen gewarnt hat.
Mohamed J. lebte demnach in einem Zimmer mit Amri, bekam hautnah dessen Einstellung mit. Seine Hinweise wurden zwar an die Polizei weitergeleitet, dort aber nicht weiter bearbeitet, berichtet das ZDF. Erst nach den Anschlägen wurde der Hinweisgeber demnach interessant.
Dabei hatte der Mitbewohner den Behörden mitgeteilt, dass Amri unter falscher Identität lebe, Kontakt zu Dschihadisten habe und in Berlin unter anderer Identität einen neuen Asylantrag gestellt habe.
Mohamed J. sagte dem ZDF, er habe erstmals im Herbst 2015 dem Sozialarbeiter seiner Flüchtlingsunterkunft in Emmerich vom Wesen seines Mitbewohners berichtet: Anis hat sich nicht verstellt“, berichtet der Zeuge im Interview mit „Frontal 21“(Sendung am Dienstag, 17. Oktober 2017, 21 Uhr). „Er sagte zu uns offen: ,Was macht ihr hier im Land der Ungläubigen? Ich will nach Syrien gehen und im Dschihad kämpfen.’“Mohamed J. meldete dies seinem Sozialarbeiter im Oktober 2015.
Das Bundesinnenministerium erklärte gegenüber dem ZDF, die Warnung aus der Unterkunft sei über die Ausländerbehörde Kleve an die Polizei weitergeleitet worden. Die habe am „28. Oktober 2015 einen sogenannten ‘Prüffall Islamismus’ angelegt“. Doch Mohammed J. wur- de nicht zeitnah von der Polizei als Zeuge vernommen: „Es gab keine Rückfragen von der Polizei“, sagte Mohammed J. dem ZDF.
Im Juli 2016 informierte Mohamed J. laut ZDF das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) über die Gesinnung Amris. „Der Tunesier ist sehr islamistisch radikal. (…) Er ist dann nach Berlin gezogen und hat dort einen neuen Asylantrag gestellt mit einer neuen Identität“, sagt der Zeuge wörtlich in der Anhörung vom 27. Juli 2016. Eine Kopie der Anhörung liegt der Redaktion „Frontal 21“vor.
Das BAMF will sich aus datenschutzrechtlichen Gründen zum konkreten Fall nicht äußern. Das Amt sei aber in ständigem Kontakt mit den Sicherheitsbehörden gewesen.
Tatsächlich wurde Mohammed J. erst am 30. Januar 2017, Wochen nach dem Attentat, zur Zeugenvernehmung vorgeladen. Das gehe aus Polizeidokumenten hervor, die dem ZDF vorliegen. Moritz Körner, der für die FDP im Amri-Untersuchungsausschuss des nordrheinwestfälischen Landtages sitzt, kritisiert das Vorgehen der Ermittler: „Das wäre, sollte sich das so bewahrheiten, ein eklatantes Versagen unserer Sicherheitsbehörden.“Erst in der vergangenen Woche war ein Sonderermittler zu dem Schluss gekommen, die Polizei hätte Amri vor dem tödlichen Anschlag in Berlin festnehmen können.