Klaus Kinkel soll Schiedsrichter-Streit schlichten
FRANKFURT/M. (sid) Klaus Kinkel übernimmt: Der SchiedsrichterStreit beim Deutschen FußballBund (DFB) landet bei der neuen Ethikkommission. Das unabhängige Gremium des früheren Außenund Justizministers Kinkel (80) muss entscheiden, wie mit den schwerwiegenden Vorwürfen von Manuel Gräfe gegen die früheren Schiri-Bosse Herbert Fandel und Hellmut Krug umgegangen wird – und welche Konsequenzen gegebenenfalls gezogen werden.
„Wir sind zuversichtlich, dass der für das gesamte deutsche Schiedsrichterwesen belastende Vorgang von dieser unabhängigen Instanz ergebnisoffen aufgearbeitet werden kann“, sagte der zuständige DFBVizepräsident Ronny Zimmermann am Freitag. Kinkel prüft den Fall nach SID-Informationen bereits.
Im Kern werden Fandel und Krug fehlende Transparenz, Vetternwirtschaft und schlechter Führungsstil vorgeworfen, auch von Mobbing ist die Rede. Die beiden Funktionäre bekleiden hohe Positionen im Schiedsrichterwesen. Fandel ist Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses, Krug als DFB-Projektmanager unter anderem verantwortlich für den Videobeweis.
Der erfahrene Unparteiische Gräfe (225 Bundesliga-Einsätze) hatte öffentlich von einem krankenden System unter Fandel und Krug berichtet, in dem Beeinflussung und Manipulation von Untergebenen an der Tagesordnung stünden. Der vierstündige „Friedensgipfel“am zwang, ist nur ein Beispiel. Rationalisten betrachten diesen Opportunismus im durchkommerzialisierten Sport vergleichsweise kühl. Fußballromantiker reagieren deutlich emotionaler.
Herrlich hat aus der Vergangenheit gelernt. Bei seiner Vorstellung in der BayArena betonte er, dass die Vorderseite des Trikots – das Vereinswappen – wichtiger sei als der Name des Spielers auf dem Rücken. Der Star ist das Kollektiv. Im Kontext seiner Vergangenheit klingt das nur auf den ersten Blick heuchlerisch. Die Wahrheit ist: Herrlich ist jetzt 45 und nicht mehr 23. Die Frage, ob er heute noch einmal so handeln würde, verneint er.
Das kleine rheinische Derby heute (15.30 Uhr) bietet auch ohne Ausflüge in die Vergangenheit reichlich Gründe, sich darauf zu freuen. Für Bayer 04 auf Platz zwölf (neun Punkte) geht es darum, die eklatante Auswärtsschwäche zu beheben und die Punktausbeute aufzupolieren. Mit einem Sieg wäre Bayer wieder näher dran an den internationalen Plätzen – von denen Gladbach als Fünfter einen innehat.
Der frühere Außenminister soll sich mit den Vorwürfen gegen Herbert Fandel und Hellmut Krug auseinandersetzen.
Dienstag in Frankfurt am Main hatte keine Einigung gebracht – im Gegenteil wurden Gräfes Vorwürfe von Schiedsrichter-Sprecher Felix Brych offensichtlich in weiten Teilen untermauert.
Die Ethikkommission wird nun alle Beteiligten befragen müssen. Der Schiedsrichter-Streit wird dabei zum ersten in der Öffentlichkeit verfolgten Fall des Gremiums, das im vergangenen Jahr auch als Konsequenz des Sommermärchen-Skandals ins Leben gerufen wurde. „Wir werden in ethischen Fragen von herausragenden Fachleuten beraten“, hatte DFB-Präsident Reinhard Grindel damals gesagt.
Bestätigt wurden Gräfes Vorwürfe gestern vom früheren Unparteiischen Babak Rafati, der 2011 versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. „Ich habe es ja selbst erlebt – und ich habe es am Ende überlebt. Damals wurde das als Einzelschicksal abgestempelt. Jetzt bestätigen andere Betroffene, dass es nicht so ist“, sagte Rafati bei Sport1.