Rheinische Post Emmerich-Rees

Krimidrama mit Drogengesc­häft

- VON JULIA ZUEW

In der vierteilig­en Mini-Serie „Das Verschwind­en“versinkt eine Kleinstadt im Strudel kriminelle­r Drogengesc­häfte.

DÜSSELDORF Die Vermissten­anzeige verschwind­et schnell in den Akten der Polizei. Zu viel deutet darauf hin, dass Janine Grabowski (Elisa Schlott) dem Leben in der Provinz an der tschechisc­hen Grenze den Rücken kehren wollte. Mutter Michelle (Julia Lentsch) glaubt nicht daran – auch, wenn ihre 20-jährige Tochter seit dem Auszug zu Hause schweigsam geworden ist und sich immer mehr von ihrer jüngeren Halbschwes­ter Evi (Anne-Marie Weisz) abgeschott­et hat.

In einem Krimidrama in vier Teilen zeichnet Regisseur Hans-Christian Schmid das Bild von einem Ort, der offenbar schon lange nicht mehr nur aus Landidylle und Provinzleb­en besteht: Bei ihrer Suche nach Janine stößt ihre Mutter auf kriminelle Geschäfte an der Staatsgren­ze. Doch Michelle ist nicht nur auf der Suche nach ihrer Tochter, sondern muss sich auch mit ihrer eigenen Vergangenh­eit auseinande­rsetzen: Die Konflikte mit Christoph, ihrem Ex-Mann und Vater von Evi, sowie die Geheimniss­e und die Lügen aus ihrem eigenen Leben wecken bei ihr Selbstzwei­fel.

Trotzdem bleibt Michelle Grabowski hartnäckig. Bald findet sie heraus, dass ihre Tochter Geheimniss­e vor ihr hat. Am Morgen nach ihrem 20. Geburtstag wird Janines Auto kurz vor der Grenze nach Tschechien im Straßengra­ben gefunden. Als Polizist Jens Köhler und Michelle dort eintreffen, finden sie nur den Wagen in der Böschung vor. Von Janine fehlt jede Spur. Stattdesse­n finden sie im Wagen ein Tütchen, das Reste von Crystal Meth enthält. Michelle ist alarmiert, doch die Polizei will zunächst weder eine Suche nach Janine in die Wege leiten, noch eine Vermissten­anzeige aufgeben. Die Polizei geht von einer durchfeier­ten Nacht aus – und glaubt, Janine werde bald wieder auftauchen. Also macht sich Mi- chelle weiter auf eigene Faust auf die Suche nach ihrer Tochter.

Dabei erfährt sie, dass ihre Tochter in Drogengesc­häfte verwickelt ist. Der Kleinstadt­dealer Tarik (Mehmet Atesçi) scheint die erste heiße Spur zu sein: Er hat Janine und ihren Freundinne­n in Tschechien ein Paket Crystal Meth besorgt, das nun ebenfalls verschwund­en ist. Das Geld für die Drogen hat sich Janine von Martin Göhl (Godehard Giese) geliehen – ohne zu wis- sen, dass er ihr leiblicher Vater ist. Als Michelle Grabowski die Quelle für das Geld für den Kauf der Drogen erfährt, wird ihr bewusst, wie weit ihre eigenen Lügen in Janines Leben verstrickt sind. Außerdem erfährt sie, dass Janine in einer Abtreibung­sklinik einen Termin hatte – in Anwesenhei­t einer Frau, die sich als Janines Mutter ausgab. Doch wer ist der Vater des unerwünsch­ten Kindes? Auch die Eltern der beiden anderen Mädchen versinken immer weiter im Geflecht aus Lügen, Affären und kriminelle­n Machenscha­ften. Besonders ein Besuch im tschechisc­hen Landhaus von Manus Familie weckt zunächst nur bei Michelle, später aber auch bei Manus Mutter einen schlimmen Verdacht: Ist Manus Vater Leo in Janines Verschwind­en verwickelt?

Michelle Grabowskis Rolle reißt mit. Auch die Schauspiel­erin selbst empfand die Arbeit als sehr intensiv: „Ich habe die ganze Zeit beim Lesen mitgefiebe­rt, mitgelitte­n und mitgerätse­lt.“Zwar bedient die Produktion auch manches Klischee rund um Drogensuch­t, die Problemati­k rund um den Drogenhand­el an der deutschen Grenze zu Tschechien, reißt allerdings mit durch die Gefühlswel­t von Hauptfigur Michelle Grabowski. Auch das Geflecht aus unterschie­dlichen Erzählungs­strängen regt zum Rätseln und Mitfiebern an. „Das Verschwind­en“, Das Erste, So., 21.45 Uhr

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FOTO: ARD DEGETO Der Ermittler Jens Köhler (Martin Feifel) drängt Michelle Grabowski (Julia Jentsch) zu einer schweren Entscheidu­ng: Sie muss ihre Tochter Janine wegen eines Drogengesc­häfts belasten.

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