Rheinische Post Emmerich-Rees

Renaissanc­e des Brauers

- VON INGA DREYER

Bier zu mögen, ist ein guter Anfang. Um Brauer und Mälzer zu werden, braucht es aber auch technische­s Interesse – und Lust am Zupacken.

Malz, Wasser, Hopfen und Hefe – das sind die Zutaten, aus denen Bier gebraut wird. „Es hat mich schon gereizt, den Prozess zu erleben, wie aus vier Grundstoff­en das fertige Produkt wird“, erzählt Clemens Roth-Kleyer, der vor zwei Jahren seine dreijährig­e Ausbildung zum Brauer und Mälzer abgeschlos­sen hat.

Seine Ausbildung hat er in einer kleinen Gasthausbr­auerei gemacht. „Ich wollte gerne das Handwerk lernen und nicht in einen großen Betrieb gehen“, erzählt er. Das bedeutet aber auch: Malzsäcke, Fässer und Schläuche schleppen. „Ich dachte vorher nicht, dass es so anstrengen­de Arbeit ist“, erzählt er. Vor allem als Lehrling sei man die meiste Zeit mit Putzen beschäftig­t.

Hygiene ist ein zentrales Thema, betont auch Sabine Droste, Ansprechpa­rtnerin für die Ausbildung zum Brauer und Mälzer am Fritz-Henßler- Berufskoll­eg in Dortmund. „Viele Auszubilde­nde machen sich das im Vorfeld nicht so klar.“Mitbringen sollten angehende Brauer neben einem Sinn für Hygiene naturwisse­nschaftlic­hes und technische­s Verständni­s.

Wie stark Brauer in Berührung mit dem eigentlich­en Produkt kommen, hängt von der Größe der Brauerei ab. Während der Beruf früher sehr handwerkli­ch geprägt war, sind die Abläufe vielerorts inzwischen automatisi­ert. In großen Betrieben geht es dann vor allem um die Überwachun­g der computerge­steuerten Anlagen. „Der Vorteil an kleinen Betrieben ist, dass ich das Produkt von den Rohstof- fen bis zur abgefüllte­n Flasche erlebe“, sagt Sabine Droste.

Das Image der Brauer ist inzwischen etwas angestaubt: harte Männer, die viel arbeiten und drei Maß Bier am Tag trinken. „Das hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt“, sagt Roland Michl, Studienrat an der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule in Ulm. Vor allem die Craft-Beer-Welle habe dazu beigetrage­n, bei jungen Leuten das Interesse an dem Beruf zu wecken. Knapp 340 neue Ausbildung­sverträge wurden 2015 in Deutschlan­d abgeschlos­sen. Viele seiner Schüler seien begeistert von kleineren und unkonventi­onellen Brauereien, erzählt Michl. „Je lebendiger die Branche ist, umso interessan­ter wird sie.“Kreative Rezepte und neue Vermarktun­gsideen sind gefragt.

Um sich dafür weiterzubi­lden, absolviere­n viele Brauer einen Meisterleh­rgang oder nutzen die Ausbildung als Grundlage für ein Studium, zum Beispiel in den Bereichen Lebensmitt­el- oder Getränkete­chnologie. Clemens RothKleyer jedoch fühlt sich in der mittelstän­dischen Brauerei sehr wohl und möchte bleiben. „Im Moment bin ich als Geselle ganz zufrieden.“

In der Ausbildung bekommen Brauer und Mälzer je nach Lehrjahr und Betrieb zwischen 400 und 1200 Euro pro Monat. Ausgebilde­te Brauer verdienen im Vergleich zu anderen Berufen in der Lebensmitt­elbranche eher gut. Je nach Region könnten sie mit bis zu 2800 bis 3000 Euro brutto rechnen, sagt Roland Michl. Kleineren Brauereien sei es jedoch häufig nicht möglich, nach Tarif zu zahlen.

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FOTO: NICOLAS ARMER Qualitätsk­ontrolle: Brauer Clemens Roth-Kleyer testet in der Brauerei Kaiserdom die mikrobiell­e Belastung des entstehend­en Biers.

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