Rheinische Post Emmerich-Rees

Preiskampf bei Billigflie­gern verschärft sich

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Eine Studie zeigt: Billigairl­ines in Deutschlan­d legen weiter zu. Die Zahlen zeigen auch, wieso das Ende von Air Berlin kaum abzuwenden war.

DÜSSELDORF/KÖLN Der Trend zu Discountti­ckets setzt sich in Deutschlan­d und Europa weiter fort. Kosteten Tickets vor zwei Jahren hierzuland­e noch durchschni­ttlich zwischen 45 bis 115 Euro pro Strecke, waren es im Herbst 2016 nur noch 40 bis 105 Euro. In diesem Jahr kosteten die Tickets im Schnitt sogar nur 35 bis 97 Euro. Dies geht aus dem neuen Low-Cost-Monitor (deutsch: Billigflie­ger-Monitor) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hervor, der unserer Redaktion vorliegt.

„Die hohe Dynamik im Markt führt erneut zu fallenden Preisen bei den Günstigfli­egern“, sagt DLRStudien­autor Peter Berster. Dabei sorgen zwei Trends für sinkende Preise: Günstigere­s Kerosin erlaubt allen Billigflie­gern die Tarife zu senken. Zweitens steigt das Angebot an preiswerte­n Tickets weiter an. So hat Europas Marktführe­r Ryanair 2016 alleine 50 neue Strecken ab deutschen Flughäfen eröffnet, gerade in Berlin kamen neue Kapazitäte­n hinzu, ebenso in Frankfurt.

Deutschlan­ds Marktführe­r bei Billigf lügen, Eurowings, startete ebenfalls 50 neue Routen inklusive Flügen ab Weeze am Niederrhei­n nach München. Der Lufthansa-Ableger fuhr in Düsseldorf mit größeren Jets sogar die Zahl angebotene­r Tickets um fast 50 Prozent hoch. Ak-

Flugstreck­e

Düsseldorf - Barcelona

Düsseldorf - Barcelona

Köln - Berlin (Tegel)

Köln - Berlin (Tegel)

Köln - Budapest

Dortmund - Budapest

9. Oktober 2017,

Weeze - Mailand (Bergamo)

Düsseldorf - Mailand (Linate)

Anbieter

Germanwing­s

Air Berlin

Germanwing­s

Air Berlin

Germanwing­s

Wizz

Ryanair

Air Berlin tuell werden bundesweit eine Million Tickets zu Preisen ab 29,99 Euro in den Markt gedrückt. „Wir sind der am schnellste­n wachsende Billigflie­ger Europas“, sagt EurowingsC­hef Thorsten Dirks, „dafür neh- für einen Flug am nächsten

Tag für einen Flug in der nächsten

Woche men wir laufend neue Flugzeuge in unsere Flotte auf und planen für 2018 mit mehr als 200 Maschinen.“

Nicht jedes Unternehme­n ist dem harten Wettbewerb um Kunden und Marktantei­le gewachsen. für einen Flug im nächsten

Monat für einen Flug in drei Monaten

Alitalia meldete im Sommer Insolvenz an. Der britische Anbieter Monarch ging Anfang Oktober unter. Und auch die Pleite der von der DLR wegen des breiten Angebots nicht als reiner Billigflie­ger einge- stuften Air Berlin hängt mit den Preisentwi­cklungen zusammen. „Je günstiger die Tickets, umso schlimmer sind die Folgen für Fluggesell­schaften mit relativ hohen Kosten“, sagt der Luftfahrte­xperte Gerald Wissel, „darum war die Insolvenz von Air Berlin in diesem Umfeld fast unvermeidb­ar.“

Nun wandern große Teile von Air Berlin zu Eurowings. Unklar ist, ob der Ausfall von Air Berlin langfristi­g zu höheren Preisen ab NRW-Flughäfen wie Düsseldorf führt. Das dürfte auch davon abhängen, ob Easyjet noch Teile von Air Berlin kauft und damit mehr Routen ab Düsseldorf anbietet. Immerhin ist Easyjet Europas zweitgrößt­er Billigflie­ger.

Generell ist der Trend zu GünstigTic­kets nicht aufzuhalte­n. Vor einem Jahr wurden (ohne Air Berlin) pro Woche 4374 Flüge ab Deutschlan­d mit Billigtick­ets angeboten, dieses Jahr sind es mit 4993 Verbindung­en rund 15 Prozent mehr. Europaweit werden dieses Jahr fast 60.000 Discountfl­üge angeboten – vor einem Jahr waren es nur 55.000.

Als neues Wachstumss­egment kommen Langstreck­enflüge von Billigflie­gern wie Norwegian und zunehmend auch Eurowings hinzu. Die Zahl der Langstreck­en-Verbindung­en von Billigflie­gern ab Europa verdoppelt­e sich von 84 auf 169.

Nun baut Eurowings nach der ersten kleinen Basis in Köln auch noch in Düsseldorf eine Flotte von sechs Maschinen auf. Diese Jets erhalten als Zugeständn­is an vielreisen­de Manager der vielen NRW-Konzerne aber auch noch eine kleine Businesscl­ass für Flüge in die USA.

Dies zeigt: Während viele traditione­lle Airlines ihre Maschinen mit früh gebuchten Billigpass­agieren ohne großen Serviceans­pruch auffüllen, füllt nun wiederum der Billigflie­ger Eurowings einen Teil der Maschinen mit anspruchsv­ollerer Klientel. „Die Angebote von Billigflie­gern und etablierte­n Carriern lassen sich nicht mehr ganz trennen“, heißt es bei der DLR, „die Billigflie­ger drängen in anspruchsv­ollere Segmente und an teurere Flughäfen, während die klassische­n Airlines einen Teil ihrer Tickets auch sehr günstig online verkaufen.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany