Rheinische Post Emmerich-Rees

Hier ist der Star der Star

- VON MARKUS BALSER

Der Star ist der Vogel des Jahres 2018. In Emmerich sorgen jetzt Schwärme, die sich auf den Weg nach Süden machen, für ein beeindruck­endes Schauspiel – und für Hinterlass­enschaften, die die KBE mit Hochdruck beseitigen müssen.

EMMERICH Wer in den letzten Tagen kurz vor der Dämmerung durch die Emmericher Innenstadt lief, konnte sich diesem Schauspiel nur schwer entziehen: Tausende von Vögeln formierten sich in der Luft, stoben auseinande­r, um gleich darauf wieder zu einem Schwarm zusammen zu finden oder sich in Massen auf Bäumen und Stromleitu­ngen niederzula­ssen. Vor allem rund um die Aldegundis­kirche und am Rhein war dies gut zu beobachten.

Die Vögel, die diese Kunststück­e vollführen, sind Stare. Der Naturschut­zbund (Nabu) hat die Art Anfang des Monats zum „Vogel des Jahres 2018“erhoben, auch um auf die Gefährdung dieses Tieres aufmerksam zu machen.

Denn der Lebensraum dieses bemerkensw­erten Singvogels wird immer kleiner. Er brütet gern in Gruppen, sucht sich dafür alte Baumstämme, Höhlen oder manchmal auch alte Gebäude aus. Dazu besitzen die Kunstflieg­er gemeinsame Übernachtu­ngsplätze in großen Bäumen. „Allgemein lässt sich sagen, dass die Bedingunge­n für den Star immer schlechter werden“, weiß Achim Vossmeyer. Der Diplom-Biologe vom Kreisnatur­schutz-Zentrum in Bienen schätzt allerdings, dass die Entwicklun­g am Niederrhei­n noch nicht so dramatisch wie andernorts ist. „Gefühlt würde ich sagen, dass die Population bei uns auf niedrigem Niveau stagniert“, sagt er.

Lange wird es nicht mehr dauern, bis auch ein Großteil dieser Tiere gen Süden in wärmere Gefilde zieht. Sobald sich der Nahrungsvo­rrat aufgrund kälterer Temperatur­en verknappt, ziehen die meisten Stare, die sich in der Regel von April bis Oktober rund um Emmerich aufhalten, nach Portugal, Spanien oder Frankreich weiter, wo sie sich dann über frische Früchte, Beeren oder Insekten hermachen können. Dabei ist allerdings auch zu beobachten, dass längst nicht mehr so viele Tiere wie früher in den „Winterurla­ub“gehen. Wohl eine Folge des Klimawande­ls: „Wenn es bei uns genügend Nahrung gibt, bleiben sie auch zum Teil hier“, weiß Vossmeyer, der dies in den letzten Jahren verstärkt beobachtet hat.

Er findet, dass der Star, der von weitem wie ein ganz gewöhnlich­er dunkler Vogel aussieht, ein schönes, silbrig-glänzendes Gefieder hat. „Da lohnt ein näherer Blick.“Außerdem ist der „Sturnus vulgaris“dafür bekannt, dass er die Stimmen anderer Vögel, aber auch bestimmte Geräusche imitieren kann. Weniger schön: Die Vögel musizieren gern schon in den frühen Morgenstun­den. Wer eine Kolonie der kleinen „Kessepicke­r“(übersetzt: Kirschenpf­lücker) im Garten oder auf dem Hausdach beherbergt, muss das Gezwitsche­r ab 5 Uhr in der Früh wohl oder übel hinnehmen. Und dass bei 4000 bis 5000 Vögeln, die durchaus einen Starenschw­arm ausmachen können, auch die Hinterlass­enschaften dieser Vogelmasse­n nicht gerade angenehm sind, wissen auch die Emmericher Kommunalbe­triebe (KBE). Sie sind seit Anfang der Woche mit schwerem Gerät in der Stadt unterwegs, um Kotspuren per Hochdruck zu beseitigen. „Den Anleger der Feuerwehr im Rheinpark hat es ziemlich schlimm erwischt. Auch die Straße Hinter der Alten Kirche sah nicht gut aus“, so Stadtsprec­her Tim Terhorst.

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Rund um die Aldegundis­kirche ist dieser Tage ein allabendli­ches Schauspiel zu beobachten. Rechts: Ein Star aus der Nähe betrachtet.
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ARCHIVFOTO­S: END (RP) / DPA

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