Eine Spielwiese für Insekten
Seit dem Frühjahr wachsen in der Nähe des Emmericher Bauhofes Wildblumen. Das Konzept könnte auch auf anderen Flächen umgesetzt werden.
EMMERICH (acf) Der Himmel ist an diesem Tag eher grau und trist. Auf der Grünfläche am Blackweg/Ecke Reeser Straße in der Nähe des städtischen Bauhofes leuchtet es zwischen der grünen Wiese trotzdem noch weiß, lila, pink und gelb. Wicken, Ringelblumen, Löwenmäulchen oder Korbmargeriten sind hier etwa zu finden. Sie wurden in diesem Frühjahr von der Stadt auf der etwa 1000 Quadratmeter großen Fläche als Wildblumenwiese angelegt. Die Stadt möchte beobachten,
„Wir wollen mit den Wiesen die Artenvielfalt unterstützen“
Georg Holtkamp
Grünflächenpflege
wie sich das entwickelt, um dieses Konzept auch auf anderen Flächen im öffentlichen Raum anzuwenden.
„Eine Wildblumenwiese besteht aus natürlichen und ausgewählten Pflanzenarten“, erklärt Georg Holtkamp (KBE). Die Pflanzen seien hier beheimatet und den klimatischen Bedingungen angepasst. „Wir wollen damit die Artenvielfalt unterstützen, weil sie Nahrungsgrundlage für unsere heimischen Insekten ist“, sagt Georg Holtkamp.
Also auch, um dem Insektensterben entgegenzuwirken: Die Studie eines internationalen Forscherteams verzeichnete zuletzt den dramatischen Rückgang vieler Insektenarten um bis zu 75 Prozent. Und das hat Folgen: „Ich nehme das vor allem dadurch wahr, dass wir weniger Vögel haben – und die ernähren sich von den Insekten“, sagt Holtkamp. Hummeln, Bienen und Schmetterlinge konnten auf der Fläche am Blackweg in diesem Jahr be- obachtet werden, berichtet Holtkamp. Nach einem sehr trockenen Frühjahr habe sich die zuvor nach Rohdung brachliegende Fläche sehr gut entwickelt.
Die Wildblumenwiese am Blackweg ist eine Spielwiese für die Stadt, ein Experiment: Wenn es gelingt, könnten auch andere brachliegende Stellen im öffentlichen Raum mit Hilfe entsprechender Saatgutmischungen angelegt werden. „Das ist zum Beispiel auf Verkehrsinseln, an Wegegabelungen, Brachflächen in Parks oder an Straßenbeeten möglich“, sagt Holtkamp. Dabei muss er den Verkehr im Blick behalten, denn zu hohe Pflanzen können die Sicht versperren.
Neben der Förderung der Artenvielfalt haben Wildblumenwiesen noch einen anderen Vorteil: Sie sind pflegeleichter und damit wirtschaftlicher für die Stadt. Im Vergleich zu normalen Beeten, die fünf bis sechs Mähvorgänge benötigen, müssen Wildblumenwiesen nur ein bis zwei Mal gemäht werden, sagt Holtkamp. „Sobald die Pflanzen dem Frost zum Opfer fallen, werden sie handbreit abgemäht“, erklärt er. Dann wird man sehen, welche Blumen wiederkommen oder gar neu wachsen.
Im eigenen Garten können Wildblumen einfach ausgesät werden. Benötigt wird normaler Gartenboden, die regionale Saatgutmischung und Sonne.