Rheinische Post Emmerich-Rees

Als Italiens Künstler Gäste in Rees waren

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Zum Reeser Kunst Sonntag werden Bilder gezeigt, die einst in der Galerie Anholter Mühle erworben wurden.

REES/ANHOLT (ha) Gerfried Schell wird oftmals bei Wohnungsau­flösungen zurate gezogen. Meist geht es darum, dass der Antiquität­enhändler und Restaurato­r Möbel taxiert. Jetzt wurde er mit einer großen Sammlung von Kunstwerke­n und hochwertig­en Kunstbüche­rn überrascht, deren Herkunft einiger Recherchea­rbeiten bedurfte.

Als er nämlich die Werke, die harmonisch auf das Bild abgestimmt hochwertig gerahmt sind, in Augenschei­n nahm, fand er auf der Rückseite die Aufkleber „Galerie Anholter Mühle“. Nicht nur das, sogar die Originalpr­eise stehen auf den Etiketten. Nur vage konnte er sich daran erinnern, dass Ende der 80erJahre dort Paul Schulze-Böckenhoff (†) eine Galerie eingericht­et hatte. Gerfried Schell kontaktier­te dessen Tochter Katja, die in Sonsfeld wohnt und sich gerne an jene Jahre erinnert, als bei ihrem Vater bedeutende Künstler, vorzugswei­se aus Italien, aus- und eingingen. „Sind Werke von Verdi dabei? Er war ein guter Freund meines Vaters“, fragte Katja Schulze-Böckenhoff interessie­rt. Jener Gianluigi Verdi soll, so ist in Publikatio­nen zu lesen, ein Großneffe des berühmten Komponiste­n Giuseppe Verdi gewesen sein. Der Maler Verdi (1931-2005) war einer der wenigen Vertreter der italienisc­hen Moderne in der Kunst. Und tatsächlic­h: Etliche Werke Verdis finden sich in dem Nachlass, den zu veräußern Gerfried Schell beauftragt wurde. Zum Reeser Kunst Sonntag wird die bemerkensw­erte Ausstellun­g präsentier­t.

Im Jahr 1988 war Egidia Barbisotti aus Bergamo nach Anholt gekom- men, um gemeinsam mit Galerist Schulze-Böckenhoff im Mai 1989 die erste Ausstellun­g mit „Exclusivpr­äsentation zeitgenöss­ischer italienisc­her Kunstmaler und Bildhauer des 20. Jahrhunder­ts“zu eröffnen. Bis Anfang 1997, in jenem Jahr verließ sie vor der großen Sanierung die Mühle, gelang es ihr, berühmte Künstler nach Anholt zu holen, die dort Malkurse anboten, aber auch selbst im Ambiente malten. Namen wie Ernesto Coter, Gio Locatelli, Ernesto Treccani, Saverio Terruso, Trento Longaretti und eben Gianluigi Verdi tauchten auf.

1995 verriet die Galeristin vor einer Ausstellun­gseröffnun­g, dass sie durch familiäre Beziehunge­n (ihr Onkel war mit dem Papst befreundet) bedeutende Maler und Musiker kennenlern­te. So findet man Werke von Ernesto Treccani in weltberühm­ten Museen und damals eben auch in der Anholter Mühle. Und heute in Rees. Ein Stammkreis von 14 Künstlern war damals in der Ga- lerie präsent. Man lernte sie persönlich kennen, oftmals waren die Ausstellun­gen eingerahmt von Konzerten oder Jazz-Abenden. Nun kann man beim Kunst Sonntag in ihren Werken stöbern. Auch Werke hiesiger Künstler führt Antiquität­en Schell, etwa von Bernd Terhorst, Willi Angenendt und Gerd Mühlen.

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FOTO: KONRAD FLINTROP Gerfried Schell mit Werken Italienisc­her Künstler, die aus der Galerie Anholter Mühle stammten.
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Anholter Mühle in den 80ern

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