Sie halten das Halderse Platt am Leben
Die Proat-Platt-Gruppe des Heimatvereins Haldern feierte jetzt ihr 40-jähriges Bestehen mit Döntjes und Mus on Mett.
HALDERN (rau) Es ist schon über vier Jahrzehnte her, dass den Menschen am Niederrhein bewusst wurde, dass ihre ursprüngliche Sprache für immer zu versiegen droht. Zwar konnten junge Halderner damals ihr örtliches Platt durchaus noch verstehen, aber das aktive Sprechvermögen ging zurück. Schon in den 1960er/70er Jahren hatte Felix Ingenhorst in der Zeitschrift „Haldern einst und jetzt“auf den Sprachschatz, den es zu erhalten lohne, hingewiesen. Auch ErnstKarl Kupfrian, der selbst keine Plattdeutsch sprach, und später die Redaktion von „Haldern einst und jetzt“übernahm, hatte an die Bürger appelliert, sich für das Halderse Platt einzusetzen. Was zu einem veränderten Bewusstsein und damit zur Gründung der Proat-PlattRunde in Haldern führte. Das ist in diesen Tagen 40 Jahre her.
Marianne Diehl, die heute mit ihrem Mann Hermann-Josef Diehl und Irma Boland als Sprecher der Gruppe fungiert, kann sich noch gut erinnern, wie der Niedergang der Sprache seinen Anfang nahm. Als die heute 74-Jährige im Jahr 1950 in die Schule kam, fühlte sie sich zeitweise als „Mensch zweiter Klasse“, weil sie das Hochdeutsche noch nicht perfekt beherrschte. Schließlich war bei ihr daheim in der Wittenhorst – wie auf dem Land üblich – nur Platt gesprochen worden. „Heute bin ich froh und stolz darauf, dass ich das Halderse Platt noch beherrsche“, sagt sie. Denn sie weiß, welch ein Fülle an Ausdrücken und Redewendungen es gibt, die diese Sprache so einzigartig machen, weil sie viel von den Lebensumständen, dem Alltag und dem sozialen Umfeld preisgeben.
Natürlich wurde zum Jubiläum im Hotel Lindenhof noch einmal die CD von der Gründungsversammlung vom 3. November 1977 aufgelegt. Willi Buckermann, damals Vorsitzender des Heimatvereins, der Dachorganisation der Proat-PlattGruppe, hatte zunächst alle elf Per- sonen, die sich zur Gründung im Lehrerzimmer der Grundschule am Motenhof zusammengefunden hatten, vorgestellt bevor Mundartautorin Lene Tenhonsel das Gedicht „Es ist so moj döcker platt te proate...“vortrug. Clemens Reinders, Enkel von Lene Tenhonsel, und Jürgen Teloh waren als Vertreter des Heimatvereins zum runden Geburtstag geladen, wie auch Maria Geerts, Wit- we des Mundartautoren Rudi Geerts, der das Jubiläumslied zum 20Jährigen der Gruppe verfasst hat. Es wurde auch jetzt wieder, leicht umgemünzt, angestimmt.
Zuvor wurde Mus on Mett, spendiert vom Heimatverein, aufgetischt. Dabei ließ man die Geschichte und Geschichten der Mundartgruppe Revue passieren. Erinnert wurde an Autoren wie Dora Telaak und Alois Oostendorp, an die Publikationen, etwa die von Lene Tenhonsel „Gereimtes on Döntjes om et Lendendörp“oder die von Rudi Geerts „Wie gauw es nex gedoon“. Man gedachte auch der Vorsitzenden Tölly und Hans Fenger (1977-2003) sowie Hermann Lohmann (20032012). Und auch der vielen Messen „Bäjen en Sengen op Platt“, die in St. Georg gefeiert worden sind.
Einmal im Monat trifft sich die Proat-Platt-Gruppe im Lindenhof am letzten Montag eines Monats von 19 bis 21 Uhr. Dabei wird, je nach Jahreszeit, über frühere Bräuche gesprochen.
„Wir werden alle älter, wir brauchen Nachwuchs“, sagt Marianne Diehl, mit 74 Jahren eine der Jüngsten der Runde. Was nicht leicht wird. Schon einmal wurde versucht, die junge Generation durch eine Schul-AG, geleitet von Wilma Binnnenhey, zu gewinnen. Sie löste sich aber wieder auf.
Und das waren die Begründer der Proat-Platt-Gruppe: Lene Tenhonsel, Toni Seesing, Theodor Seesing, Theo Uebbing, Willi Schlütter, Albert Reiners, Willi Westerfeld, Willi Buckermann, Bernhard Freihoff, Ernst-Karl Kupfrian, Tölly Fenger.