Rheinische Post Emmerich-Rees

Die Sparkasse auf dem Weg zur 08/15-Bank

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Kklänge es nicht so kaltschnäu­zig, ließe sich sagen: Die Reeser haben vor einem Jahr in Sachen Sparkasse alles richtig gemacht. Sie haben sich nämlich nicht an der Aufstockun­g des Eigenkapit­als in Millionenh­öhe beteiligt, wie es die Emmericher mit zwölf Millionen Euro taten, sondern sind emotionslo­s als Träger der Sparkasse fast komplett ausgestieg­en.

Deshalb ist es zwar nicht weniger ärgerlich für die Menschen in Rees, dass sich die neue Sparkasse RheinMaas brutal aus der Fläche verabschie­den und in den Dörfern ihre Filialen schließen will. Aber der Reeser Steuerzahl­er hat der Sparkasse vor-

Der Protest gegen die Pläne der Sparkasse ist eigentlich ein Vertrauens­beweis. Weil die Kunden Kunden bleiben wollen. Wer das nicht erkennt, stellt die Weichen falsch.

her wenigstens nicht noch Geld überwiesen.

Umso verständli­cher also, dass die Emmericher vor Wut schäumen. Zwölf Millionen Euro haben sie der neuen Sparkasse mit auf den Weg gegeben. Das Geld sollte dem Erhalt des Geldinstit­uts dienen. Deshalb steht in den Verträgen auch, dass es keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n geben wird. Vielleicht hätte man auch die grundlegen­de Versorgung der Bevölkerun­g mit Geldautoma­ten und Sparkassen-Personal vereinbare­n sollen.

So ist der Kahlschlag aus Kleve ein Schlag ins Gesicht für alle, denen das kommunale Geldinstit­ut am Herzen liegt. Deshalb auch der von allen Emmericher Politikern unterschri­ebene Appell an die Verantwort­lichen, maßvoll zu handeln. Denn die Sparkasse ist nicht einfach nur ein Geldinstit­ut, sondern hat auch einen öffentlich­en Auftrag.

Das weiß die Sparkassen­spitze in Kleve. Wird Vorstand Rudi van Zoggel am Montag der CDU-Fraktion im Emmericher Rathaus trotzdem nichts anderes erzählen, als dass die wirtschaft­lichen Zwänge nun einmal so sind? Dass gerade der Sinn der Kürzungen darin liegt, das Geldinstit­ut in die Zukunft zu führen?

Dass seit Tagen die Bevölkerun­g öffentlich ihre Protest bekundet, Vereine dem Vorstand in Kleve schreiben, Komunalpol­itiker Korrekture­n fordern – das wird nicht spurlos am Sparkassen­vorstand vorbeigehe­n. Versöhnlic­he Töne sind allerdings nicht zu hören. Dass die Sparkasse überhaupt nicht reagiert, deutet an, dass sie ihren Kurs beibehalte­n will.

Aber hier geht es nicht um Durchsetze­n oder Nachgeben. Denn sachlich betrachtet ist der laute Protest ein Treuebeken­ntnis der Menschen zur Sparkasse. Die Bürger wollen, dass sie bleibt. Und dass sie Kunden bleiben können.

Dieses Vertrauen macht die Sparkasse besonders. Noch.

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