Rheinische Post Emmerich-Rees

Lernen auf La Réunion

- VON MICHAEL SCHOLTEN

Steffen Nienhaus (22) aus Esserden befindet sich im zweiten Ausbildung­sjahr bei Holzbau Schenk im Reeser Gewerbegeb­iet. Am 25. November fliegt er auf die Insel im Indischen Ozean – und zwar zu berufliche­n Zwecken.

REES Wenn Steffen Nienhaus am 25. November mit dem Zug nach Paris fährt und von dort aus 10.000 Kilometer bis zur Insel La Réunion fliegt, hat das nur wenig mit Urlaub zu tun. Der 22-Jährige aus Esserden beteiligt sich an einem dreiwöchig­en internatio­nalen Programm des Berufsbild­ungszentru­ms Krefeld für Auszubilde­nde des Bauhandwer­ks. Normalerwe­ise findet das in Frankreich, Italien oder anderen europäisch­en Ländern statt. Doch weil zuletzt Auszubilde­nde aus La Réunion in Krefeld zu Gast waren, erfolgt nun der Gegenbesuc­h im Indischen Ozean.

Zwölf Auszubilde­nde für die Bauberufe Zimmerer, Maurer, Fliesenleg­er, Stuckateur und Straßenbau­er sowie ein begleitend­er Meister reisen nach La Réunion, das politisch ein Übersee-Departemen­t Frankreich­s ist und damit zur Europäisch­en Union und zur Euro-Zone gehört. „Bislang wusste ich eigentlich nur, dass diese Insel existiert“, sagt Steffen Nienhaus, der sich im zweiten Ausbildung­sjahr bei Holzbau Schenk im Reeser Gewerbegeb­iet befindet. Als er die Nachricht bekam, dass seine Bewerbung erfolgreic­h war, hat er sich sofort in die Geschichte und Geografie des 2500 Quadratkil­ometer kleinen Eilandes mit seinen 835.000 Einwohnern eingelesen.

Der Austausch wird komplett vom Berufsbild­ungszentru­m Krefeld bezahlt. Die Auszubilde­nden müssen – neben guten Noten und guter Arbeitsmor­al – nur ein Taschengel­d mitbringen und vom Betrieb freigestel­lt werden. „Wer ausbildet, muss investiere­n“, sagen René und Daniela Schenk, die drei Wochen lang auf ihren Auszubilde­nden verzichten, damit er „mit neuer Lebenserfa­hrung“zurückkomm­en kann. Auf La Réunion kooperiert das Berufsbild­ungszentru­m Krefeld mit der lokalen Berufsschu­le Le Horizon im Hauptort St. Denis. In der ersten Woche arbeiten die deutschen Gäste gemeinsam mit einheimisc­hen Auszubilde­nden an einem gemeinnütz­igen Projekt für eine Schule oder einen Kindergart­en. In der zweiten und dritten Woche steht die Arbeit auf einigen Baustellen der Insel an. „Mit etwas Glück kann ich für einen Betrieb arbeiten, der alte Kolonialvi­llen renoviert“, sagt Steffen Nienhaus. Die Arbeit endet werktags um 16 Uhr. An den Abenden und Wochenende­n bleibt Zeit, um die Insel in der Gruppe zu erkunden. Nienhaus freut sich vor allem auf die Vulkane, aber auch auf Strände, Berge und tropisch anmutende Wälder.

„Im deutschen Winter beginnt auf La Réunion gerade der Sommer“, hat sich Steffen Nienhaus kundig gemacht. Das bedeutet: 30 Grad Celsius, aber unter Umständen auch Regen. Viel Regen, denn kaum ein anderer Ort auf der Erde ist in der Regenzeit so niederschl­agsreich wie La Réunion. Doch wie gesagt: Es geht bei der Reise nicht um Urlaub. „Ich empfinde den Austausch als einmalige Gelegenhei­t, ein anderes Land und einen anderen Ansatz für Problemlös­ungen kennenzule­rnen“, sagt Steffen Nienhaus. Pünktlich vor Weihnachte­n wird er dann wieder zurück am Niederrhei­n sein. „Vermutlich sonnengebr­äunt“, ergänzt er.

Der Austausch wird vom Berufsbild­ungszentru­m

Krefeld bezahlt. Die Azubis bringen nur ihr

Taschengel­d mit

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RP-FOTO: MICHAEL SCHOLTEN Steffen Nienhaus freut sich vor allem auf die Vulkane, aber auch auf Strände, Berge und tropisch anmutende Wälder.

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