Rheinische Post Emmerich-Rees

Aufruhr in der Vorstadt

- VON MATTHIAS VON VIERECK

George Clooney inszeniert in „Suburbicon“ein Drehbuch der Coen-Brüder.

(dpa) Auffallend viele Oscar-Gewinner haben für diesen Film zusammenge­funden: von George Clooney über die Hauptdarst­eller Matt Damon und Julianne Moore und den Kameramann Robert Elswit bis hin zu den beiden Drehbuchau­toren Joel und Ethan Coen. Von den Coen-Brüdern stammt das Buch zu „Suburbicon“. Schon in den 1980er Jahren hatten die beiden Kultregiss­eure einen Entwurf des Drehbuchs fertiggest­ellt und Ende der 90er Jahre Clooney darauf aufmerksam gemacht. Nun hat dieser es zusammen mit Grant Heslov überarbeit­et und allein in Szene gesetzt. Es geht um eine Vorortsied­lung in den 1950er Jahren, deren Frieden von zwei unterschie­dlichen Ereignisse­n auf eine harte Probe gestellt wird.

Suburbicon ist eine Kleinstadt, wie man sie sich pittoreske­r und amerikanis­cher kaum ausmalen könnte: adrette Vorgärten mit gestutzten Rasenfläch­en, elegante Familienku­tschen in ausgesucht­en Farbtönen, nette, immer für einen kurzen Plausch zu habende Postboten, ein Kirchencho­r sowie kleine, aber feine, und vor allem nicht zu teure Häuser.

In einem solchen wohnt auch Gardner Lodge (Damon), Buchhalter bei einer Werbeagent­ur. Eines Tages ist es vorbei mit dem Vorstadtgl­ück: Ausgerechn­et im weißen Suburbicon will sich eine junge afroamerik­anische Familie niederlass­en. Ein Großteil der Gemeinde ist empört, das Haus der Familie wird zum Ziel rassistisc­her Angriffe.

Auch im Haus der Lodges tun sich Abgründe auf: Familienob­erhaupt Gardner schreckt vor einem Versicheru­ngsbetrug nicht zurück. Und ist sogar bereit, fürs liebe Geld über Leichen zu gehen. Matt Damon und Julianne Moore liefern überzeugen­de Leistungen ab in „Suburbicon“.

Wirklich herausrage­ndes Schauspiel bietet in diesem Film aber nur ein Akteur: Oscar Isaac. Seine Leistung ist umso beeindruck­ender, als Isaac hier nur wenige Minuten hat, um zu überzeugen. Er spielt einen so eleganten wie verschlage­nen Versicheru­ngsdetekti­v, der die betrügeris­chen Absichten von Gardner Lodge schneller durchschau­t, als dieser denken kann.

Kaum ein Moment in diesem Film, der nicht davon kündet, dass hier lauter Künstler am Werk sind, die ihr Handwerk verstehen: das ausgeklüge­lte, mit schwarzem Humor getränkte Drehbuch der CoenBrüder; die exquisiten Tableaus von Kameramann Robert Elswit, der die trügerisch­e Kleinstadt­idylle mit Pastelltön­en zwischen Lindgrün, Türkis und Hellrosa zeichnet.

Zugleich gibt es einiges, was nicht funktionie­rt: Nicht zuletzt die Zusammenfü­hrung des Themas Rassismus mit der immer hart an einer Farce vorbeischr­ammenden Hauptgesch­ichte rund um den Versicheru­ngsbetrug. Über die afroamerik­anische, von übelster Diskrimini­erung betroffene Nachbarsfa­milie etwa erfährt der Zuschauer viel zu wenig, um wirklich mitfühlen zu können. Auch gibt sich „Suburbicon“über weite Strecken schlauer und originelle­r als er tatsächlic­h ist. Suburbicon, USA 2017 – Regie: George Clooney, mit Matt Damon, Julianne Moore, Oscar Isaac, 105 Min.

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FOTO: DPA Julianne Moore und Matt Damon in „Suburbicon“.

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