Rheinische Post Emmerich-Rees

Mittelmaß statt Musterschü­ler

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Vielleicht kennen Sie das – es gibt Feiern, auf die man keine Lust hat und die wider Erwarten richtig gut werden. Und es gibt solche, in die man große Hoffnungen setzt und auf denen man am Ende ständig auf die Uhr schaut.

Bei Digitalkon­ferenzen ist das nicht anders. Als das NRW-Wirtschaft­sministeri­um 2015 die Strategie zur Förderung der digitalen Wirtschaft vorstellte, war ein Element ein „Tag der digitalen Wirtschaft“. Hier sollten Gründer, Mittelstan­d und Industrie ins Gespräch kommen. Ziel war es, die relevanten Akteure zusammenzu­bringen.

Zwei Jahre und zwei Veranstalt­ungen später muss man leider sagen: Dieser Plan ist gescheiter­t. Viele Gründer, Mittelstän­dler und auch Vertreter von Dax-Konzernen haben die Veranstalt­ung geschwänzt. Und selbst wer da war, wird am Ende zugeben müssen: Viel verpasst hat man nicht.

Die Strategie zur Förderung der digitalen Wirtschaft in NRW ist teilweise gescheiter­t. Es wird daher Zeit, neu zu denken – doch bislang macht die Landesregi­erung wenig Anstalten, einen wirklich großen Plan zu entwickeln.

Der DWNRW-Summit, wie die Veranstalt­ung offiziell heißt, hat gezeigt, dass der Plan der Landesregi­erung für die digitale Wirtschaft in NRW dringend ein Update braucht.

Manches hat funktionie­rt, anderes nicht. Das ist nicht schlimm, speziell im Gründerumf­eld ist Scheitern nichts Verwerflic­hes – solange man die richtigen Lehren daraus zieht.

Eigentlich wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um eine neue, erweiterte Strategie zu erarbeiten. Einen Plan, der sich nicht nur auf Selbstvers­tändlichke­iten wie den Ausbau von schnellem Internet beschränkt, sondern über alle Ministerie­n hinweg Leitlinien festlegt, wo das Land hinwill. Diese Agenda muss dann allerdings auch konsequent verfolgt werden. Niemand wird in irgendetwa­s der Beste, wenn er sich mit faulen Kompromiss­en zufriedeng­ibt.

Ein Beispiel: Ministerpr­äsident Armin Laschet will das Land zum Vorreiter der (sauberen) E-Mobilität machen, setzt sich aber gleichzeit­ig für eine Zukunft der (schmutzige­n) Braunkohle ein. So wird man Vorreiter in gar nichts. Was also sind die großen Zukunftsth­emen? Der vernetzte Verkehr? Die Digitalisi­erung der Gesundheit? Und was muss getan werden, damit NRW bei diesen Mega-Themen zum europaweit­en Spitzenrei­ter wird?

Es gibt viele Themen, die muss die Wirtschaft selber lösen – für die anderen braucht es die Politik. Der digitale Beirat, der für die ehemalige Landesregi­erung die erste Digitalstr­ategie entwickelt hat, hat dies auf Basis der Bedürfniss­e der Szene getan. Wo ist die Dialogplat­tform, die den Plan nun weiterentw­ickelt?

Um Spitzenrei­ter zu werden, muss sich das Land fokussiere­n. Das heißt: Ja zu guten Konzepten, nein zu miesen Partys.

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