KULTURTIPPS
Literarisches Quintett tritt in Neuss auf Claude Debussys geniale Kammermusik Trompeter Boldoczki gastiert in der Tonhalle
Diskussion „Aufgelesen – Ausgelesen“heißt die Neusser Literaturrunde, in der sich fünf Experten über Neuerscheinungen des Bücherherbstes die Köpfe heiß reden. Diskutieren wird man diesmal über den Debütroman „Außer sich“von Sasha Marianna Salzmann sowie „Die Hauptstadt“von Robert Menasse, der den deutschen Buchpreis bekam. Zu dem wird sich jeder Diskutant aus dem Meer der Neuerscheinungen ein Buch empfehlen. Das Quintett wird am kommenden Mittwoch in der Neusser Volkshochschule (VHS) diskutieren. Neben Ursel Hebben (VHS), Markus Andrae (TaS), Reinar Ortmann (RLT) und Alwin Müller-Jerina (Stadtbibliothek) wird auch Lothar Schröder, Kulturchef der Rheinischen Post und Mitglied der Jury für den deutschen Buchpreis, mitmachen. Info Mittwoch, 15. Nov., 19.30 Uhr, VHS Neuss im Romaneum, Brückstr. 1, Raum E.127. Der Eintritt ist frei. Klassik Mit Macht nähert sich das Debussy-Jahr 2018. Der französische Komponist starb im Jahr 1918 in Paris im Alter von nur 55 Jahren – und in diesem Jahrhundert seit seinem Tod hat sich die Bewertung seiner Musik deutlich verändert. Man versteht sie nicht mehr als bloßen Oberflächenzauber, als rein malerischen Impressionismus, dem es vor allem um Nebel und sensualistische Reize im Klang geht. Claude Debussy gilt längst als grandioser Erzähler großer und kleiner Geschichten, als Chemiker der Klänge und Harmonien, als Zauberer, der die Sensationen der Natur und der Dinge mit den Mitteln der Musik beschwor. Vor allem in der Orchester- und Klaviermusik lieferte er Grandioses.
Leider viel zu wenig bekannt ist Debussys Kammermusik, die es an Gewicht und Tiefenschärfe mit jenen Orchester- und Klavierwerken sehr wohl aufnehmen kann. Legionen von Querflötenschülern sind gewiss schon der Solokomposition „Syrinx“begegnet, einem schwärmerischen Stück über die Sehnsucht des Gottes Pan nach einer Nymphe, die in ein Schilfrohr verwandelt wurde (aus dem Pan dann die Flöte schnitzte). Daneben gibt es aber auch zwei großartige Sonaten, diejenigen für Violine und Violoncello mit Klavier, die Sonate für Klassik Die Trompete wird von allen Musikfreunden bestaunt für ihre silberhell glänzenden Schmettertöne oder ihre prickelnden Koloraturen etwa in Bachs „WeihnachtsOratorium“. Die Trompete als konzertantes Soloinstrument ist dagegen kein Renner, obwohl es herrliche Werke gibt, die dem Bläser Gelegenheit zur Demonstration seines Tons und seiner Virtuosität gibt. Wer einen der bedeutendsten Trompeter der Gegenwart, Gábor Boldoczki, und eine Auswahl von Kostbarkeiten erleben will, sollte sich am Samstag, 25. November, 20 Uhr, in der Düsseldorfer Tonhalle einfinden. Dort musiziert er mit der Prague Philharmonia Werke des böhmischen Klassikers Johann Baptist Georg Neruda (Konzert für Trompete und Streichorchester EsDur), von Johann Nepomuk Hummel (Introduction, Thema und Variationen für Flügelhorn) und Antonín Dvorˇák (Nocturne für Streichorchester B-Dur). Info unter www.heinersdorff-konzerte,de. w.g. Flöte, Bratsche und Harfe sowie das raffinierte Klaviertrio. Hier zeigt sich Debussy als formbewusster Architekt, der sich die Formgesetze der Klassik aneignet und zugleich individuell auslegt.
Alle diese Werke sind – mit Ausnahme des Streichquartetts – auf einer exzellenten CD vereinigt (beim Label Erato/Warner erschienen), deren Vorzug ist, dass sie famose Musiker tatsächlich zu kleinen Kammermusik-Teams verschworen hat. Es sind der Geiger Renaud Capuçon, der Flötist Emmanuel Pahud, der Bratscher Gérard Caussé, der Cellist Edgar Moreau, die Harfenistin Marie-Pierre Langlamet und der Pianist Bertrand Chamayou. Dass es sich hier ausnahmslos um Franzosen handelt, macht die Sache leichter – und authentischer. Alle Interpreten sind mit Spielwitz und Meisterschaft auf Debussys Spuren und zeigen, dass seine Musik viel mehr ist als nuanciertes Gesäusel und feinsinnige Wolkenschaufelei.
Wolfram Goertz