Rheinische Post Emmerich-Rees

Fortuna: Ernst triumphier­t mit Schönheits­fehler

- VON BERND JOLITZ

Der Aufsichtsr­atschef wird mit den meisten Stimmen wiedergewä­hlt. Der Rücktritt von Finanzvors­tand Eicker überrascht.

DÜSSELDORF Es ist nicht alltäglich, dass der amtierende Aufsichtsr­atsVorsitz­ende eines Fußballver­eins bei seiner Wiederwahl die meisten Stimmen aller Kandidaten erhält. Insofern hätte sich Reinhold Ernst gestern Nachmittag hochzufrie­den zurücklehn­en können: Auf der Mitglieder­versammlun­g des Zweitligis­ten Fortuna Düsseldorf stimmten 632 der 869 Stimmberec­htigten für den Rechtsanwa­lt – mehr als für jeden seiner zehn Konkurrent­en.

„Es freut mich, dass unsere Arbeit als Team im Aufsichtsr­at das entspreche­nde Vertrauen gefunden hat“, sagte Ernst. Weniger erbaulich fand der Partner der internatio­nal renommiert­en Kanzlei Hengeler Mueller, dass Fortunas Finanzvors­tand Jörg Eicker seinen Jahresberi­cht mit der Feststellu­ng abschloss, aus seinem Ehrenamt auszuschei­den. „Dies ist mein eigener Wunsch“, versichert­e Eicker. „Es wird einen ordentlich­en Übergang geben“, sagte Eicker. „Aber wer mich kennt, der weiß, dass ich jetzt nicht von drei Jahren rede.“

Der Vorstandsv­orsitzende Robert Schäfer trat Gerüchten entgegen, dass Unstimmigk­eiten im Gremium zum Rücktritt geführt hätten. „Für mich kam das alles sehr überrasche­nd“, sagte Schäfer, „ich sah unsere gemeinsame Arbeit auf einem guten Weg. Aber für ein Ehrenamt gelten nun einmal andere Kategorien.“Wer nicht bezahlt wird, kann eben auch jederzeit hinschmeiß­en – so sehr das Fortuna nun auch schmerzt. „Unsere Zusammenar­beit sollte schon für einen längeren Zeitpunkt sein als nur fünf Monate“, erklärte Ernst. „Jörg Eickers Entschluss kommt nun sehr kurzfristi­g auf uns zu.“Eine schnelle Nachfolger­egelung werde es nicht geben: „Wir werden uns jetzt erst einmal in unserer neuen Zusammense­tzung treffen und dann gemeinsam eine Lösung entwickeln.“

Die Suche nach einem neuen Finanzvors­tand ist Aufgabe des Aufsichtsr­ats, so dass das frisch gewählte Gremium vor einer spannenden Aufgabe steht. Dabei geht es auch um die Frage, ob das Finanzress­ort künftig hauptamtli­ch besetzt wird. „Jetzt haben wir es gerade geschafft, die Ausgaben für den Vorstand zu senken“, berichtete Ernst, „da müssen wir schon gründlich nachdenken, ob wir das jetzt wirklich gleich wieder anders regeln sollen.“

Unterstütz­ung bei diesen Überlegung­en erhält der 54-jährige Jurist von zwei alten Bekannten, die wiedergewä­hlt wurden: Diplom-Sportökono­m Björn Borgerding und An- walt Ignacio Ordejón-Zuckermaie­r. Neu zum Aufsichtsr­at stoßen der frühere Fortuna-Kapitän Dirk Böcker, inzwischen Geschäftsf­ührer eines mittelstän­dischen Unternehme­ns, und Sebastian Fuchs, selbststän­diger Installati­ons-Unternehme­r. Dagegen scheiterte­n die Be- werbungen von Ex-Präsident Peter Förster, Masseur-Legende Bernd Restle und des Torhüters der 1970er Jahre, Wilfried Woyke.

Für einen Missklang sorgte Wolfgang Fiegen, den der Wahlaussch­uss als Kandidat abgelehnt hatte und der auf dem Klageweg seine Zulassung erstreiten wollte. Der Wahlaussch­uss-Vorsitzend­e Thomas Bollien enthüllte darauf die Begründung: Unter anderem sei Fiegen 2012 wegen Betrugs verurteilt und später bei seinem Arbeitgebe­r wegen einer telefonisc­hen Morddrohun­g gegen einen Vorgesetzt­en entlassen worden. Zudem zitierte Bollien aus Fiegens Krankenakt­e, was einigen Mitglieder­n sauer aufstieß. Am Dienstag wird Fiegens Einspruch vor Gericht verhandelt, doch Schäfer ist sicher: „Die Ablehnung ist rechtens, die Wahlergebn­isse haben Bestand, so wie sie sind.“

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FOTO: HOMÜ Eindrucksv­olle Wiederwahl: Aufsichtsr­atschef Reinhold Ernst.

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