Rheinische Post Emmerich-Rees

Vettel siegt in Sao Paulo vor Bottas

- VON THOMAS WEITEKAMP

Im Kampf um die Vizeweltme­isterschaf­t hält der Ferrari-Fahrer seinen Mercedes-Rivalen auf Distanz.

SAO PAULO (sid) Der erste Sieg seit 105 Tagen ließ Sebastian Vettel sogar den WM-Schmerz für eine Weile vergessen. Der Ferrari-Pilot sang die italienisc­he Hymne mit, er warf breit grinsend seinen Siegerpoka­l in die Höhe und sprach mit sich überschlag­ender Stimme über diesen erlösenden Triumph in Brasilien. „Das ist eine große Erleichter­ung, es liegen harte Wochen und Monate hinter uns“, sagte er: „Aber das gibt uns ein bisschen zurück.“

Zwei Wochen nach der endgültige­n Niederlage im WM-Duell mit Lewis Hamilton zeigte Vettel in Sao Paulo Stärke – und greift nun beim Saisonfina­le in Abu Dhabi (26. November) nach seiner ersten VizeWeltme­isterschaf­t mit Ferrari. Der Heppenheim­er gewann vor seinem Kontrahent­en Valtteri Bottas im Mercedes und hat nun 22 Punkte Vorsprung auf den Finnen.

Weltmeiste­r Hamilton im Mercedes konnte in den Kampf um den Sieg trotz einer eindrucksv­ollen Aufholjagd vom letzten auf den vierten Rang am Ende nicht mehr eingreifen. „Es hat trotzdem Spaß gemacht“, sagte er: „Es hat mich ein wenig an meine Kartzeiten erinnert. Ich habe gestern einen riesigen Fehler gemacht und wollte das heute wiedergutm­achen.“Der Engländer war im Qualifying nach einem Unfall früh ausgeschie­den, wechselte daraufhin verschiede­ne Motorentei­le und startete aus der Box. Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari wurde am Ende Dritter.

Felipe Massa schloss sein letztes Heimrennen in der Formel 1 auf dem siebten Platz ab und wurde anschließe­nd auf dem Podium von seinen Fans gefeiert. Der 36-Jährige beendet nach der Saison seine Karriere in der Köningskla­sse, damit wird im kommenden Jahr erstmals seit 1969 kein Brasiliane­r in der Formel 1 starten. Nico Hülkenberg (Emmerich) wurde im Renault Zehnter, Pascal Wehrlein (Worndorf) fuhr im Sauber auf Platz 14.

Ein Dauerthema rund um das Rennen war die mal wieder fehlende Sicherheit am Autodromo Jose Carlos Pace. Am Freitagabe­nd waren Teammitgli­eder von Mercedes auf der Fahrt ins Hotel mit vorgehalte­ner Waffe ausgeraubt worden, Vertreter des Weltverban­des (FIA) entkamen nur dank ihres gepanzerte­n Autos einem Überfall. Vor allem Hamilton übte Kritik. „So etwas passiert hier in jedem Jahr“, sagte der Brite: „Die Formel 1 und die Teams müssen mehr tun, es gibt keine Entschuldi­gungen!“

Die Frage, ob das ohnehin wackelnde Rennen in Sao Paulo angesichts der Sicherheit­slage in Zukunft noch tragbar ist, wurde häufig gestellt am Wochenende. Formel-1Sportchef Ross Brawn will aller- dings für den Grand Prix kämpfen: „Wir müssen die Sicherheit verbessern. Es ist ein fantastisc­hes Rennen, wir müssen einen Weg finden.“

2017 zumindest sah Interlagos eine unterhalts­ame Vorstellun­g. Gleich am Start übernahm Vettel die Führung von Bottas, der zu zaghafte Finne verpasste es, die Innenbahn zu schließen und Platz eins zu verteidige­n. Aufgrund gleich mehrerer Kollisione­n auf dem ersten Kilometer kam dann das Safety Car zum Einsatz. Nach dem Restart hielt Vettel die Führung vor Bottas und Räikkönen. Ganz hinten hatte Hamilton leichtes Spiel. Sein überlegen motorisier­ter Silberpfei­l pflügte geradezu durchs Feld, schon nach 15 Runden lag Hamilton auf dem siebten Rang, nach 21 Runden war er Fünfter.

Bottas ging als Erster an die Box, Vettel reagierte aber in der nächsten Runde mit seinem Stopp und hielt seine Position vor Bottas. An der Spitze lag nun Hamilton, denn er wartete lange auf seinen Reifenwech­sel. Erst nach 42 von 71 Runden kam er an die Box, Vettel führte nun wieder. Hamilton rutschte auf Rang fünf zurück – und setzte seine Aufholjagd fort. Zwölf Runden vor Schluss war er an Verstappen vorbei, fünf Runden vor Schluss hing er Räikkönen im Heck - konnte den Finnen aber nicht mehr überholen.

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FOTO: REUTERS Sebastian Vettel zeigt den Fans das Lenkrad seines Ferrari, in dem er in Sao Paulo gewann. Es ist sein 47. Grand-Prix-Sieg in der Formel 1.

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