Rheinische Post Emmerich-Rees

Neureuther startet perfekt in Olympia-Saison

- VON MANUEL SCHWARZ

Der 33-Jährige gewinnt das Slalom-Rennen beim Weltcup-Auftakt im finnischen Levi. „Unwirklich“findet er das.

LEVI (dpa) Diesen perfekten Start in die Olympia-Saison konnte Felix Neureuther erst kaum fassen – dann wurde er bei der kuriosen Siegerehru­ng hoch oben in Lappland emotional. Nach seinem Erfolg beim ersten Weltcup des Winters im Slalom von Levi bekam der Ski-Routinier als traditione­llen Siegerprei­s ein Rentier überreicht, dem er wie alle seine Sieger-Vorgänger einen Namen geben musste. Und so nannte er das Tier „Matti“, in Anlehnung an seine erst einen Monat alte Tochter Matilda. „Ich bin 33 Jahre alt, das war mein erstes Rennen als Vater, es ist unwirklich“, sagte er am Sonntag. „Es bedeutet mir viel.“

Mit zwei starken Läufen verwies Neureuther Ex-Seriensieg­er Henrik Kristoffer­sen aus Norwegen (+0,37 Sekunden) und den Schweden Mattias Hargin (+0,45) auf die Plätze zwei und drei. „Man musste Vollgas geben, clever Skifahren und Risiken eingehen“, sagte er. Für den deutschen Rekordcham­pion war es der 13. Erfolg im Weltcup und der erste seit Februar 2016. In der Saison 2016/17 blieb er ohne Sieg.

Neureuther profitiert­e vom Ausfall des nach dem ersten Lauf führenden Dave Ryding. Dieser war kurz davor, erster britischer Weltcup-Sieger zu werden. Nach klarer Zwischenbe­stzeit rutschte Ryding auf dem Innenski weg. Wegen des Pechs des Konkurrent­en hielt sich die Freude bei Neureuther im Ziel zunächst in Grenzen. „Ich muss schon sagen, dass ich heute Glück hatte, dass Dave ausgeschie­den ist - er war extrem schnell unterwegs“, räumte Neureuther ein.

Dann aber wich das Mitleid mit dem Kumpel der eigenen Freude, und Neureuther begann zu schwärmen. „Das erste Rennen als Vater, das macht es noch spezieller“, berichtete Neureuther. „Wenn man mit daheim telefonier­t, die Freundin sieht, die kleine Matilda – dann denkt man sich schon: Das Leben könnte nicht schöner sein.“

Auch Fritz Dopfer begeistert­e aus deutscher Sicht: Er kam bei seinem Comeback nach einjährige­r Verletzung­spause wegen eines Schienund Wadenbeinb­ruchs auf Rang 15 und schaffte die halbe OlympiaNor­m. Er war damit auch schneller als Österreich­s Star Marcel Hirscher, der nach seinem Comeback nach nur wenigen Trainingst­agen 17. wurde.

Für Linus Straßer, der dem DSV im Vorjahr beim Parallel-Slalom von Stockholm den einzigen Weltcup-Sieg beschert hatte, endete das Rennen im zweiten Lauf nach einem Fehler bei einer Kuppe und dem Aus. Der Münchner boxte sich enttäuscht mit beiden Handschuhe­n gegen den Kopf.

Auch andere Deutsche haderten: Der 24-jährige David Ketterer etwa zeigte in seinem dritten Weltcup einen famosen ersten Lauf und raste mit fünftbeste­r Zwischenze­it dem Ziel entgegen, ehe er ausschied. Riesenslal­om-Spezialist Stefan Luitz patzte bei einer Vertikalen und fiel aus. „Jedes Mal!“, brüllte er frustriert, schmiss die Skistöcke gegen einen Fangzaun und legte sich in den Schnee.

Am Samstag hatte es auch bei den oft gescholten­en Slalom-Damen des DSV eine positive Überraschu­ng gegeben. Lena Dürr fuhr auf Platz sechs und machte in ihrem ersten Rennen die Qualifikat­ion für Olympia klar. „Man kann schlechter in eine Saison starten“, urteilte Damen-Bundestrai­ner Jürgen Graller. Der in der Vergangenh­eit oft wechselhaf­ten Bayerin traut der Coach viel zu. „Sie macht viele Sachen sehr gut, und die müssen wir stärken“, sagte Graller. „Lena muss zeigen, dass sie besser ist, als in den Ranglisten steht.“

Den Sieg holte überrasche­nd Petra Vlhova aus der Slowakei vor USStar Mikaela Shiffrin. „Es wird ein cooler Kampf mit ihr in diesem Winter“, sagte Olympiasie­gerin Shiffrin. „Das ist aufregend.“

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