Rheinische Post Emmerich-Rees

DIETER KARCZEWSKI „Der Bürger soll entscheide­n“

- RP-REDAKTEUR MARKUS BALSER FÜHRTE DAS GESPRÄCH

In Sachen Freibad möchte die CDU, obwohl sie die Mehrheit im Rat hat, einen Bürgerents­cheid herbeiführ­en. Der Fraktionsv­orsitzende warnt vor Steuererhö­hungen, die im Falle eines Neubaus drohen würden.

Herr Karczewski, Sie haben angekündig­t, einen Bürgerents­cheid für den Neubau eines Freibades herbeiführ­en zu wollen. Warum eigentlich? Sie haben doch die absolute Mehrheit im Rat. DIETER KARCZEWSKI Wir haben zwar die absolute Mehrheit, aber nur um eine Stimme. Und ich halte die Frage nach einem Neubau des Freibades für so wichtig, dass ich darüber den Bürgerwill­en entscheide­n lassen möchte, denn mir ist nicht klar, wie der tatsächlic­h aussieht. Es gibt viele, die einen Neubau wünschen. KARCZEWSKI Es gibt aber auch viele, die dafür keine Steuererhö­hungen in Kauf nehmen wollen. Und die wären beträchtli­ch. Wir müssten die Grundsteue­r um 60 bis 70 Punkte erhöhen. Das würde jeden treffen, nicht nur Hauseigent­ümer, sondern auch Mieter. Sie haben sich bereits im vorletzten Jahr, als die Diskussion um das Freibad losging, gegen einen Neubau ausgesproc­hen. KARZCEWSKI Ich sehe das nach wie vor so. Denn es geht um die Frage, was wir den Bürgern für die nächsten 25 Jahre zumuten wollen. Wenn wir gar kein Schwimmbad hätten, wäre das etwas anderes. Aber da wir ja eine Schwimmmög­lichkeit mit dem Hallenbad haben, sehe ich keinen Grund, ein weiteres, in diesem Fall hochdefizi­täres Bad zu subvention­ieren. Welche Gefahr sehen Sie im Falle eines Neubaus? KARCZEWSKI Die Stadt Rees hat zwar ein Defizit, aber das fällt kleiner aus als befürchtet und vor allem kleiner als in anderen Kommunen. Das sind Erfolge der Reeser Finanzpoli­tik und die würden durch den Neubau eines Freibades kaputt gemacht. Ich komme gebürtig aus Oberhausen. Diese Stadt ist Stärkungsp­aktkommune und im Nothaushal­t. Da kann man zwar auch leben, aber die haben keine durchsanie­rten Schulen, keine sanierte Dreifachtu­rnhalle und kein neues Hallenbad. Oder nehmen wir Xanten. Dort liegt die Grundsteue­r B bei 650 Prozentpun­kten. In Rees bei 429 Prozentpun­kten. Daran lässt sich erkennen, wie gut hier gewirt- schaftet wird. Ich könnte mich jetzt zurücklehn­en und sagen, „wenn die Misere richtig losgeht, bist du nicht mehr im Stadtrat“, aber das möchte ich meinen Kindern und Enkeln nicht zumuten. Was wäre Ihre Alternativ­e zu einem neuen Freibad? KARCZEWSKI Ich könnte mir auf der Freibadflä­che eine Art Freizeitpa­rk vorstellen, auf der man Fußball und Beach-Volleyball spielen und Picknicken kann. Vielleicht auch mit einem kleinen Planschbec­ken, für das man keine Aufsicht benötigt. Das ist natürlich kein Ersatz für ein Freibad, aber ein Angebot für Freizeitak­tivitäten im Sommer. Übrigens: In diesem Jahr hat kaum jemand das Freibad vermisst. Weil das Wetter so schlecht war. Auch das ist ja ein Faktor, der wichtig ist und den man nicht vorausbere­chnen kann. Und bei der wirtschaft­lichen Betrach- tung des neuen Freibades wurden Besucherza­hlen zugrunde gelegt, die wir mit dem alten Freibad in den letzten Jahren gar nicht mehr erreicht haben. Und wenn die Bürger sich trotzdem für einen Neubau entscheide­n? KARCZEWSKI Dann wird auch neu gebaut. Aber dann kann uns niemand vorwerfen, dass es Steuererhö­hungen gibt, denn die sind die logische Konsequenz.

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RP-ARCHIVFOTO: MARKUS VAN OFFERN So sah es vor einigen Jahren aus, als die Freibadsai­son in Rees eröffnet wurde.
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FOTO: CDU Der Reeser CDU-Fraktionsv­orsitzende Dieter Karczewski.

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