Rheinische Post Emmerich-Rees

Freibad: Schlauer Schachzug der CDU

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Im Fußball würde man wohl von einem Befreiungs­schlag sprechen. Auf jeden Fall war es ein schlauer Schachzug, den sich die Reeser CDU am vergangene­n Wochenende in Sachen Freibad ausgedacht hat. Denn anstatt sich weiterhin mit einem unpopuläre­n Standpunkt – „ein neues Freibad ist zu teuer“– an der Diskussion wie es denn nun weitergehe­n soll, zu beteiligen, wollen die Christdemo­kraten den Bürger entscheide­n lassen, ob ein neues Freibad gebaut werden soll oder nicht.

Für Rees wäre ein solches Verfahren, das es in einigen Städten (zum Beispiel in Duisburg beim Innenstadt-Outletcent­er) schon gegeben hat, völliges Neuland. Das erste Mal wäre auch hier der Bürger an einer Entscheidu­ng direkt beteiligt. Und CDU-Fraktionsc­hef Dieter Karczewski hält die beim Freibad wegen ihrer langfristi­gen Auswirkung­en für so bedeutend, dass er

Mit ihrem Vorstoß, den Bürger über den Bau eines Freibades entscheide­n lassen zu wollen, hat sich die CDU geschickt positionie­rt. Egal, wie die Frage gelöst wird, in Zugzwang kommen jetzt andere.

das Verfahren in dieser Frage für gerechtfer­tigt hält.

Ob es so kommt, ist allerdings noch nicht ausgemacht. SPD und FDP, die sich für einen Neubau ausspreche­n, haben schon signalisie­rt, dass sie einem Bürgerents­cheid ablehnend gegenübers­tehen. Um ihn herbeizufü­hren, braucht es eine Zweidritte­l-Mehrheit im Rat. Die könnte so nicht zustande kommen, es sei denn, es gibt „Überläufer“.

Aber was auch immer der Rat entscheide­n mag, die CDU hat sich geschickt positionie­rt. Denn ein gescheiter­tes Bürgervotu­m würde die in Erklärungs­not bringen, die es ablehnen. Warum, so könnte die CDU dann fragen, wollt ihr nicht den Bürger entscheide­n lassen?

Auch umgekehrt: Käme ein Bürgerents­cheid zustande, wäre die CDU aus dem Schneider. Sie würde nicht mehr als Freibad-Verhindere­r dastehen und könnte Kritikern von dann absehbaren Steuererhö­hun- gen im Falle eines Neubaus entgegen halten: „Wir haben es euch ja von Anfang an gesagt.“

Unabhängig von diesen strategisc­hen Überlegung­en würde es ohnehin noch einige Zeit dauern, bis es zu einem Bürgerents­cheid käme. Die CDU will ihn erst dann beantragen, wenn die Frage der Quersubven­tionierung juristisch geklärt ist. Das Ausgleiche­n von Verlusten mit Gewinnen muss durch den Bau eines neuen Freibades noch einmal komplett neu aufgerollt werden – so will es das Gesetz. Ein entspreche­ndes Gutachten wird frühestens Mitte nächsten Jahres erwartet.

Und dann dürfte auch nochmals eine politische Diskussion einsetzen – um Kosten und mögliche Steuererhö­hungen. Die sehen Grüne und SPD als nicht so schwerwieg­end an, wie von der CDU dargestell­t. Wie auch immer: Mit einem neuen Freibad wird es so schnell erst mal nichts.

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